Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
dem Testen von Computerprogrammen, aber ich glaube nicht, dass er darin sonderlich erfolgreich ist. Warum? Glauben Sie, er ist daran beteiligt?«
»Das wäre eine Möglichkeit.« Sogar eine sehr gute Möglichkeit. »Ich werde ihn im Auge behalten. Aber Sie haben mir nicht erzählt, dass er an den Rollstuhl gefesselt ist. Er beschrieb seine Beine als ›deformiert‹… und das Gleiche sagte er auch über Melanies linken Arm.« Nicht ganz der Wahrheit entsprechend, aber Jack wollte nicht verlauten lassen, dass er in das Haus in Monroe eingebrochen war. »Warum haben Sie eigentlich niemals Melanies Arm erwähnt?«
»Ich dachte nicht, dass das von Bedeutung ist.«
»Das ist es schon, wenn es ein besonderes Merkmal ist. Darf ich fragen, was mit der Hand nicht stimmt?«
»Nun… sie hat eigentlich keine. Laut den Ärzten verschmolzen alle Finger an ihrer linken Hand zu einem einzigen großen Glied, als sie noch im fetalen Stadium war. Das Gleiche geschah mit den Fingernägeln, sodass sie nur einen einzigen großen Nagel hat. Sie trägt in der Öffentlichkeit immer einen Verband darum, weil der Anblick die Leute meistens irritiert – entweder starren sie darauf, oder sie wenden den Blick ab.«
»Das tut mir Leid«, sagte Jack, dem nichts einfiel, was er sonst hätte sagen können.
Die arme Melanie… wenn man sich vorstellte, dass sie ihr Leben mit nur einer Hand meistern musste… und all ihren Puppen die linke Hand abschnitt…
»Das muss kein Grund für Mitleid sein«, sagte Lew. »Sie führt ein erfülltes Leben. Nach einiger Zeit achten die Leute nicht mehr auf den Verband. Um ganz ehrlich zu sein, mich hat er nie gestört. Ich habe mich auf Anhieb in sie verliebt, als ich sie das erste Mal sah. Das Einzige, wovon diese Sache sie abgehalten hat, ist, Kinder zu bekommen. Sie hat zu viel Angst, dass ihre Missbildung vererbt werden könnte.«
Jack schüttelte den Kopf, als er an den wehmütigen Ausdruck in Lews Augen an diesem Morgen dachte, als er mit dem kleinen Kind im Café spielte.
»Man kann auch Kinder adoptieren.«
»Ich hoffe, dass wir das eines Tages tun werden.« Seine Stimme zitterte, als würde er gleich zu schluchzen anfangen. »Wenn sie je wieder zurückkommt.«
»Wir werden sie schon finden, Lew«, sagte Jack und wollte es selbst nicht so recht glauben. »Halten Sie die Ohren steif.«
»Habe ich eine andere Wahl?«, erwiderte er und legte auf.
Brich mir bloß nicht zusammen, Lew, dachte Jack, während er den Hörer einhängte. Du bist der Einzige, den ich in dieser Affäre bisher kennen gelernt habe, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu sein scheint.
Er drehte sich um und sein Blick fiel auf eine Luftaufnahme von Monroe, auf der alle Straßen bezeichnet waren. Er fand Melanies Geburtshaus. Er erinnerte sich gleichzeitig an die Adresse der Hanley-Villa aus den Zeitungsartikeln, und, nur so aus Neugier, suchte er ihre ungefähre Lage. Nicht weit von Melanies Haus entfernt. Jack sah keinerlei Verbindung zwischen den Unwettern und den Morden in der Villa im März und den Geburtsfehlern im Dezember, aber er war sicher, dass die SESOUPers auf dem Kongress davon ein ganzes Bündel nennen könnten. Wahrscheinlich brachten sie das alles sogar mit den Attentaten auf King und Kennedy und mit jedem anderen schlimmen Ereignis in diesem Jahr in Verbindung.
Doch eine solche Verbindung konnte nicht existieren. Es waren nur Zufälle…
Kopfschüttelnd ging er hinaus und schlenderte zu seinem Wagen. Er hatte keine Eile, ins Hotel zurückzukehren. Mittlerweile würden die SESOUP-Leute sich wahrscheinlich beim Entwickeln der gewagtesten Theorien über den Ritualmord an einem ihrer Vereinsmitglieder die Köpfe heiß reden.
Dann könnte er sich genauso gut um die Erlangung der neuen Sozialversicherungsnummer kümmern und vielleicht sogar noch ein wenig Zeit erübrigen, um Vickys Baseballtechnik aufzupolieren.
14
»Ihr wurden die Augen rausgeschnitten?«, fragte Abe mit einem Mund voll Mokka-Jogurt-Eis. Sein Ausdruck signalisierte Abscheu. »Du sorgst noch dafür, dass mir der Appetit vergeht.«
»Warte«, bremste Jack ihn. »Das ist nur der Anfang. Ich habe dir noch nicht geschildert, was sie mit ihren Lippen gemacht haben und wie sie ihr den Kopf…«
Abe wedelte mit der Hand vor Jacks Nase herum. »Nein-nein-nein! Wenn ich nichts weiß, wird mir auch nicht übel. Also schweig!«
Wie er wollte. Jack wollte sowieso nicht darüber reden. Er stellte sich vor, er würde Melanie in
Weitere Kostenlose Bücher