Handyman Jack 04 - Tollwütig
jetzt die Knie mit einem Schuss zertrümmern, aber das würde bedeuten, dass ich dich ins Haus schleppen muss, damit du dich mit unserem Boss unterhalten kannst. Anschließend müsste ich auch noch die ganze restliche Schweinerei beseitigen. Aber sobald wir im Haus sind, wird der Boss einiges von dir hören wollen, und dann werde ich mich freuen, derjenige sein zu dürfen, der dafür sorgt, dass du ihm alles erzählst, was er wissen will.«
Ivo rollte über die Fifty-seventh Street und achtete genauso auf das Geschehen im Rückspiegel, wie er den Verkehr vor sich im Auge behielt.
»Du tätest recht daran, meinen Zorn nicht zu wecken, indem du das Gesetz brichst«, sagte der Mann. »Du erinnerst dich doch an das Gesetz, oder? Seid ihr keine Menschen? Ist das dumme Tier schon wieder so stark in euch, dass ihr das Gesetz vergessen habt? Brecht nur das Gesetz, und auf euch wartet das Haus der Leiden. Wie ich schon sagte: Ich bin Moreau.«
»Du bist niemand«, widersprach Vuk. »Du bist nichts. Aber du hast es irgendwie geschafft, eine gut aussehende Frau zu finden. Weißt du, was geschehen wird, wenn unser Boss mit dir fertig ist? Ivo und ich kommen zurück und statten deiner Frau einen kleinen Besuch ab. Dann werden wir uns mit ihr vergnügen.«
Was macht Vuk da, fragte Ivo sich, und Angst und Besorgnis drückten schwer auf seine Brust. Warum reizt er ihn? Sieht er denn die Augen des Mannes nicht? Erkennt er denn nicht, dass er vollkommen von Sinnen ist?
Und ein Verrückter ist zu allem fähig.
Während Ivo in die Fifty-fifth Street einbog, sagte er: »Ich glaube, das reicht fürs Erste.«
»Nein, Ivo. Es ist noch lange nicht genug. Er soll wissen, dass wir uns bei seiner Frau abwechseln und dass es ihr gefallen wird, denn sie hat bisher noch nie einen richtigen Mann gehabt. Und danach nehmen wir uns vielleicht auch noch das kleine Mädchen vor.«
Ivo spürte, wie die Luft innerhalb des Wagens sich auflud, wie sie dichter und dichter wurde, als würde jeden Moment ein Blitz gezündet.
»Vuk, bitte!«
»Vuk?« Der Mann lachte. »Das soll ein Name sein? Für mich klingt es, als würde jemand kotzen. Aber ich glaube, das trifft auch auf alle anderen von euch zu, Eselsmann. Dämlicher Name, dämliche Haarfarbe, dämlicher Esel.«
Ivo spürte hinter sich eine plötzliche Bewegung und wusste, dass Vuk ausholte, um dem Mann die Pistole ins Gesicht zu schmettern. Und er sah ein triumphierendes Aufflackern in den Augen das Gefangenen, das ihm mitteilte, dass dies genau das war, worauf er gewartet hatte.
»Vuk, nein!«
Ivo riss das Lenkrad nach rechts und rammte den Fuß auf das Bremspedal. Während der Wagen schlitternd zum Stehen kam, fischte er seine Pistole aus dem Schulterhalfter. Aber es war zu spät.
Er hörte den Mann aufbrüllen: »Du erhebst die Hand gegen deinen Schöpfer?« Der Schuss auf dem Rücksitz klang wie ein Kanonendonner, während warme Tropfen auf Ivos Nacken spritzten. »Ihr beiden seid wahrlich nicht mehr zu retten!«
Ivo hatte die Pistole halb erhoben, etwa in Brusthöhe, und drehte den Kopf nach hinten, als die Mündung von Vuks M57 keine drei Zentimeter vor seinem Auge erschien. Während er in den engen Kanal der Ewigkeit starrte, flammte in seinem Gesichtsfeld ein Blitz auf, und alles verwandelte sich in grelles, weißes Licht, das ihn einhüllte – und verschlang.
5
Halb blind vor Wut springt er hinaus und richtet die Pistole des Karottenschädels auf den Wagen. Die Insassen sind bereits tot, was ihnen auch recht geschieht, weil sie seine Frau bedroht haben.
Ein flüchtiger Gedanke meldet sich: Habe ich nicht selbst vor ein paar Minuten daran gedacht, ihnen etwas anzutun? Doch er wischt ihn beiseite. Ja, aber das war etwas anderes. Was ich tue, hat seinen bestimmten Sinn. Das bedeutet nicht, dass jemand anders das Gleiche tun darf.
Es kostete ihn eine ungeheure Willensanstrengung, ihnen nicht die Köpfe abzureißen, kaum dass sie ihn angesprochen hatten. Doch er wollte ihnen die Möglichkeit geben, ihren Fehler wieder gutzumachen. Immerhin hat er sie geschaffen, und wenn er etwas ist, dann ein gütiger Schöpfer.
Er ist Moreau. Dr. Jack Moreau.
Keine Angst zu haben, ist das Entscheidende. Ein schwächeres Wesen hätte sich gewiss vor der Pistole und vor dem menschenähnlichen Ding gefürchtet, das sie in der Hand hielt, aber nicht er. Er hat keine Furcht, und sich nicht zu fürchten heißt, nicht zu zögern, heißt, nicht an sich zu zweifeln, heißt, einfach zu tun,
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