Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Es schien ein Werk der Andersheit zu sein. Ich bin zutiefst verwirrt.«
Ich auch, dachte Roma. Warum wollte die Andersheit den Fremden beschützen? Es ergab keinen Sinn. Vielleicht irrte Mauricio sich.
»Du hättest zuerst einmal nicht ohne meine Erlaubnis handeln dürfen«, sagte er. »Ich werde so etwas nicht mehr dulden, verstanden?«
Mauricio schwieg.
»Ich hatte vorhin ein längeres Gespräch mit dem Fremden. Er hatte zum Glück keine Ahnung von der Andersheit und allem, was damit verbunden ist. Von ihm haben wir nichts zu befürchten. Wenn die zweite Hälfte der Lieferung eintrifft, dann werden wir ihm beide Pakete wegnehmen.«
»Im Hinblick auf meine Erfahrungen mit ihm dürfte das nicht so einfach sein.«
Roma dachte darüber nach. Er würde nicht zulassen, dass diese unerwarteten Ereignisse ihn beunruhigten. Er würde kühl und gelassen bleiben.
»Deshalb müssen wir in Erfahrung bringen, wer er ist und, wie ich schon früher erklärte, wen er liebt. Mit dem entsprechenden Druckmittel können wir ihn in jede Richtung drängen, die wir wollen.« Roma schloss die Augen und machte einen tiefen Atemzug. »Ah. Spürst du es?«
In diesem Augenblick konnte er die Ladung in der Luft fast riechen. Erneut beglückwünschte er sich für seinen klugen Plan, all diese Sensitiven an einem Punkt zu versammeln. Sie waren wie Blitzableiter und zogen den Einfluss der Andersheit an, und während sie schliefen, würden sie sie in sich aufnehmen und ihre Kraft durch das Gebäude leiten und die Barriere zwischen dieser Ebene und der Andersheit lange genug schwächen, um zuzulassen, dass etwas von der anderen Seite herüberschlüpfte.
Die zweite Lieferung war jetzt unterwegs… er konnte spüren, wie die Barriere dünner wurde, wie die winzige Spalte sich öffnete…
Und erneut, wie in der vergangenen Nacht, würde dieser Einfluss von der anderen Seite diesen Sensitiven die schlimmsten Albträume ihres Lebens bescheren.
James …
… erwacht und blinzelt im grellweißen Glanz, der durch das Fenster seines Zimmers hereindringt und ein leuchtendes Rechteck auf den Teppichboden zeichnet.
Das Licht erstrahlt unerträglich hell, versengt seine Netzhaut. Es ist so hell, dass es sich fast solide anfühlt.
Jim könnte schwören, er hätte die Vorhänge zugezogen, ehe er sich schlafen gelegt hat, aber jetzt sind sie weit offen, als wären sie aufgezogen oder von diesem Strahl von oben verbrannt worden.
Woher kommt er? Ganz bestimmt ist es nicht der Mond, und für Sonnenlicht ist er zu weiß.
Er will sich nicht bewegen, will nicht die Sicherheit seines Bettes verlassen, doch er muss die Quelle kennen. Wie eine zögernde Motte, klüger als ihre Artgenossen und wohl wissend, dass ihre Flügel verbrannt werden, aber wehrlos einem Urtrieb ausgesetzt, wird Jim unwiderstehlich von diesem strahlenden Schaft aus Licht angezogen. Darauf achtend, dass das Licht ihn nicht treffe, blickt er von der Seite durchs Fenster, kann aber die Lichtquelle nicht finden. Schließlich fasst er sich ein Herz und tritt in den Lichtbalken …
… und schreit auf, als das Licht ihn durchbohrt. Es ist ein physisch greifbares Ding, frisst sich durch Haut, Fett, Knochen und Organe, durchdringt jede Zelle eines jeden Gewebes. Er spürt den Aufprall der Photonen wie Bleischrot, der durch ihn hindurchschießt.
Und sobald er fest und unumkehrbar aufgespießt ist, hebt das Licht ihn hoch wie einen Fisch am Speer und reißt ihn zum Fenster. Er krümmt sich vor Angst, als er das Glas der Scheibe auf sich zurasen sieht. Er schlägt die Arme vors Gesicht und heult auf, als er durch die Scheibe bricht… aber sein Schreien versiegt, als er hindurchgleitet und Fenster und Fleisch unversehrt bleiben.
Er hat Angst – verdammt, er ist ein sich zu Tode fürchtender armer kleiner Junge, der nur zurück zu seiner Mami will –, zugleich aber ist er erfüllt von Ehrfurcht und Staunen. Er ist nicht in dem Licht gefangen, er ist ein Teil davon, ist mit ihm verschmolzen. Und während er hochschaut, sieht er auch die unerträglich helle Quelle, eine runde Öffnung im brodelnden Herzen des Kosmischen Eis, einen winzigen Nanosekundenbruchteil vor dem Großen Knall.
Er treibt nicht darauf zu, er steigt fast mit Lichtgeschwindigkeit hoch, weit schneller als die Fluchtgeschwindigkeit beträgt. Hinter sich lässt er den schimmeligen Apfel Erde, rast am Mond vorbei und jagt durch den interstellaren Raum, am Mars vorüber, durch die taumelnden Asteroiden mitten
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