Handyman Jack 02 - Der Spezialist
angerufen und gefragt worden, ob sie es sich vielleicht mit der Mißbrauchsklage überlegt hätte. Was jetzt noch?
»Mir geht es gut«, sagte er. »Nun, der Grund meines Anrufs ist der, daß ich wahrscheinlich gute Neuigkeiten für Sie habe.«
»Über Stevens?«
»Genau den.«
»Bekennt er sich schuldig?«
»Nein, aber es ist fast genausogut. Ich würde Ihnen alles gern beim Dinner erzählen.«
Alicia spürte, wie sich ihre Borsten sofort aufrichteten. »Will … wenn es um meine Anzeige geht, glauben Sie nicht, daß ich …«
»Es hat nicht direkt mit Ihrer Anzeige zu tun. Wenn Sie darauf bestehen, erzähle ich es Ihnen hier und jetzt, aber wenn Sie keine anderen Pläne haben, würde ich es lieber während eines frühen Dinners tun. Ich verspreche Ihnen, Sie werden ganz bestimmt nicht enttäuscht sein.«
Alicia zögerte. Zuerst ein Mittagessen, nun ein Dinner, dann … was?
Ich habe keine Zeit für so etwas.
Aber wenn er in seiner Freizeit Nachforschungen über Stevens angestellt und etwas Hilfreiches herausbekommen hatte, wie konnte sie dann ablehnen?
»Okay«, sagte sie. »Gehen wir zusammen essen. Wann und wo?«
Er fragte sie, ob sie italienische Küche mochte. Als sie das bejahte, nannte er ihr die Adresse einer Trattoria auf der Seventh Avenue, etwa zehn Blocks vom Center entfernt. Er würde sie in einer halben Stunde dort erwarten.
Es sind gute Neuigkeiten, versprach er ihr. Sie hoffte es inständig. Sie hatte sie nämlich dringend nötig.
5
»Sie essen wohl sehr oft hier«, stellte Alicia fest, während sie in einer Nische Platz nahmen, die groß genug war für vier Personen.
Alicia war ein wenig zu früh gekommen. Normalerweise wäre sie zu Fuß gegangen. Aber trotz Jacks Versicherung, daß niemand sie vor ihrem montäglichen Treffen mit den Anwälten behelligen würde, hatte sie ein Taxi genommen.
Will erschien ein paar Minuten später. Der Oberkellner begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln, und drei Gäste hatten ihm von der Bar aus zugewinkt.
Er zuckte die Achseln. »Ich glaube, wenn ich schon mal ausgehe, dann immer hierher. Aber das geschieht nicht öfter als ein- oder zweimal die Woche.«
War er vielleicht auch gestern abend hier? überlegte sie. Wenn er anstelle von Jack hinter mir hergekommen wäre, dann säßen Thomas und seine Schläger jetzt im Gefängnis, und die ganze Angelegenheit wäre geregelt.
»Ich dachte, Polizisten frequentieren vorwiegend Polizistenbars.«
»Das tun sie auch. Ich habe zwei Jahre lang mein Geld in die liebste Kneipe des Reviers Midtown South getragen, aber Sie müssen wissen, daß man das ständige Polizistengequatsche irgendwann mal leid ist. Zumindest kann ich das für mich sagen. Hier bin ich nur Will Matthews, der zufälligerweise Cop ist.«
Ein Kellner brachte einen Korb mit Pizzabrötchen und langen, dünnen italienischen Brotstangen. Nachdem er sich nach ihren Vorlieben in bezug auf Wein erkundigt hatte, bestellte Will schließlich eine Flasche Chianti Classico, dann lehnte er sich vor.
»Kommen wir gleich zu den neuesten Nachrichten über Floyd Stevens.«
Er hielt ihr einladend den Brotkorb hin, und sie entschied sich für eine Brotstange.
»Bitte.« Sie biß das Ende der Brotstange mit einem deutlichen Knacken ab. »Ich habe ihn längere Zeit beschattet.«
»Das hat man Ihnen gestattet?« fragte sie erstaunt. »Ich meine, wo doch täglich so viele Verbrechen begangen werden …«
»Ich wünschte, sie hätten es getan. Ich hab’s in meiner Freizeit gemacht.«
»In Ihrer Freizeit?« War Alicia vor Sekunden noch überrascht gewesen, so war sie jetzt deutlich schockiert. »Aber warum?«
»Ich hab’s Ihnen doch erzählt. Ich habe mal bei der Sitte gearbeitet, und ich kenne diese Schweine. Sie sind nicht zu kontrollieren. Sie haben ihn gestört, daher denke ich, daß er vielleicht nicht gekriegt hatte, was er wollte. Und das bedeutete, daß er schon bald wieder auf die Suche gehen würde. Als ich nun Feierabend hatte, bin ich sofort zur Upper West Side gefahren und habe mich vor seinem Haus postiert und darauf gewartet, daß er entweder reinging oder herauskam.«
»Und?«
»Gestern abend ging er aus. Er marschierte runter in die Garage, wo er seinen Wagen parkt, und fuhr schnurstracks zum Minnesota Strip.«
»Was ist das?«
»Ein Platz, den Sie wahrscheinlich niemals sehen werden. Es ist eine Art Supermarkt für Sex. Es wimmelt dort von Prostituierten jederlei Alters und Geschlechts.«
»Jederlei Geschlechts? Ich kenne nur
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