Handyman Jack 04 - Tollwütig
der Gründer.«
»Noch besser. Man braucht nicht gerade ein geistiges Genie zu sein, um zu erkennen, dass pharmazeutische Produkte nicht unbedingt legaler Natur eine Rolle zu spielen scheinen. Warum rufen Sie nicht die Polizei und erklären ihr, dass der Schlüpfrige Serbe Ihren Boss in die Mangel nimmt? Ich bin sicher, sie würden sich über diese Information freuen.«
»Weil Dragovic irgendetwas gegen ihn in der Hand haben könnte, irgendein Geheimnis, mit dem er ihn erpresst. Und er könnte ihn längst dazu gebracht haben, etwas Illegales zu tun. Ich will nicht, dass er ins Gefängnis wandert oder dass ihm sonst etwas Schlimmes zustößt.«
Während Nadia redete, fiel Jack etwas auf: ein gewisses Timbre in ihrer Stimme, ein Ausdruck in ihren Augen, als sie über ihren Boss im Zusammenhang mit einem Job sprach, den sie erst seit zwei Wochen inne hatte. War das etwa eine mehr als nur professionelle Beziehung, die die beiden miteinander verband?
»Wer ist dieser Boss, wegen dem Sie sich solche Sorgen machen?«
Nadia zögerte, knabberte an ihrer Oberlippe, dann zuckte sie die Achseln. »Ach, was soll’s. Ich bin jetzt schon so weit gegangen, da kann ich Ihnen auch ruhig seinen Namen nennen. Es ist Dr. Luc Monnet.«
»Wie der Maler?«
»Dieselbe Aussprache, aber geschrieben wird der Name mit einem doppelten n.«
Das war’s, dachte Nadia. Ich habe es ihm erzählt. Ich hoffe nur, dass ich es nicht irgendwann bedaure.
Das Letzte, was sie wollte, war, Dr. Monnet irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten. Tatsächlich war der Hauptgrund, weshalb sie sich an Handyman Jack gewandt hatte, der, dass sie versuchen wollte, ihn zu beschützen.
Entspann dich, sagte sie sich. Alicia hatte gesagt, dass man diesem Mann vertrauen konnte. Und Alicia Claytons Vertrauen ließ sich nicht allzu leicht gewinnen.
Aber nach dem, was sie von ihm erzählte, hatte Nadia erwartet, dass Jack eine geradezu erdrückende Präsenz hatte, dass er mindestens einsfünfundachtzig groß war und gebaut wie ein Fullback. Der Mann, der ihr am Schreibtisch gegenübersaß und aus seinem Kaffeebecher trank, war eine absolute Durchschnittserscheinung – Mitte dreißig, gut aussehend, aber keinesfalls aufregend, mit braunem Haar, braunen Augen, einem lässigen Auftreten und gekleidet wie die Männer, die ihr am Tag auf der Straße zu hunderten begegneten.
Ich wünsche mir, dass der Mann, dem ich mein Leben anvertraue, so ist wie Clint Eastwood oder Arnold Schwarzenegger, dachte sie. Kein Kevin Costner für Arme.
Aber dann erinnerte sie sich an Alicias Warnung: Lass dich von Jacks freundlich harmlosem Auftreten nicht täuschen. Sein Biss ist wahrscheinlich um einiges schlimmer als sein Bellen.
»Ich nehme an, er ist für Sie mehr als nur ein Boss«, sagte Jack.
Diese beiläufig fallen gelassene Bemerkung durchfuhr Nadia wie ein Blitz. Ist es so offensichtlich?
Sie versuchte, ähnlich beiläufig die Achseln zu zucken. »Wir kennen uns schon länger. Er war einer meiner Professoren an der Uni.«
»Derjenige, der gesagt hat: ›Steroide sind die Zukunft.‹«
Sie nickte und stellte zu ihrer Beruhigung fest, dass er aufmerksam zugehört hatte. »Er hat mich auf den Gedanken gebracht, in die Endokrinologie zu gehen. Dafür bin ich ihm einiges schuldig.«
Jack sah sie an, als wollte er sagen, nur weiter… ich weiß, dass da noch mehr ist.
O ja, das war es. Sehr viel mehr sogar. Aber Nadia hatte nicht vor, einem Fremden von ihrer Schwärmerei für Luc Monnet während ihres Studiums zu erzählen. Da war sein schwarzes, lockiges Haar, so dunkel wie seine funkelnden Augen, seine ebenmäßigen Gesichtszüge, sein schlanker Körper, doch am meisten hatte sie sein Auftreten beeindruckt. Seine geradezu aristokratische Haltung und sein wundervoller, ganz schwacher französischer Akzent. Er hatte regelrecht nach Kontinent gerochen. Nadia war von ihm so verzaubert gewesen, dass sie davon geträumt hatte, ihn zu verführen. Sie hatte sich sogar einen Plan zurechtgelegt, wie sie es anfangen würde. Sie erinnerte sich deutlich an die alte Phantasie…
Sie hatte sich dabei gesehen, wie sie sein Büro betrat und die Tür hinter sich abschloss. Sie hatte sich nie vorgemacht, dass sie aussah wie ein Mannequin, aber sie wusste auch, dass sie kein hässliches Entlein war. Und bei mehr als einer Gelegenheit hatte sie Dr. Monnet dabei ertappt, wie er sie verstohlen ansah, daher war der Gedanke, dass sie es tun könnte, gar nicht so weit hergeholt. Sie würde ein enges
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