Handyman Jack 02 - Der Spezialist
wollte.
Der Kellner brach den Zauber dieses Moments, als er den Wein an den Tisch brachte.
Will ließ mit großartiger Geste den Schluck Chianti, der ihm zum Kosten eingeschenkt worden war, in seinem Glas kreisen, um ihn mit Luft in Berührung zu bringen, prüfte seine Farbe, roch daran, »kaute« ihn regelrecht in seinem Mund, machte alles mögliche damit, außer damit zu gurgeln, dann schluckte er ihn und verzog angeekelt das Gesicht.
»Das ist ja das reinste Spülwasser!« erklärte er dem Kellner. »Nehmen Sie die Flasche wieder mit und schütten sie sie wer weiß wohin, nur weg!«
Der Kellner schnaubte erbost. »Jawohl«, knurrte er mit einem schiefen Lächeln. »Als hätten Sie Ahnung davon!«
Er schenkte den Wein in Alicias Glas, dann füllte er Wills Glas damit auf.
»Ich bin hier wie Rodney Dangerfield«, sagte Will und schüttelte den Kopf. »Keiner hat Respekt vor mir.«
»Bei Bier magst du vielleicht ein wenig Bescheid wissen«, sagte der Kellner. »Aber bei Wein? Das kannst du wohl vergessen.«
Er ließ die Flasche auf dem Tisch stehen und entfernte sich.
»Sie kommen wirklich oft hierher.«
Will lachte. »Ja, Joey ist der Neffe des Eigentümers. Wir kennen uns schon lange.«
Alicia trank von ihrem Wein und fand den ersten Schluck ein wenig herb, aber der zweite war nicht übel.
»So«, sagte sie und tastete sich an eine Frage heran, die sie auf einmal zunehmend beschäftigte. »Ich kann mir vorstellen, daß es sich nachhaltig auf Ihre sozialen Kontakte auswirkt, wenn Sie den ganzen Tag arbeiten und abends und nachts irgendwelchen Leuten hinterhersteigen.«
»Soziale Kontakte? Was ist das?«
»Sie wissen doch – Freunde, Familie, eine Freundin … solche Dinge.«
»Es war kein Opfer, glauben Sie mir. Meine Freunde haben mich nicht vermißt, meine Familie hat sich in South Carolina zur Ruhe gesetzt, und was die Frau in meinem Leben angeht« – er drehte sein Glas zwischen den Fingern und starrte gedankenverloren in die hin und her schwappende rote Flüssigkeit –, »sie hat sich vor fast einem Jahr aus dem Staub gemacht.«
»Das tut mir leid«, meinte Alicia und gab sich im Geiste einen Tritt, weil sie so neugierig gefragt hatte. Sie suchte nach irgendeiner passenden Bemerkung. »Ich – ich vermute, die langen Dienststunden eines Polizisten sind für eine Beziehung nicht gerade förderlich.«
Will schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, das wäre es gewesen. Damit wäre ich zurecht gekommen, ich hätte vielleicht sogar etwas ändern können. Nein … es war etwa um diese Zeit vor einem Jahr, als sie nach Vermont flog, um ihre Eltern zu besuchen – sie leben in einer kleinen Stadt namens Brownsville –, und dort einen guten alten Freund traf. Sie schauten einander tief in die Augen, sahen, daß das alte Feuer noch brannte, und schon hing sie am Telefon und erzählte mir alles und teilte mir zum Schluß mit, sie käme nicht mehr zurück nach New York, sie bliebe in Vermont und würde den Knaben heiraten.«
»Das muß sehr weh getan haben«, sagte Alicia mitfühlend. Er hatte die Geschichte äußerlich ruhig und sachlich erzählt, aber sie spürte den Schmerz, der bei ihm immer noch vorhanden war.
»Das tat es. Es waren ungefähr eine Million Telefongespräche und am Ende sogar ein Trip nach Vermont nötig, ehe ich kapierte, daß sie es tatsächlich ernst meinte.« Er richtete sich auf und sah sie an, als wollte er damit seine Erinnerungen vertreiben. »Aber das war damals. Ich hab’s überwunden. Das Leben geht weiter.«
Und jetzt denkst du sicher, du solltest dir jemand anderen suchen, überlegte Alicia. Bitte vergaff dich nicht in mich, Will Matthews. Du hast schon genug Verdruß gehabt.
»Wie steht’s denn mit Ihnen?« fragte er. »Wie sieht Ihr Liebesleben aus?«
Alicia wiederholte seine vorherige Antwort. »Liebesleben? Was ist das?« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Vor allem, wenn man verheiratet ist.«
Er blinzelte. »Verheiratet? Ich dachte …«
Für einen Moment erlag sie beinahe der Versuchung, ihre Geschichte von einem umherreisenden Geliebten auf einen umherreisenden Ehemann umzumünzen, aber sie konnte ihn nicht anlügen. Nicht nach dem, was er für sie getan hatte.
»Aber Sie haben meinen Partner bereits kennengelernt«, sagte sie und lächelte, nachdem sie seine verblüffte Miene einige Sekunden lang gemustert hatte. Dann erlöste sie ihn. »Das Center. Wir sind unzertrennlich, wissen Sie.«
»Oh!«
Er lachte. »Mit dem Job verheiratet«, meinte er und
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