Handyman Jack 04 - Tollwütig
Wachdienst – wahrscheinlich setzte Dragovic seine eigenen Leute als Wächter ein –, aber Jack entdeckte einen deutschen Schäferhund auf dem Grundstück.
Und dann stoppte Gia den Wagen.
»Entsetzlich«, sagte sie, schüttelte den Kopf und verzog angewidert das Gesicht, als sie durch die Windschutzscheibe blickte. »Dazu fällt mir kein anderes Wort ein. Von allen möglichen Farben musste er ausgerechnet diese auswählen? Ganz gleich, welchen Eindruck er sich vorgestellt hat, gelungen sieht das alles nicht gerade aus.«
»Nein-nein!«, rief Jack. »Nicht anhalten!«
Er sah hoch und entdeckte eine Überwachungskamera auf dem Torpfosten, die direkt auf ihn gerichtet war. Schnell wandte er sich ab.
»Was ist nicht in Ordnung?«, fragte Gia.
»Nichts.« Verdammt! Wurde die Kamera nur bei Bedarf eingeschaltet oder war sie ständig in Betrieb? Hatten sie ihn jetzt auf einem Videoband? »Fahr weiter und sich dich um, ob wir einen Parkplatz finden und ein wenig durch den Sand spazieren können.«
Ich hätte alleine herkommen sollen, dachte er. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie anhält. Aber jetzt ist es passiert. Es hat keinen Sinn, die Pferde scheu zu machen. Wer soll schon Verdacht schöpfen, wenn ein alter Buick plötzlich anhält, damit der Fahrer sich das große blaue Haus eingehender ansehen kann? So was dürfte doch mehrmals am Tag passieren, oder?
Gia fuhr weiter nach Westen und fand einen öffentlichen Parkplatz, der zum Georgica Beach gehörte. Die drei zogen die Schuhe aus – Jack schnallte das Knöchelhalfter ab und stopfte sich die kleine Semmerling in die Hosentasche – und kletterten barfuß die Dünen hoch. Jack und Gia schlenderten Hand in Hand durch den höher gelegenen trockenen Sand, während Vicky zur Wasserlinie hinunterlief und mit den Wellen Fangen spielte.
»Das Wasser ist eiskalt!«, kreischte sie.
»Pass auf, dass du nicht nass wirst!«, warnte Gia.
Sie stiegen auf eine Düne und blieben auf dem höchsten Punkt stehen, um Milos Dragovics zwanzig Zimmer großes Sommerhaus anzusehen. Von seinem Beobachtungsplatz aus konnte Jack erkennen, dass es U-Form hatte und auf dem Sand kauerte wie eine wachsame blaue Krabbe, die ihre Scheren dem Ozean entgegenstreckte. Zwischen den Seitenteilen schimmerte ein länglicher Swimming-Pool, umgeben von einem breiten Teakholzdeck. In einer Ecke stand ein verglastes Gebäude, wahrscheinlich ein Solarium oder eine Sauna. Und überall auf dem Grundstück waren Männer zu sehen, die Tische und Sonnenschirme aufstellten und Stühle und Sonnenliegen abschrubbten.
»Es sieht so aus, als fände dort in Kürze eine Party statt«, sagte Gia. »Bist du eingeladen?«
»Nein.«
»Gehst du trotzdem hin?«
Jack hörte die Anspannung in ihrer Stimme, drehte sich um und sah den sorgenvollen Ausdruck in ihren Augen.
»Vielleicht.«
»Ich wünschte, du würdest es nicht tun. Er ist kein besonders netter Mensch, musst du wissen.«
»Er sagt, er sei ein ehrlicher Geschäftsmann, der noch nie wegen eines einzigen Verbrechens verurteilt wurde.«
Gia runzelte die Stirn. »Ich kenne diese Phrasen: Jeder hackt auf ihm herum, weil er Serbe ist. Aber wer glaubt das? Was treibt er überhaupt?«
»Ziemlich üble Dinge, wie ich hörte. Genaues weiß ich auch nicht. Ich warte darauf, dass People eine ausführliche Story über ihn bringt.«
»Was verschweigst du mir?«
»Ehrlich, ich weiß nicht viel über ihn. Ich finde es nicht allzu interessant, mich mit schillernden Gaunerpersönlichkeiten zu beschäftigen.«
»Er wurde wegen Mordes angeklagt.«
»Aber die Klage wurde fallen gelassen.«
»Bitte leg dich mit diesem Mann nicht an.«
»Glaube mir, das ist das Letzte, was ich tun möchte. Aber ich möchte mir sein Haus ein wenig genauer ansehen.«
Sie gingen die Düne hinunter und scheuchten unterwegs einen Schwarm Seemöwen hoch, der sich dort ausgeruht hatte.
»Aus der Nähe betrachtet ist es noch hässlicher«, stellte Gia fest.
Jack legte im Geiste einen Lageplan des Anwesens an. Wenn er sich selbst einladen wollte, würde er sich vom Strand nähern müssen. Er studierte den offenen Bereich um den Pool und blickte dann hinaus aufs Meer. Eine Idee entstand in seinem Kopf, als er beobachtete, wie Vicky an der Wasserlinie Muscheln sammelte.
»Oh-oh«, meldete Gia sich. »Ich glaube, wir bekommen Gesellschaft.«
Jack drehte sich um. Zwei sehr große breitschultrige Fleischkolosse mit Sonnenbrillen und schlecht sitzenden dunklen Anzügen stapften durch den
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