Handyman Jack 04 - Tollwütig
füllten seine Leute Kapseln ab und stellten Tabletten her, um Loki über die ganze Welt zu verteilen.
»Ja«, sagte Kent, »aber wir dachten, sein Markt bestünde aus einem Haufen verrückter Militärs in der Dritten Welt, die sich gegenseitig umbringen würden, und das wär’s dann gewesen.«
»Richtig«, sagte Brad. »Wer hätte sich denn damals träumen lassen, dass daraus eine Straßendroge würde, die einem vor der eigenen Haustür angeboten wird?«
Luc musste plötzlich lachen.
»Was ist denn so verdammt lustig?«, rief Kent wütend.
»Ich sollte Mr. Prather anrufen und ihn fragen, ob er in seinem Programm noch Platz für ein paar ethisch einwandfreie Schlangenmenschen hat!«
»Reiz mich nicht, Luc«, drohte Kent zähneknirschend.
»Das ist nicht fair«, sagte Brad. »Ich leide unter dieser ganzen Sache.«
»Tatsächlich?«, fragte Luc. Er konnte sich nicht erklären, weshalb er so aggressiv reagierte. Es war fast so, als hätte er selbst etwas von dieser verdammten Droge genommen. »Ich habe auf deinem persönlichen Konto kein außergewöhnlich hohes Guthaben feststellen können. Du hattest offensichtlich keine Gewissensbisse, den unverhofften Segen auch auszugeben.«
Brad senkte den Blick.
Tatsache war, dass die mit Loki erzielten Gewinne ihr Gewissen betäubt hatte. Die Droge hatte GEM Pharma in eine Gelddruckerei verwandelt – in eine Geldwaschmaschine und Gelddruckerei, in der sämtliche durch den Verkauf von Loki eingenommenen Gelder gesäubert wurden, indem man sie als Gewinne aus dem internationalen TriCef-Absatz auswies.
Kent hatte ein nahezu perfektes System entwickelt. GEM synthetisierte die Droge in der eigenen, umfangreich automatisierten Fabrik in Brooklyn, wo die wenigen Angestellten, die zum Betrieb der Produktion nötig waren, der festen Überzeugung waren, dass sie ein Antibiotikum herstellten. Die Geschäftsbücher von GEM wiesen bedeutende Lieferungen TriCef nach Rom aus. Von dort nahm die Droge einen derart verschlungenen Weg des Verschneidens und mehrfachen Ver- und Umpackens, dass es, sobald die Tabletten Amerika erreichten, praktisch unmöglich war, sie zu GEM zurückzuverfolgen.
Hinzu kam als zusätzlicher Sicherheitsfaktor, dass sämtliches nicht verbrauchtes Loki sich zu jedem Neumond in eine unwirksame Substanz umwandelte.
Loki hatte sie alle reich gemacht, aber auch schuldig, verwundbar und unglücklich.
Und paranoid.
Dragovics sprunghaft wechselnde Launen waren nicht ihre einzige Sorge. Vor ein paar Monaten hatte Brad die Möglichkeit einer feindlichen Übernahme durch einen anderen Konzern zur Sprache gebracht. Der Erwerb eines maßgeblichen Pakets GEM-Aktien würde unweigerlich zur Aufdeckung ihres Geheimnisses führen. Um dem zuvorzukommen, hatten sie die Gelder, die eigentlich für die Forschung bestimmt waren, dazu verwendet, in großem Umfang Firmenaktien zurückzukaufen.
Es war eine einzige Katastrophe.
Luc seufzte und schloss die Augen. Er sah sich selbst in einem winzigen Dorfcafé in der Provence, wo er bei einer Tasse starken, aromatischen Kaffees saß, während hinter ihm im offenen Fenster die Katze des Wirtes lag und sich in der Sonne aalte.
In drei Wochen liegt dieses ganze Chaos hinter mir. Nur noch drei Wochen.
Aber wenn Gleason sie auffliegen ließ… in Lucs Fantasie verschwand die Vision von einer ländlichen Idylle in Südfrankreich und wurde durch den Anblick einer Gefängniszelle in Manhattan abgelöst.
Er schlug die Augen auf und fixierte Brad, den Finanzchef der Firma. »Prather wird Bargeld haben wollen, und zwar im Voraus. Wir haben Samstag. Wie willst du –?«
»Ich kriege es«, sagte Brad. »Die gleiche Summe wie für Macintosh, nehme ich an. Es liegt heute Nachmittag für dich bereit.«
»Da ist noch etwas anderes, worüber wir nachdenken müssen: Gleason steht in irgendeiner Beziehung zu unserer neuen Wissenschaftlerin.«
Kent schlug die Hände vors Gesicht und raufte sich die roten Haare. »O Scheiße! Wie eng ist die Beziehung?«
»Keine Ahnung. Ich weiß, dass er sie für diesen Job empfohlen hat, aber darüber hinaus…« Luc zuckte die Achseln.
»Lieber Himmel«, sagte Brad. »Kann denn nichts richtig einfach sein? Was ist, wenn sie ein Verhältnis miteinander haben? Wir dürfen nichts tun, was sie von ihrer Arbeit ablenken könnte! Das musst du irgendwie rauskriegen.«
Luc erhob sich. »Ich gebe mir Mühe.«
»In der Zwischenzeit«, meinte Kent zu Brad, »solltest du das Bargeld besorgen.«
Während Luc sich
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