Handyman Jack 04 - Tollwütig
Gesicht…
Was tue ich da? Was geschieht mit mir? Mein Gott, ich war gerade im Begriff, Gia zu schlagen. Was –?
Und dann hatte er einen kurzen Moment der Klarheit, und Jack wusste Bescheid, und die Erkenntnis schnitt wie ein Messer durch seinen Schädel.
Irgendwie, irgendwann hatte er eine Dosis Berzerk abbekommen. Wann und wo genau das geschehen sein konnte, war im Augenblick nicht so wichtig. Zuerst einmal musste er schnellstens von hier verschwinden. Er durfte mit niemandem zusammen sein, vor allem nicht mit Gia und Vicky.
Nichts… wie… raus!
Indem er gegen eine aufbrandende Panik ankämpfte, wandte er sich zur Tür. Er erinnerte sich an seine Waffen – er musste sie sofort loswerden. Wenn man eine 9 mm und einen 45 er mit einer kräftigen Portion Berzerk vermischte, gäbe es am Ende eine ganze Reihe Tote. Er griff nach hinten unter sein T-Shirt und zog die Glock aus dem Halfter, dann riss er die Semmerling mitsamt dem Lederhalfter von seinem Knöchel. Er drückte beides Gia in die Hand, dann gab er ihr sein Messer… und seine Brieftasche.
Sofort erwachte in ihm der Drang, ihr gleich wieder alles aus der Hand zu reißen, sofort wieder danach zu greifen. Was sollte das – war er völlig verrückt geworden, dieser Frau sein Geld und seine geliebten Waffen auszuhändigen?
Er zwang sich, ein paar Schritte rückwärts zu machen und ein paar Worte hervorzustoßen: »Etwas stimmt nicht mit mir. Nimm das alles. Ich muss schnellstens weg. Ich erkläre es dir später.«
Sie starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen ängstlich und verwirrt an. »Was –?«
Er wagte es nicht, ihre Frage zu beantworten und nur eine Sekunde länger dort zu bleiben. Er hatte Mühe, die Kontrolle über sich zu behalten, und merkte, wie sie ihm allmählich entglitt. Er schnappte danach, klammerte sich daran fest. Er wollte – musste – von diesem Ort so weit wie möglich entfernt sein, wenn der letzte Rest Selbstbeherrschung sich verflüchtigte.
Er wirbelte herum, riss die Tür auf und rannte blindlings davon.
4
»Gehen wir«, sagte Vuk und griff in seinen Mantel.
Ivo schüttelte den Kopf. Das, was jetzt geschehen sollte, wollte er ganz und gar nicht. »Warte noch ein wenig. Vielleicht kommt er raus.«
Sie saßen in einem BMW 750iL, den sie auf dem abschüssigen Teil der Fifty-eighth Street geparkt hatten, von wo aus sie einen ungehinderten Blick auf die Haustür hatten. Es war ein reiner Wohnblock. Kein einziges Geschäft und nur wenige Fußgänger. Sie hatten nur einige Minuten lang auf ihrem Platz gestanden, als sie ihren Mann zu Fuß ankommen und das Haus betreten sahen.
»Und vielleicht auch nicht.« Vuk holte seine Pistole, die alt bewährte 7.62mm M57 Halbautomatik, hervor und überprüfte ihre Funktionsfähigkeit. »Du hast gehört, was Dragovic gesagt hat. Wenn wir ihn sehen, sollen wir ihn einkassieren und zu ihm bringen.«
Ivo befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zungenspitze. »Die Frau und das Kind könnten auch noch dort sein.«
»Das hoffe ich.« Er überprüfte den Sitz seiner gebleichten Haare im Innenspiegel. »Sie ist eine Schönheit.«
Ivos Handflächen waren feucht und klebten am Lenkrad. Er hatte geschworen, dass die Zeit des Tötens von Zivilisten vorüber wäre. Vuk war das gleichgültig. Ivo bezweifelte, dass Vuk jemals kritisch über das nachgedacht hatte, was er im Kosovo alles getan hatte. Er musste eine Möglichkeit finden, das weitere Geschehen zu verhindern.
»Wir brauchen Schalldämpfer«, sagte er und nahm Zuflucht zur ersten Idee, die ihm durch den Kopf schoss. »Auch nur ein einziger Schuss dürfte in einer solchen Gegend sofort die Polizei anlocken.«
»Wir müssen es riskieren.« Vuk streckte die Hand zum Türgriff aus. »Wenn wir uns beeilen, dann ist es sowieso egal.«
Ivo griff nach seinem Arm. »Warte.«
Er überlegte verzweifelt, was er noch sagen könnte, als ihm eine Bewegung am Haus auffiel. Der Mann war wieder herausgekommen und entfernte sich fast im Laufschritt.
»Da ist er!«, sagte er und hoffte, dass seine Erleichterung sich nicht in seiner Stimme bemerkbar machte. »Er hat es eilig.«
»Verlier ihn bloß nicht aus den Augen.«
Ivo startete den Motor und legte die Hand auf den Schalthebel, dann hielt er inne. »Er kommt auf uns zu.«
Der Mann fiel in einen mäßigen Trab, während er den Sutton Place überquerte und den Bürgersteig erreichte.
»Er läuft uns genau in die Arme«, stellte Vuk grinsend fest. »Einfach perfekt.«
Ivo ließ den
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