Handyman Jack 04 - Tollwütig
Stoßstange rammt.
Jetzt hat er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Frau zuckt zusammen, während ihr Wagen erst nach links, dann nach rechts schaukelt. Sie wirft einen schnellen Blick über die Schulter. Legt beide Hände um das Lenkrad, und sie weiß, verdammt noch mal, sie weiß es ganz genau, dass ihr der König im Nacken sitzt.
»Mach Platz! Mach Platz!«, brüllt er, während er mit dem Arm nach rechts deutet.
Aber sie bleibt auf seiner Fahrspur, kein Blinker, kein Nichts. Jack drückt auf den Hupknopf und tritt aufs Gaspedal. Sie muss ihn im Rückspiegel gesehen haben, denn sie weicht gerade noch rechtzeitig nach rechts aus.
»Endlich!«
Als er sich mit ihr auf gleicher Höhe befindet, möchte er sie am liebsten von der Seite rammen, ihren verdammten Volvo demolieren und sie über alle Fahrspuren fegen und über die Leitplanke fliegen lassen. Und er sollte es tun, sollte wirklich seinen Gedanken in die Tat umsetzen. Als König der Straße ist er das den anderen Autofahrern auf der Brücke schuldig, und nicht nur ihnen, sondern allen anderen Autofahrern in seinem städtischen Reich. Er sollte diese Frau mit dem Gesetz des freien Falls vertraut machen, sollte sie eine kräftige Portion Eau du East River schlucken lassen, doch er hat nicht die Zeit, sich darum zu kümmern. Denn es gibt einen viel dunkleren Punkt auf dieser Welt, einen düsteren, fauligen Fleck am östlichen Horizont, ein Geschwür namens Dragovic, und es ist Jacks von Gott aufgetragene Mission, nach East Hampton zu fahren und diese Eiterbeule zu entfernen.
Daher fährt er an ihr vorbei, anstatt sie zu rammen. Du hast Glück gehabt, Lady – aber nur dieses eine Mal. Im Rückspiegel kann er sehen, wie sie ihr Handy ans Ohr hält.
So ist es richtig, Lady; ruf die Polizei an. Ruf die Feuerwehr an. Ruf jeden an, der dir einfällt. Erzähl ihnen, der König der Straße hätte dich soeben von der linken Fahrspur gejagt und dein Leben verschont. Erzähl ihnen nur, wie viel Glück du gehabt hast. Also zieh aus dieser Geschichte eine einzige Lehre, kleine Lady: Wenn der König dich noch einmal als Verkehrshindernis auf der linken Fahrspur antrifft, dann gibt es kein Pardon mehr.
Von da an kommt er ganz gut voran und schafft es sogar ziemlich zügig über den Queens Boulevard, aber er schäumt noch immer vor Wut – Wut über die Frau, über die Männer, die versucht haben, ihn zu entführen, über Dragovic, über all die anderen verdammten Autos auf der Straße. Er hasst sie alle mit der gleichen hitzigen Inbrunst, was, wie ihm vage durch den Kopf geht, eigentlich nicht sein dürfte, aber er tut es trotzdem.
Er ist ganz okay. Hat alles unter Kontrolle. Spart seine Wut und seinen Hass für Dragovic auf.
Dann kommt ein Verkehrsstau. Eine Baustelle auf dem Queens Boulevard kurz vor dem Brooklyn-Queens Expressway. Zumindest kündigt das Hinweisschild eine Baustelle an, aber Jack kann keine einzige Seele arbeiten sehen. Egal, die Sperren sind aufgestellt, und der gesamte Verkehr hat nur eine Fahrspur zur Verfügung.
Was Jack erneut in Rage bringt. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, sein Taxi über die Dächer der Fahrzeuge vor ihm zu lenken, so würde er sie nutzen, aber er muss in der Schlange warten und Schritt fahren und sich einfädeln, und dann weiterschleichen und wieder einfädeln. Das ist für einen König so erniedrigend. Er muss die Augen schließen und immer wieder tief Luft holen, um sich zu beruhigen. Andernfalls würde er irgendwann das Lenkrad mitsamt der Lenksäule aus ihrer Verankerung reißen.
Eine Viertelmeile vor sich kann er die Autos in zügigem Tempo über die BQE-Überführung rollen sehen und wünscht sich, ebenfalls dort oben unterwegs zu sein. Es ist jetzt nicht mehr weit. Nur ein paar Wagenlängen noch und er ist ebenfalls dort oben. Eine kurze Fahrt in südlicher Richtung bringt ihn auf den LIE. Dann wäre er in Null Komma nichts in den Hamptons und bei Dragovic. Doch im Augenblick muss er –
Plötzlich setzt sich dieser große, nagelneue schwarze Mercedes in die Lücke vor ihm.
»Wo kommst du denn her?«
Offensichtlich hat er den Weg über die Böschung links von Jack gewählt und sich vor ihn gedrängt, während Jack zur Überführung hinaufschaute. Jack ist empört… er kann nicht glauben, dass jemand sich dies gegenüber dem König erlaubt.
Sofort legt sich ein rötlicher Schleier über die ganze Welt.
Indem er einen undefinierbaren Laut, halb Schrei, halb Knurren, ausstößt, gibt Jack Gas und rammt den
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