Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Familie mit den Rubins, Melanies Eltern, zusammen. Ich erinnere mich auch noch an andere – die armen Harrisons, deren schwer behinderte Tochter nicht älter als fünf wurde, und die doppelt geschlagenen Bakers, deren Tochter Carly verschwand, nachdem sie ihren Bruder ermordet hatte. Sie und andere bildeten eine kleine Selbsthilfegruppe. Sie suchten nach Antworten und wollten wissen,
warum wir?«
Jack warf einen kurzen Blick auf Canfields verhüllte untere Hälfte und fragte sich, was sich unter der Decke verbarg.
»Ein Strahlenunfall vielleicht?«, äußerte Jack eine Vermutung.
Canfield schüttelte den Kopf. »Ein Untersuchungsteam vom Mount Sinai Hospital kam zu uns heraus und stöberte herum – auf der Suche nach Hinweisen für genau das. Als sich das nicht nachweisen ließ, gingen sie dazu über, das Wasser und die Erde auf chemische Verunreinigungen zu testen. Doch sie fanden nichts. Melanie denkt, sie fanden nur deshalb nichts, weil sie nach einer natürlichen Ursache suchten. Sie denkt, die Ursache war unnatürlich.«
Canfields Beine regten sich wieder unter der Decke… auch das war irgendwie nicht ganz natürlich.
»Wie was zum Beispiel?«
»Etwas anderes: etwas
ganz
anderes.«
»Ist das ein geheimer Code oder so was? Ich verstehe nicht.«
Canfield seufzte. »Melanie und ich haben uns endlos lange darüber unterhalten. Sie war überzeugt, dass Ende Februar oder Anfang März 1968, als ihre Mutter und meine Mutter und all die anderen Mütter gerade schwanger geworden waren, in Monroe etwas ›Unnatürliches‹ passiert ist. Etwas geschah, das die empfindlichen Zellstrukturen der winzigen Föten negativ beeinflusste. ›Ein Ausbruch von Andersheit‹ nennt sie es. Sie bezeichnet uns und die anderen Behinderten als ›Kinder der Andersheit‹.«
Oh-oh, dachte Jack. Ist es möglich, dass hier eine neue Verschwörungstheorie im Entstehen ist?
»Na schön«, sagte er. »Ich nehme das so hin. Was soll das genau heißen?«
Canfield zuckte die Achseln. »Das ist die Frage, die zu beantworten Melanie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Aber vor zwei Wochen erzählte sie mir, dass sie mit Professor Romas Hilfe der Antwort entschieden näher gekommen wäre… und dass sie vielleicht schon bald den Beweis für ihre Große Unifikations-Theorie in Händen halte.«
Wieder zurück zu Melanies Theorie. Alle Wege schienen zu diesem Roma zu führen.
»Ich würde diese Theorie liebend gerne einmal hören«, sagte Jack.
»Ich auch. Glauben Sie mir, wenn ein einziges Ereignis ihr Leben gestaltet hat –
missgestaltet
hat –, dann wollen Sie wissen, was es ist.«
»Wie genau hat es Melanie missgestaltet?«, fragte Jack.
»Tut mir Leid«, erwiderte Canfield und schüttelte den Kopf. »Fragen Sie Lew. Es war schön, mit Ihnen gesprochen zu haben.«
Aber ich kann Lew nicht fragen, dachte Jack. Er ist unterwegs nach Shoreham.
Und dann kam ihm die Möglichkeit in den Sinn, dass das Geheimnis hinter Melanie Ehlers derzeitigem Verbleib – und auch ihre geheimnisvolle Missbildung – nicht hier bei den SESOUP-Spinnern zu suchen war, sondern in ihrer Geburtsstadt. In Monroe.
Canfield hatte seinen Rollstuhl zurückgeschoben und machte Anstalten, sich zu entfernen.
»Eine Sache noch«, sagte Jack. »Was ist Ihr Anliegen hier?«
Canfield stoppte und drehte sich um. »Anliegen?«
»Ja. UFOs? Satan und die Endzeit? Die Neue Weltordnung? Die internationale Verschwörung der Banken? Der Cthulhu-Kult? Was ist Ihr Anliegen?«
»Haben Sie nicht zugehört?«, fragte Canfield. Dann rollte er davon.
Er weiß etwas, dachte Jack, als er ihm nachsah. So wie er den wichtigen Fragen ausweicht – o ja, er ist zweifellos darin verwickelt.
Jack schaute über den Aufenthaltsbereich und beobachtete, wie Evelyn aus dem Verwaltungsbüro des Hotels kam und in Begleitung von zwei Managertypen mit Namensschildern aus Messing an den Revers zum Fahrstuhl strebte. Sie waren unterwegs zu Olives Zimmer. Was bedeutete, dass es in etwa zehn Minuten im Hotel von blauen Uniformen wimmeln würde.
Vielleicht bot es sich jetzt an, sich noch einmal im Geburtshaus der vermissten Lady gründlich umzusehen.
12
Jack holte seinen Mietwagen aus der Garage und fuhr hinaus zur Long Island Gold Coast. Er besaß keine Straßenkarte und wusste nicht genau, wo Monroe lag, erinnerte sich aber, dass es irgendwo am Ende der Glen Cove Road sein musste. Unterwegs kam er an einem Straßenschild vorbei, das ihm die richtige Richtung angab. Danach
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