Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Christusbilder waren auf die gerahmten Kunstdrucke geklebt worden. Und Kreuze und Kruzifixe, mindestens ein Dutzend, waren mit Klebeband an den Wänden befestigt, ein besonders großes über dem Doppelbett –
»Verdammt!«, stieß er hervor und machte fast einen Satz nach hinten, als er Olive darin liegen sah.
Zumindest war er sich ziemlich sicher, dass es Olive war – oder gewesen war. Die Laken waren bis zu ihrem Hals hochgezogen, aber sie schlief nicht. Ihre Augen waren entfernt worden, und zurückgeblieben waren rot verkrustete Höhlen, die zur Decke starrten. Schlimmer noch, ihre Lippen waren abgeschnitten worden, und das nicht allzu sorgfältig, sodass ihr Gesicht nun zu einem grässlichen Grinsen erstarrt war.
Wachsam, mit revoltierendem Magen, bewegte Jack sich langsam in Richtung Bett. Die Kissen und die Tagesdecke waren seltsamerweise sauber – kein Blutfleck war zu sehen. Ihr Gesicht stellte eine Maske des Grauens dar, aber was hatten sie mit ihrem Körper getan? Er musste es wissen. Indem er sich gegen das Schlimmste wappnete, fasste er nach dem Saum der Decke und zog sie zurück.
»O mein Gott.«
Zuerst war Jack sich nicht ganz sicher, was er sah, aber es stieß ihn auf jeden Fall ab. Er sah in Olives nackter Haut zahlreiche lange Schnitte – Einstiche, Mulden, fehlende Haut- und Fleischstücke. Falls das eine Folter war, dann glich sie nichts, was Jack kannte oder von dem er je gehört hatte. Eine Art Ritual vielleicht? Aber etwas, das weiter ging als Stechen und Schneiden, war ganz und gar abartig. Und dann, mit einem Schock, als hätte ihn ein Schlaghammer getroffen, erkannte er, was es war. Er schnappte nach Luft und wich instinktiv einen Schritt zurück.
Er schaute auf Olives Rücken.
Ihr Kopf war immer noch mit dem Körper verbunden, aber er war um 180 Grad herumgedreht worden.
Das Klirren von zerbrechendem Glas ließ Jack zusammenzucken. Er wirbelte herum und suchte die Quelle dieses Geräuschs. Von dort drüben – am Fenster.
Er sprang hin, wischte die Gardinen mit einer Armbewegung zur Seite. Das Glas war unversehrt.
»Ich hätte schwören können…«
Er schob den Kopf hinaus und blickte auf die Hinterfront des Hotels. Ein weißes Flattern lenkte seine Aufmerksamkeit nach links. Ein Teil der Gardinen des Nebenzimmers flatterte durch ein mannsgroßes Loch im Fenster. Jack schaute nach unten. Keine Leiche lag zerschmettert auf dem Dach des nächsten Gebäudes drei Stockwerke tiefer. War etwa jemand durch das benachbarte Fenster eingebrochen?
Der Klang einer zuschlagenden Tür hallte durch die geborstene Fensterscheibe.
Jack stieß sich vom Fenster ab, raste zur Tür und ergriff dabei seinen losen Hemdzipfel. Er drehte den Knauf mit der mit Stoff bedeckten Hand und stürmte in den Flur.
Zu seiner Linken sah er Romas Affen aus einem der Zimmer herauskommen und erstarrte bei seinem Anblick. Rechts von ihm hatte eine flüchtende Gestalt – schwarzer Anzug und schwarzer Hut – drei Viertel der Entfernung bis zum Ende des Korridors überwunden. Er rannte eigentlich nicht, hatte es nur eilig und war erstaunlich schnell. Der Kerl blickte über die Schulter, zeigte ein bleiches Gesicht und eine dunkle Sonnenbrille, dann begann er zu rennen.
Einer der Buhmänner in Schwarz, dachte Jack, während er hinter ihm her sprintete. Okay, Freundchen. Mal sehen, wie du mit jemandem zurechtkommst, der ein wenig zäher ist als eine Lady mittleren Alters.
Die schwarz gekleidete Gestalt verschwand durch den Notausgang ins Treppenhaus.
Jack stürmte hindurch und verharrte auf dem Absatz, wobei er undeutlich nackte, beige gestrichene Steinstufen wahrnahm. Dazu ein Stahlgeländer, dunkelbraun mit grellgrünen Flecken, die dort durchschienen, wo die Farbe weggeplatzt war. Er konzentrierte sich auf das schwache Echo weicher Sohlen auf der Treppe, gut zwei Stockwerke tiefer.
Er machte sich an die Verfolgung. Der Kerl war schnell. Und verdammt gelenkig, wenn er draußen vor dem Fenster von Olive gewesen war, während Jack die Leiche untersuchte. Er musste so etwas wie eine menschliche Fliege sein.
Nun, ich kann auch fliegen… in gewisser Weise.
Er setzte über das Geländer auf die Treppe darunter, dann rannte er ein paar Stufen abwärts und sprang erneut. Gefährlich – wenn er falsch aufkam, würde er sich einen Knöchel brechen –, aber das war die einzige Methode, wie er den Kerl jemals würde schnappen können.
Jack erreichte die Treppe direkt über dem Killer und schwang sich über das
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