Handyman Jack 02 - Der Spezialist
zwei.«
»Nun, es gibt dazwischen eine ganze Palette verschiedenster Varianten. Mal sehen … wie drücke ich es am besten aus … zum Beispiel gibt es Kerle, die sind obenherum völlig verändert – Sie wissen schon, Brustimplantate und Hormonbehandlung der Haut –, die aber unten herum vollständig ausgestattet sind … sie sind auf dem Strip ganz besonders heiß begehrt.«
Will zuckte die Achseln. »Das Volk da unten ist ziemlich schrill, aber persönlich berührt mich das nicht sosehr. Jeder kann machen, was er will, um seinen Spaß zu haben. Aber wenn die Zuhälter anfangen, Kinder für die Hühnerhabichte bereitzuhalten …«
»Hühnerhabichte?« Das ist wie eine eigene neue Sprache, dachte Alicia. »Was ist das?«
»Eigentlich sind damit Schwule gemeint, die auf sehr junge männliche Prostituierte fliegen, aber ich benutze den Begriff für jeden, hetero oder nicht, der auf Kinder aus ist.«
»Hühner«, sagte Alicia und spürte, wie ihr übel wurde. »Jung, zart, wehrlos.«
Sie betrachtete Will verstohlen. So sauber, fast jungenhaft aussehend mit seinem kurzen blonden Haar. Sein Job brachte ihn tagtäglich mit den schlimmsten Exemplaren der menschlichen Rasse in Kontakt, dennoch schien er davon irgendwie unberührt geblieben zu sein.
»Genauso ist es. Und Floyd Stevens ist einer von ihnen. Ich bin ihm gefolgt. Er wußte genau, wo er hin wollte – tatsächlich glaube ich sogar, daß er vorher angerufen und sein Kommen angekündigt hat, denn an einer Ecke wartete schon jemand mit einem sehr jung aussehenden Mädchen auf ihn. Er hielt dort an, die Kleine stieg in den Wagen, und die beiden fuhren weg.«
Die Brotstange zerkrümelte zwischen Alicias Fingern, als in ihr die nackte Wut hochloderte. »Und Sie haben ihn in Ruhe gelassen?«
»Natürlich nicht. Ich wollte die Dinge nicht noch komplizierter machen, indem ich ihn selbst schnappte – ich wollte nicht, daß dieser Anwalt auch noch von Nötigung oder Anstiftung zu einer Straftat zu faseln beginnt –, daher benachrichtigte ich zwei Leute von der Sitte, die ich von früher kenne, während ich ihm zu den Docks folgte. Sie warteten, bis er geparkt hatte, schlichen sich an und erwischten ihn sozusagen in flagranti.«
»Jetzt wird ihn doch hoffentlich jemand von der Straße holen, nicht wahr?« sagte sie und wischte sich die Brotkrümel vom Revers ihrer Kostümjacke.
»Er ist schon von der Straße weg. Zumindest vorerst. Er wurde wegen sexueller Handlungen mit einer Minderjährigen verhaftet.«
»Und das ist Ihre gute Neuigkeit? Daß ein weiteres armes Kind von diesem Schwein mißbraucht wurde?«
»Ja, sehen Sie es denn nicht?« fragte Will und wirkte ein wenig verletzt. »Aus dieser Sache kann er sich nicht herauswinden. Nun hat er sich schon zwei Mißbrauchsvorwürfe in einer Woche eingehandelt. Er kann sich weder durch Drohungen noch durch Bestechung aus dieser Sache herauswinden, wenn die Zeugen Polizisten sind. Er wird viel zu sehr damit beschäftigt sein, sich zu verteidigen, um sich auf Sie einzuschießen. Sie sind vom Haken.«
… Vom Haken …
Alicia ließ sich gegen die gepolsterte Rückenlehne der Nische sinken, als die Bedeutung von Wills Worten durch ihre Wut auf Floyd Stevens hindurchsickerte.
»O mein Gott«, sagte sie leise. »Sie haben recht. Er kann nicht behaupten, daß er Kanessa nicht angefaßt hat. Er kann auch nicht behaupten, ich hätte mir das alles nur eingebildet und völlig übertrieben reagiert.«
»Und das beste ist«, sagte Will, »für gestern abend bekommt er einen Denkzettel. Er wird ganz sicher ins Gefängnis müssen.«
Alicia schloß die Augen und atmete tief durch. Sie hatte das Gefühl, als wäre ein Stein von der Größe eines kleinen Planeten von ihrem Herzen gerollt.
»Vielen Dank«, sagte sie und sah Will an. Ein durch und durch warmes Gefühl für diesen freundlichen und fähigen Polizisten rührte sich plötzlich in ihr. »Was Sie getan haben, ist mehr, als Ihre Pflicht von Ihnen verlangt. Ich … ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.« Impulsiv streckte sie den Arm aus und ergriff seine Hand. »Ich danke Ihnen.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nur einen Perversen aus dem Verkehr gezogen und einer ganz besonderen jungen Lady aus einer Klemme geholfen. Glauben Sie mir, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.«
Alicia bemerkte, daß Will ihre Hand mit seinen beiden Händen ergriffen hatte. Sie konnte sie jetzt schlecht wegziehen … und war sich nicht ganz sicher, ob sie es überhaupt
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