Handyman Jack 04 - Tollwütig
und Dove-Bar-Verpackungen sowie Erdnusskräckerreste liegen verstreut auf der Schicht leerer Pistazienschalen, die den Bodenteppich bedecken. Aus dem Radio dringt ein furchtbarer Schlager in einer fremden Sprache – Farsi? Aber zumindest ist das Radio noch vorhanden. Das Gleiche kann man vom Airbag nicht behaupten. Die dafür vorgesehene Aussparung im Lenkrad ist wie ein zahnlos aufklaffender Mund – entweder hat jemand ihn gestohlen, oder er hat sich irgendwann in der Vergangenheit aufgeblasen, und der Fahrer hat ihn nie ersetzt.
Das ist ganz eindeutig kein angemessenes Transportmittel für jemanden von Dr. Jack Moreaus Stand, aber das ist alles, was ihm im Augenblick zur Verfügung steht. Er legt die Hand um den klebrigen Schalthebel, schiebt ihn nach vorne in Fahrtposition und gibt Gas.
Einen Augenblick. Wohin soll er fahren?
Aus der Stadt hinaus, schießt es ihm durchs Gehirn. Aus der Stadt hinaus – schnell.
Er hat keine Ahnung, weshalb er den Wunsch haben könnte, die Stadt zu verlassen, doch der Gedanke ist da, und er gibt keine Ruhe. Aber wohin – aus der Stadt?
Wut lodert erneut in ihm hoch, als Jack an dem brennenden Beamer vorbeifährt. Er weiß, wem er gehört. Dragovic. Dieser serbische Bastard hat diese zwei Schlägertypen losgeschickt, um ihn einzukassieren und – ja, wohin hätten sie ihn bringen sollen? Zu diesem Ort in den Hamptons, natürlich, zu diesem Anwesen, das Jack heimgesucht hat.
Jetzt weiß Jack, wo er hin will.
»Du willst persönlich mit mir reden, Dragovic?«, ruft er, und seine Worte hallen von der streifigen Windschutzscheibe wider, während er in Richtung Fifty-ninth Street Bridge rollt. »Den Gefallen tue ich dir gerne!«
Der Innenspiegel ist in seine Richtung gedreht, und er erschrickt, als er den Fremden darin sieht. Das Gesicht im Spiegel ist rußgeschwärzt, die Augenbrauen und der Haaransatz sind gründlich versengt. Und dann begreift er, dass dieses Gesicht sein eigenes ist.
»Verdammt, Dragovic!«, ruft er und schlägt mit der Faust aufs Lenkrad. »Dafür wirst du mir bezahlen!«
Sobald Jack die Brücke erreicht hat, tritt er das Gaspedal durch und beschleunigt das Tempo. Das Taxi macht zwar nicht gerade einen Satz vorwärts, aber es kommt auf Touren. Der Sonnenschein wirkt besonders hell, aber die Vögel kreisen noch träger als sonst am Himmel, und die anderen Fahrzeuge ringsum erscheinen ihm langsam und schwerfällig, als ob die Zeit für sie in einem ganz anderen Tempo verstriche.
Dann begreift er plötzlich. Er ist gar nicht Moreau. Er hat Moreau längst hinter sich gelassen. Seine Reflexe sind jetzt übermenschlich. Möglich, dass sein Fahrzeug ziemlich heruntergekommen ist, aber das machen seine neu entwickelten Kräfte mehr als wett. Er ist eine neue Gottheit.
Der Herrscher der Straße.
Der Verkehr in dieser Richtung ist nicht allzu dicht – die meisten Leute wollen in die Stadt –, aber trotzdem sind zahlreiche Fahrzeuge auch in seiner Richtung unterwegs. Der König der Straße schlängelt sich hindurch, drängt sich in Lücken, in die kein Sterblicher sich jemals gewagt hätte, erntet wütendes Hupen und beleidigende Gesten, während er von einer Fahrspur zur anderen springt.
Die können mich mal!
Vor sich sieht er helles Tageslicht und ein gutes Stück schnurgerader, freier Straße. Das Einzige, was ihm den ungehinderten Weg in die Unendlichkeit versperrt, ist ein dunkelblauer Volvo. Jack setzt sich fast auf Tuchfühlung hinter ihn. Er sieht den Fahrer, eine Frau, die mit ihren Locken spielt, während sie auf ihrer Fahrspur dahinzockelt und ihn offenbar gar nicht bemerkt.
»Lay-diiieee!«, ruft er und hupt. »Der König der Landstraße an Lay-diiieee! Hör dir dein Radioprogramm auf einer anderen Fahrspur an!«
Aber sie macht keinerlei Anstalten, ihm Platz zu machen, deutet noch nicht einmal durch eine Reaktion an, dass sie etwas von der Anwesenheit des Königs gemerkt hat, und das stachelt seine Wut noch heftiger an.
Er hängt hinter ihr fest, kann sie nicht überholen, daher stützt er sich auf den Hupknopf.
»Lay-diiieeeeee!« Er hat das Gefühl, als würde er gleich explodieren, und er beißt die Zähne zusammen und quetscht eine Schimpfkanonade hervor. »Hör auf, mit deinem verdammten Haar zu spielen und geh dem König aus dem Weg!«
Aber noch immer nicht lenkt sie zur Seite, geschweige denn dass sie ihm andeutet, sie hätte ihn bemerkt.
Jetzt reicht es ihm. Jack tritt das Gaspedal durch, und es tut gut, so gut, als er ihre hintere
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