Handyman Jack 04 - Tollwütig
beiden innerhalb weniger Sekunden dazu bringen, den Blick abzuwenden, wenn er ihnen in die Augen sah, aber Monnet… Monnet verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich zurück und hielt seinem Blick praktisch unbegrenzt lange stand.
Milos biss die Zähne zusammen. Ich kann dich kaufen und wieder verkaufen, Monnet. Meine Familie waren Immigranten genauso wie deine. Wir haben beide mit nichts angefangen, aber ich habe die dicken Dollars gemacht, während du dich mit einem Lehrergehalt zufrieden geben musstest und praktisch in Armut gelebt hast. Jetzt bist auch du reich, aber nur dank meiner Verbindungen. Ohne mich wärst du bankrott.
Und trotzdem wusste er, dass Monnet auf ihn hinunterschaute, als ob er hoch oben auf einem Podest aus Savoir-faire säße, an das Milos niemals herankäme.
»Tut mir Leid, Milos«, sagte Monnet mit seiner kultivierten Stimme. »Die nächste Lieferung Loki steht erst Anfang der nächsten Woche bereit.«
»Es stimmt«, bestätigte Garrison. Schweiß perlte in dicken Rinnsalen über sein rundliches Gesicht. Man brauchte ihm nur einen Apfel in den Mund zu stopfen, und schon sah er aus wie ein Spanferkel auf dem Grillspieß. »Wir würden es Ihnen gerne geben, wenn wir es hätten – das wissen Sie doch.«
»Und s-s-s-seien w-w-w-wir d-d-doch ehrlich«, fügte Edwards hinzu. »Wir verdienen kein Geld, wenn wir nicht liefern, stimmt’s? Aber diese Charge kann sich jeden Augenblick umdrehen. Und mit der neuen Charge können wir frühestens am Wochenende beginnen.«
»Ich glaube, Sie haben nicht richtig zugehört. Kann das sein?«, sagte Milos, und sein Akzent schlug stärker durch. Er drehte sich um, hob einen Stuhl hoch und schleuderte ihn gegen die Wand. »Jetzt! Hört ihr? Ich will Loki-Lieferung jetzt!«
Seine Eltern hatten ihn im Alter von fünf Jahren aus Herzegowina hergebracht. Sein Vater war während des Zweiten Weltkriegs ein Tschetnik gewesen, dem es unmöglich gewesen war, später unter einem kommunistischen Regime zu leben. Er war geflohen und hatte seine Familie nach Brooklyn gebracht, wo sie sich eigentlich nie richtig wohl gefühlt hatten. Milos hatte den größten Teil seiner Kindheit und seiner Jugend damit verbracht, seine Sprache von allen Spuren seiner ausländischen Wurzeln zu reinigen. Sein Bemühen wurde von Erfolg gekrönt. Bereits in der Highschool sprach er ein akzentfreies Englisch. Doch als er in nicht ganz legale Kreise Eingang fand, stellte er fest, dass ein wenig Akzent durchaus nützlich sein konnte – um für sich einzunehmen oder um zu drohen, je nach Situation und Umständen. Daher hatte Milos Dragovic mit zwanzig Jahren sozusagen kehrtgemacht und angefangen, das Englisch seines Vaters zu imitieren.
»Es ist nichts da, was wir Ihnen geben könnten!«, jammerte Edwards und duckte sich auf seinem Stuhl.
»Warum nicht? Verkauft ihr an jemand anderen? Ja? Wollt ihr mir deswegen Lieferung nicht geben?«
»Gott im Himmel, nein!«, rief Garrison. »So etwas würden wir niemals tun!«
»Das würde ich euch auch verdammt noch mal nicht raten! Wenn ich erfahren sollte, dass ihr Dragovics Loki jemand anderem gebt, drehe ich euch die Hälse um, wie man es mit Hühnern tut!« Er presste seine Fäuste gegeneinander und deutete eine Drehbewegung an.
Edwards krümmte sich.
»So«, sagte Milos und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Wenn niemand anders mein Loki hat, wo ist es dann?«
»Wir haben es nicht!«, sagte Edwards. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
Milos unterdrückte ein Lächeln. Er liebte es, diese Memmen zu quälen. Er wusste, dass ihnen jeden Monat der Stoff ausging, wusste auch verdammt genau, dass sie an niemand anderen verkauften, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihnen eine göttliche Angst – in diesem Fall die Angst vor einem rachsüchtigen Gott namens Milos – in ihre blaublütigen Herzen zu pflanzen.
Er freute sich immer auf diese kleinen Zusammenkünfte. Und dieser fensterlose, schalldichte, elektronisch gesicherte Konferenzraum war dafür einfach perfekt. Er konnte brüllen, mit Gegenständen um sich werfen, und niemand draußen hatte auch nur die geringste Ahnung, was hier vorging. Milos zog es vor, ohne Vorankündigung und ohne Leibwächter hier aufzutauchen – er wollte nicht, dass irgendwer in seiner Organisation etwas von der Herkunft des Loki erfuhr – und diese feigen Memmen für ein paar Minuten zu terrorisieren, dann wieder zu verschwinden und sie mit voll geschissenen Unterhosen
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