Handyman Jack 04 - Tollwütig
öffnet erst im Herbst seine Tore, also hast du noch genügend Zeit für eventuelle Reservierungen.« Er musterte Jack über den Rand seiner Brille. »Du willst dich mit diesem Kerl anlegen?«
Jack zuckte die Achseln. »Ich habe in den vergangenen beiden Wochen zwei Leute getroffen, die was gegen ihn haben.«
»Sei vorsichtig. Er ist ein ganz übler Bursche. Er hat keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen – er liebt es sogar, wie ich hörte.«
»Schmutzig wie in rot und nass?«
»Genau.«
Jack atmete zischend aus. »Nun, ich hatte nicht vor, so nahe an ihn heranzukommen.«
»Sehr klug. Bei diesem Mann ist auf Armeslänge noch zu nahe.«
Abe verzehrte den Rest seines Brötchens und klopfte sich die Krümel von der Brust. Der Papagei hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich auf den Krümelregen zu stürzen und ihn aufzupicken.
»Sieh dir mal meinen Parabellum an«, sagte Abe. »Gründlicher als ein Staubsauger, dieser Vogel.« Er schüttelte den Kopf. »Hör mich an. Ich rede schon mit einem Papagei.«
»Du solltest öfter mal rausgehen, Abe.«
»Ich soll mich auf die Straße wagen, um von ein paar Schlägern in vorgerücktem Alter verprügelt zu werden? Pah! Ich lese die Zeitung.« Er deutete mit seiner fleischigen Hand auf seinen Stapel Zeitungen. Abe las sie alle täglich – die Times, die Daily News, die Post, Newsday, die Village Voice, sogar den auf rosafarbenem Papier gedruckten wöchentlich erscheinenden Observer. »Das draußen ist der reinste Dschungel. Da habe ich es zu Hause viel besser, wo ich mir im Fernsehen uralte Spielfilme ansehen kann.«
»Nun hör aber auf. Die Stadt ist mittlerweile so sicher wie ein Vergnügungspark.«
»Das erzählen uns der Bürgermeister und seine Lakaien auch ständig, aber ich sehe, wie die glänzende Fassade erste Risse kriegt. Ich beobachte eine genau entgegengesetzte Entwicklung. Und außerdem: Wenn die Stadt zu sicher werden sollte, dann ist das schlecht fürs Geschäft.«
»Es ist hervorragend fürs Geschäft – außer vielleicht für deins.«
Abe verkaufte nicht genug Sportartikel, um davon die Miete zu bezahlen, geschweige denn auch noch davon leben zu können. Seine eigentliche Ware lagerte versteckt unter ihren Füßen. Abe handelte mit allem, womit man eine Patrone abfeuern konnte.
»Gehen die Verkäufe zurück?«
Abe zuckte die Achseln. »Zurückgehen, nein. Sie stagnieren, das ist wahr. Aber das ist nicht schlecht. Es könnte bedeuten, dass ich mein Ziel erreicht habe.«
»Die höfliche Gesellschaft?«
Abe nickte. Seine Vorstellung von einer idealen Gesellschaft lief darauf hinaus, dass jedermann zu jeder Zeit bewaffnet war. Er glaubte ernsthaft an das Heinlein-Prinzip, dass eine bewaffnete Gesellschaft automatisch eine höfliche Gesellschaft ist.
»Wie sieht es denn bei dir aus? Wie ist die Nachfrage nach dem speziellen Handyman-Jack-Service?«
»So stark wie immer. Sie wird vermutlich auch nicht nachlassen, bis dein System funktioniert.«
Abe lachte. »Was für eine strahlende Zukunft du doch hast. Aber mal ernsthaft. Ist dir vielleicht auch schon der Gedanke gekommen, dass die Stadt zu sicher ist und die Menschen genau deshalb in zunehmendem Maß meschugge werden? Vielleicht waren sie so sehr daran gewöhnt, ständig bedroht zu werden, dass ihnen jetzt, wo sie es nicht mehr sind, das ganze aufgestaute Adrenalin die Schädeldecken wegsprengt.«
Jack starrte ihn an. Das war es, was er an Abe am meisten liebte: seine verrückten Theorien. Aber das würde er ihm niemals verraten.
Abe erwiderte den Blick. »Nu?«
»Das ist das Dämlichste, was ich je gehört habe.«
»Wie erklärst du dir dann, dass all die gesetzestreuen Schulheinis mittleren Alters gestern total durchgedreht sind? Oder wie ist es denn hiermit?« Er blickte auf die New York Post, die zwischen ihnen aufgeschlagen auf der Theke lag. »Wo war es noch? Ich will nur – oy, Parabellum!«
»Es sieht so aus, als hätte dein gefiederter Staubsauger dir ein ganz persönliches Dankeschön hinterlassen.«
Abe schnappte sich ein Papiertaschentuch und wischte das Geschäft weg. Er deutete auf eine Textkolumne. »Da ist es. Ein Artikel über den Chef einer Werbeagentur, der erfährt, dass ihr größter Etat zu einer anderen Firma wechseln soll. Was tut er? Er nimmt einen Briefbeschwerer und schlägt damit auf den Angestellten ein, der für diesen Etat verantwortlich war. Und bringt ihn dabei fast um. Ist das vielleicht normal?«
Jack dachte an den Wutanfall der Taxikundin,
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