Handyman Jack 04 - Tollwütig
weiter und so weiter. Von allen Seiten würde man sich an ihn heranmachen, und aus dieser Klemme würde er sich niemals wieder befreien können.
Das nächste Fenster zu erreichen, war seine einzige Alternative, und wenn er sich nicht sofort auf den Weg machte, würden seine Fluchtmöglichkeiten sich schon bald verflüchtigen. Denn sobald die Krankenschwester, die sich mit seinem Bewacher unterhielt, abgerufen würde, käme der Beamte herein, um nachzusehen, ob sein Schutzbefohlener endlich wieder bei Bewusstsein war.
Jack unterdrückte ein Ächzen – teils vor Schmerzen, teils vor Anstrengung –, während er das linke Bein durch die Öffnung schob. Langsam, vorsichtig, setzte er sich rittlings auf die Fensterbank, bis sein Fuß den Ziegelvorsprung ertastete. Der äußere Rand seiner Fußsohle überragte den Vorsprung um gut fünf Zentimeter. Eine breitere Kante wäre ihm natürlich lieber gewesen, aber eigentlich war er froh, dass überhaupt ein Vorsprung vorhanden war. Er schlängelte sich durch die Fensteröffnung, unterdrückte einen Fluch, als eine Schmerzwoge durch seinen Brustkorb wallte, dann war sein ganzer Körper draußen. Schnell zog er die Jalousie herunter, sodass er nur noch den Fensterrahmen als Halt zur Verfügung hatte. Das nächste Fensterpaar war lediglich ein halbes Dutzend Fuß entfernt, ihm kam es jedoch vor wie die Strecke zum Mond.
Die Arme ausgebreitet, Handflächen, Brust, Bauch und die rechte Gesichtshälfte an die Ziegelwand pressend, setzte er sich in Bewegung. Aus dem Augenwinkel gewahrte er ein weißes Schemen auf dem Parkplatz – eine ältere Frau, die auf einen Stock gestützt von ihrem Wagen zum Krankenhaus humpelte. Dann ließ ein Windstoß sein Nachthemd hochflattern.
Bitte schauen Sie nicht zu mir rauf, Lady. Sie hätten sicherlich Ihren Spaß, aber mein Tag wäre endgültig ruiniert.
Er tastete sich weiter, mit dem linken Fuß zuerst, dann den rechten nachziehend, zentimeterweise, und er kam recht gut voran, bis er spürte, dass das Gebäude nach links kippte. Er wusste, dass das nicht der Fall war – es konnte nicht kippen – und verdrängte den Impuls, sein Gewicht zu verlagern, um die Neigung auszugleichen, eine Aktion, die ihn sicherlich hätte abstürzen lassen. Stattdessen presste er sich an die Wand und handelte sich damit ein Ziegelmauerrelief auf seiner rechten Wange ein. Der Atem pfiff zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen rein und raus, während er seine Fingerspitzen in die Mörtelkufen grub und daran hing wie eine Spinne auf dem Dach eines führerlos dahinrasenden Eisenbahnzugs.
Endlich kam das Gebäude zur Ruhe. Er wartete ein paar Sekunden, um ganz sicher sein zu können, dann setzte er seinen Weg fort. Trotz des kühlen Windes war er in Schweiß gebadet. Als seine vorwärts tastende Hand schließlich den benachbarten Fensterrahmen berührte, unterdrückte er einen Seufzer der Erleichterung. Durchaus möglich, dass er erheblich verfrüht wäre. Es gab noch zu viele Unwägbarkeiten.
Ein paar Zentimeter weiter, und seine Finger erreichten die Jalousie. Er fand keinen Vorsprung, an dem er sich hätte festhalten können, daher bohrte er die Finger durch das Gitter und schob es hoch. Es bewegte sich. Wunderbar. Und noch besser: keine erschrockenen Rufe von drinnen. Er hatte Glück – es war niemand zu Hause.
Er schob die Jalousie noch ein Stück hoch und schlängelte sich darunter her. Während er sich auf die Fensterbank stützte und abwartete, dass sein Herzschlag sich wieder normalisierte, hörte er ein Schnarchen. Er drehte sich langsam um. Das Zimmer war genauso eingerichtet wie seins, das Bett in Fensternähe war ebenfalls leer. Das Schnarchen erklang hinter einem zugezogenen Vorhang. John schlich dorthin und warf einen Blick dahinter.
Ein schwergewichtiger Mann mittleren Alters und mit beginnender Glatze lag im Bett. IV’s befanden sich in beiden Armen, ein Sauerstoffschlauch führte in sein rechtes Nasenloch, ein durchsichtiger Schlauch schlängelte sich aus dem linken und endete in einem Sammelbehälter; Kabel verliefen von seiner Brust zu einem Herzmonitor, und stellenweise durchgeblutete Verbände bedeckten seinen Leib. Er sah aus, als wäre er erst vor kurzem aus dem OP hierher gebracht worden.
Nicht gut. Er wusste nicht viel über den Krankenhausbetrieb, aber er konnte sich denken, dass frisch operierte Patienten besonders sorgfältig beobachtet wurden. Das hieß, dass jeden Moment eine Krankenschwester hereinplatzen konnte.
Er
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