Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Hause.«
Verdammt! Sie hatte gehofft, er müßte wenigstens eine Nacht in einer Zelle zusammen mit dem Abschaum, zu dem er selbst gehörte, verbringen. Sie hatte gehört, daß Knackis mit Leuten, die sich an Kindern vergreifen, ziemlich rauh umspringen.
»Prima«, sagte sie. »Dann ist er also wieder auf der Straße, wo er Drohungen ausstoßen und Jagd auf kleine Kinder machen kann. In was für einem System leben wir eigentlich?«
»Genaugenommen stößt nicht er die Drohungen aus – sondern sein Anwalt.«
Alicia erstarrte. »Weshalb? Weil sein perverser Mandant mit der Hand in der Unterhose eines kleinen Mädchens erwischt wurde? Wo er an den Genitalien einer Vierjährigen herumfummelte?«
»Nun, natürlich, er erklärt, daß sein Mandant niemals so etwas getan hat, daß Sie sich vollkommen geirrt und den armen Mr. Stevens ohne den geringsten Anlaß angegriffen haben.«
»Was würden Sie denn anderes von einem Anwalt erwarten?«
»Ja, aber …«
»Ja, aber was?« Alicia schluckte. Ihre Zunge fühlte sich an wie Kreppapier. »Das nehmen Sie ihm doch nicht ab, oder?«
»Nein. Aber eins muß ich Ihnen sagen – Kanessa Jackson ist keine Hilfe. Dieses kleine Mädchen ist völlig durcheinander.«
»Was erwarten Sie denn? Sie ist erst vier und hatte furchtbare Angst.«
»Und sie ist nicht … nun …«
Er schien Schwierigkeiten zu haben, das nächste Wort auszusprechen, daher war Alicia ihm behilflich.
»›Bei sich‹? Ist es das, was Sie sagen wollten?«
»Ich wollte geistig zurückgeblieben sagen, aber ich habe irgendwo gehört, daß dieser Begriff heute nicht mehr benutzt wird.«
»Da haben Sie richtig gehört. ›Mental gehandikapt‹ ist heute in Mode, aber Kanessas Handikaps gehen über das Mentale weit hinaus. Sie ist nicht nur HIV-positiv, sondern sie war auch ein Crack-Baby. Sie hat keinerlei postnatale Versorgung bekommen. Vor ihrer Geburt lebte sie im Leib einer Frau namens Anita Jackson, die die meiste Zeit des Tages total stoned war. Und wenn Anita nicht gerade auf Wolke Sieben schwebte, hatte sie Sex auf alle möglichen Arten, die man sich vorstellen kann, um Geld für ihre nächste Dosis Kristalle zusammenzukriegen. Endlich, nach sieben Monaten eines ständigen Drogentrips, wurde Kanessa vom Uterus ihrer Mutter in irgend einer Seitengasse in die Welt hinausgespuckt. Wir wissen den Zeitpunkt nicht genau – entweder während oder kurz nach der Geburt – jedenfalls bekam Kanessas Gehirn zu wenig Sauerstoff, wodurch sie sich nun fast ständig in einem Zustand leichter Verwirrung befindet.«
Sie beobachtete, wie Matthews die Augen schloß.
»Mein Gott«, murmelte er. »Soviel zum Thema Kindesmißbrauch.«
Er war offensichtlich zutiefst erschüttert. Das gefiel Alicia.
»Physisch und emotional«, sagte Alicia. Sie spürte, wie sich ohnmächtiger Zorn in ihr regte, was immer geschah, wenn sie an Kanessas Mutter dachte. »Anita Jackson hat sich nicht ein einziges Mal die Mühe gemacht, vorbeizukommen und nach dem Kind zu sehen. Sie hat acht Kinder geboren. Gott weiß, wo die Hälfte von ihnen abgeblieben ist.«
»Acht«, flüsterte Matthews. »Mein Gott!«
»Und sie ist schon wieder schwanger.«
»Oh, nein.«
»Jawohl. Wissen Sie, wenn Sie mich als Studentin oder auch noch als Assistenzärztin gefragt hätten, ob ich die zwangsweise Sterilisation befürworte, hätte ich Ihnen wahrscheinlich den Kopf abgerissen. Aber jetzt … also …«
Sie ließ das Ende des Satzes offen. Sie wollte dem Gedanken nicht dorthin folgen, wohin er sie unweigerlich führen würde. Sie hatte ihn einmal in einer Phantasiewelt durchgespielt, wo die Anita Jacksons der City gekidnappt, betäubt und sterilisiert wurden, um dann wieder auf die Straße zurückgebracht zu werden, wo sie mit sich selbst tun und lassen konnten, was sie wollten, aber ungeborenen Kindern kein Leid mehr zufügen konnten.
»Nun ja«, seufzte er. »Ich vermute, dann wissen Sie, daß Kanessa nicht in der Lage sein wird, Ihre Darstellung zu bestätigen. Am Ende läuft es darauf hinaus, daß Ihr Wort gegen das von Floyd Stevens steht.«
»Prima.«
Er schaute sie ernst an, und das verursachte Alicia Unbehagen. Es war fast so, als studierte er sie.
»Sie sind aber ganz schön hart.«
»Wenn es um diese Kinder geht? Darauf können Sie wetten.«
»Nun, das müssen Sie auch sein. Stevens’ Anwalt – ein Bursche namens Barry Fineman, von dem Sie bestimmt bald hören werden, wie ich glaube – hat nach der Kautionsverhandlung herumgetönt. Ich
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