Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
fragte sich, was er tat, aber die Telefonschnur war nicht lang genug, um damit bis zur Tür gehen und hinausschauen zu können. Sie suchte ihre Handtasche und fand sie auf dem Schminktisch. Wenigstens konnte sie jetzt sicher sein, dass er nicht ihr Portemonnaie ausräumte.
Nach drei Minuten hörte sie eine Reihe von Pieptönen in ihrem Hörer, dann wieder die Stimme des Mannes.
»Okay, Ma’am. Das war’s schon.«
Kate legte auf und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo der Mann soeben die Verschlüsse seines Werkzeugkastens zuschnappen ließ.
»Das war’s schon?«
Er nickte. »Ihr Apparat war in Ordnung. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
»Ich Ihnen auch. Danke.«
Während sie die Tür hinter ihm schloss, wunderte sie sich über ihre vorherigen Befürchtungen. Gerade eben war er ihr völlig verändert vorgekommen, ruhig und friedlich, als wäre er von einer großen Last befreit. Beinahe… glücklich.
Wie dumm sie doch gewesen war.
16
Joe öffnete die hintere Tür des Wagens, stellte den Werkzeugkasten auf den Boden, dann ließ er sich vorne auf den Beifahrersitz fallen.
»Erledigt!«
Stan sah ihn an. »Gut. Und jetzt, da es erledigt ist, macht es dir etwas aus, mir zu verraten,
was
erledigt ist?«
Eine halbe Stunde zuvor war Joe in diesem gestohlenen Taurus erschienen und hatte ihn ein Stück hinter dem Apartmenthaus geparkt. Er hatte ausgesehen wie ein neuer Mensch – geduscht, rasiert und gekleidet wie ein Monteur. Er hatte geradezu geziert reagiert und sich geweigert, zu verraten, was er vorhatte, ehe es erledigt war.
»Ich habe ein kleines Geschenk bei unserem Freund deponiert. Ich hatte schon Angst, ich käme mit dieser längst ungültigen Bell-Atlantic-ID von früher gar nicht bei ihr rein, aber sie hat es mir tatsächlich abgekauft.«
»Das nenne ich Glück. Wie groß ist das Geschenk?«
Joe grinste. »Wie ein schlanker Ziegel.«
»Ein
ganzer
Ziegel?«
»Verdammt richtig.«
Stan schloss die Augen. Ehe die Feds ihnen auf den Leib gerückt waren, hatten sie es geschafft, einen Teil ihres Vorrats an ehemals armyeigenem C-4-Sprengstoff – dreißig Zentimeter lange Platten, fünf Zentimeter breit und zweieinhalb Zentimeter dick, säuberlich in olivfarbenes Zellophan eingewickelt – zu retten. Ein reizendes Zeug. Stabil genug, um damit Fangen zu spielen, immer noch weich und formbar bei minus fünfzig Grad Celsius, keine Aufweichung – sogar bei achtzig Grad.
In Vietnam hatte er auch noch andere Verwendungen dafür gefunden als nur für Sprengungen. Zum Beispiel konnte man Brände damit entfachen. Man brauchte nur eine zwei Zentimeter dicke Scheibe von einem Block abzuschneiden und ein Zündholz daran zu halten, und schon hatte man ein Feuer. Es stank zwar, brannte aber heiß genug, um feuchtes Holz zu entzünden. Eines musste man sich jedoch merken: Wenn man brennendes C-4 löschen wollte, musste man es ertränken. Auf keinen Fall – wirklich gar keinen Fall – trat man es aus. Er hatte einmal erlebt, wie jemand den vorderen Teil seines Fußes verlor, als er es auf diese Weise versuchte. Stan lernte sogar die Bedeutung des Begriffs Explosionsgeschwindigkeit kennen – und dass die von CV-4 atemberaubende 8100 Meter pro Sekunde betrug.
Und Joe hatte einen ganzen Ziegel davon im Apartment versteckt. Scheiße.
Er drückte auf den Knopf, damit die Fenster hochfuhren, und drehte sich zu seinem Bruder um.
»Joe… ein altes Gemäuer wie das… du bringst am Ende das ganze Ding zum Einsturz.«
Ein schönes Gebäude, es wäre eine Schande, es zu zerstören.
»Ja, schon möglich. Aber vielleicht auch nicht.«
»Mindestens wird der größte Teil des dritten Stocks zerstört und beide Apartments darüber und darunter, und die ganze Fassade des Gebäudes fliegt weg.«
Joe starrte ihn an. »Und worauf willst du hinaus…?«
»Er ist noch nicht zurückgekommen. Vielleicht kommt er auch gar nicht mehr zurück, ehe die Ladung explodiert. Möglicherweise ist es noch nicht einmal seine Wohnung.«
»Oh, die ist es ganz bestimmt. Seine Freundin hat mir erklärt, es wäre nicht ihre Wohnung, was bedeutet, dass er dort wohnt.«
»Nun gut, nehmen wir an, es ist seine Wohnung. Wenn er nun die ganze Nacht unterwegs ist? Wenn der Bau in die Luft fliegt, ohne dass er dort ist, dann haben wir uns verraten. Er wird dann wissen ...«
»Er wird dann wissen, dass seine Freundin tot und dass er der Nächste ist.« Joes Stimme sank ab zu einem eisigen Grollen. »Er soll eine Weile
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