Handyman Jack 04 - Tollwütig
unmissverständlich ihren Augen darbot?
Sie hatte in der vorangegangenen Nacht nicht viel geschlafen. Sie hatte auch nichts anderes erwartet, nachdem Jack am Abend vorher die Bombe hatte platzen lassen. Es ist kein Berzerk mehr. Nach einer gewissen Zeit verwandelt der Stoff sich und wird unwirksam. Diese Probe hat sich vorgestern verändert.
Die Substanz wird unwirksam… genauso wie das Molekül, das sie laut Dr. Monnets Anweisung stabilisieren sollte. Es war ebenfalls vorgestern unwirksam geworden…
Das Erste, was sie nach ihrer Ankunft im Labor an diesem Morgen getan hatte, war, eine Probe von Jacks gelbem Pulver für den Imager vorzubereiten. Sie hatte die Testmenge gerade erst in den Imager eingesetzt, und jetzt baute sich die Molekularstruktur vor ihren Augen auf. Es war ein genaues Duplikat des Loki-Moleküls, nachdem es unwirksam geworden war.
Wenn unwirksames Berzerk unwirksamem Loki glich, dann ergab sich zwingend, dass wirksames Loki wirksames Berzerk war. Dr. Monnet hatte sie demnach an der Stabilisierung einer Designerdroge arbeiten lassen, die beim Konsumenten gewalttätiges Verhalten auslöste.
Von einer plötzlichen Übelkeit übermannt, ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. Sie musste der Tatsache ins Auge sehen: Dr. Monnet war in Geschäfte mit einer gefährlichen Droge verwickelt. Aber in welchem Umfang? Stellte er sie für Milos Dragovic her, oder versuchte er nur, sie für ihn zu stabilisieren?
Und wie bereitwillig erfolgte seine Beteiligung? Das war die eigentliche Crux. Es konnte Nadia nicht entgehen, wie nervös Dr. Monnet war. Dies wiederum war sicherlich ein guter Hinweis darauf, dass er unter Druck stand, vielleicht sogar bedroht wurde. Oder suchte sie lediglich nach einer Entschuldigung?
Nein. Sie musste darauf vertrauen, dass er kein Komplize aus freien Stücken war. Außerdem sagte ihr die Logik, dass es nicht wegen des Geldes geschah. Es ergab keinen Sinn, dass Dr. Monnet sich mit verbotenen Substanzen abgab, wenn er mit uneingeschränkt verwendbaren so viel Geld verdienen konnte.
Ich sollte zur Polizei gehen, dachte sie, überlegte es sich aber schnell anders.
Eine Untersuchung würde am Ende vielleicht zu Dragovic führen, vielleicht aber auch nicht, auf jeden Fall würde Dr. Monnets Beteiligung bekannt werden. Am Ende könnte er im Gefängnis landen, während Dragovic unbehelligt blieb.
Es musste einen anderen Weg geben. Jack war der Schlüssel. Sie betete inbrünstig, dass ihm bald eine Lösung des Problems einfallen möge.
In einem Punkt war sie sich jedoch absolut sicher: Sie würde dieses Molekül nicht eher wieder anrühren, als bis sie ein paar Antworten auf ihre Fragen hätte.
2
Diesmal saß Ivo hinterm Lenkrad. Einen weiteren Tag vor dem Stadthaus zu verbringen, würde sicherlich Verdacht erregen, daher hatten sie an diesem Vormittag auf der Westseite des Sutton Place vor einem Apartmenthaus mit Marmorfassade geparkt, nicht allzu weit von der Fifty-eighth Street entfernt und gegenüber vom Sutton Square. Von dieser Stelle aus hatten sie einen ungehinderten Blick auf das Stadthaus.
Die Kollision mit dem Truck am Vortag beschäftigte ihn noch immer: War es ein Unfall oder Absicht gewesen? Wie ließ sich das eindeutig feststellen?
Der Wagen, in dem sie heute saßen, war ebenfalls ein ehemaliges Taxi, nur älter. Seit sie dort am Straßenrand standen, fiel Ivo ein besonderer Geruch auf.
»Wonach riecht das?«
Vuk sog die Luft ein und fuhr sich mit der Hand durch sein blond gefärbtes Haar. »Ich würde sagen, nach Pisse.«
»Richtig«, sagte Ivo und nickte. »Wir haben offenbar einen Wagen gekriegt, auf dessen Rücksitz sich jemand in die Hose gepinkelt hat.«
Vuk lächelte. »Jemand muss schreckliche Angst gehabt haben, während er in diesem Wagen saß. Höchstwahrscheinlich war es seine letzte Fahrt.«
»Na ja«, sagte Ivo, »wenn ein nach Pisse riechender Wagen unsere schlimmste Strafe ist, dann will ich sie hinnehmen.«
Vuk lachte. »Der Boss hat vor Wut gerast, nicht wahr? Wir können von Glück sagen, dass wir mit heiler Haut davongekommen sind.«
Ivo nickte. Jetzt konnten sie lachen, aber am Abend vorher war ihnen nicht nach Lachen zumute gewesen. Normalerweise ging Dragovic über einen Unfall wie einen perforierten Kühler mit einem Achselzucken hinweg, aber diesmal war er durchgedreht und hatte im Sicherheitsraum getobt wie ein Wahnsinniger. Er hatte die Reifen-Attacke noch nicht überwunden und hätte am liebsten jemanden dafür
Weitere Kostenlose Bücher