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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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betrachtet mich als eine Art cryptofaschistischen Comic-Helden. Er hat mich heute über Nietzsche ausgefragt – kannst du dir das vorstellen?«
    »Nietzsche? Hast du jemals Nietzsche gelesen?«
    »Nein.«
    »Versuch’s auch gar nicht erst.
Also sprach Zarathustra?
Unlesbar.«
    »Ich glaube dir aufs Wort.« Er schlug wieder auf die Werkbank. »Was für ein Albtraum. Palmer ist wie ein Junkie – er schnappt weiter nach meinen Beinen, bis ich die Nerven verliere und ihn erwürge, oder er verplappert sich und stellt mich bloß. Er hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich ihm zu seiner Karriere verhelfen kann. Er redet davon, ein bedeutender Journalist zu werden, dabei will er in Wirklichkeit nur ein
berühmter
Journalist sein.«
    Abe zuckte die Achseln. »Ein Produkt des Zeitgeistes. Aber weißt du, für mich klingt das, als bewundere er dich. Wenn er in dir eine Art Comic-Helden sieht, dann solltest du dieses Spiel vielleicht mitspielen. Comic-Helden haben jugendliche Assistenten, nicht wahr?«
    »Du meinst, wenn ich Batman bin, dann soll er glauben, er sei Robin?«
    »Eher schon dieser junge Reporter, der immer hinter Superman herrannte.« Abe schnippte mit den Fingern. »Wie hieß er noch? Timmy …«
    »Jimmy Olsen.«
    »Ja. Lenk Jimmy Olsens Aufmerksamkeit von dir weg und auf etwas anderes.«
    »Auf was denn?«
    Abe zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Du bist Handyman Jack. Ich – ich bin nur ein armseliger Kaufmann.«
    »Ja, stimmt.«
    Wenigstens war das ein Anfang, ein möglicher Ausweg aus diesem Schlamassel. Jack hatte jedoch keinen Schimmer, wie er das in die Tat umsetzen sollte.
Noch
keinen Schimmer. Er musste sich etwas einfallen lassen. In der Zwischenzeit aber müsste er sich die Kozlowskis vornehmen.
    »Okay, armseliger Kaufmann. Zeig mir deine Waren. Ich habe das Gefühl, als brauchte ich ein paar ganz spezielle Dinge, um diese Nacht zu überstehen …«

SONNABEND

1
     
    »Es ist Viertel nach drei, Jack. Willst du denn gar nicht schlafen?«
    Erschöpft lehnte Kate an der Türöffnung des Schlafzimmers. Jack war als dunkle Silhouette vor dem Fenster zur Straße zu erkennen.
    »Nicht heute Nacht, fürchte ich.«
    Er drehte sich zu ihr um, und sie erschrak, als sie zwei grün leuchtende Punkte sah, dort wo seine Augen hätten sein sollen. Dann erinnerte sie sich an die seltsame helmähnliche Kopfbedeckung, die er aufgesetzt hatte, ehe er das Licht ausknipste. Dabei hatte er irgendwas von
Nachtsichtgerät
gemurmelt.
    Er hatte es von seinem Ausflug mitgebracht, nachdem er einen Schleichweg über das Dach gefunden hatte. Fast zwei Stunden lang war er unterwegs gewesen – die längsten zwei Stunden ihres Lebens. Als er zurückgekommen war, hatte er fast nichts gesagt, und seine Miene war sogar noch finsterer als vor seinem Aufbruch. Außerdem sah er gar nicht gut aus. Seine sonst immer besonders klaren Augen hatten einen fahlen, glasigen Schimmer. Sie schrieb das dem Stress zu. Davon hatte er im Augenblick wirklich mehr als genug. Sie fragte sich, wie sie in Jacks Augen aussah. Wahrscheinlich noch schlechter.
    Wenigstens war die Bombe nicht mehr da. Er sagte, er habe sie in seiner Wohnung deponiert.
    »Soll ich dir noch einen Kaffee machen?«
    Er hob seine Tasse. »Ich habe genug, danke. Warum legst du dich nicht hin und versuchst zu schlafen?«
    »Jemand hat bei uns eine Bombe gelegt! Jemand wünscht unseren Tod! Wie kann ich da schlafen?«
    »Ich halte Wache. Solange ich hier bin, passiert uns nichts, das verspreche ich dir. Du bist müde. Leg dich hin, und der Schlaf kommt ganz von selbst. Vertrau mir.«
    Sie vertraute ihm – mehr als jedem anderen. Und sie war entsetzlich müde. Sie brauchte den Schlaf noch mehr als die Fluchtmöglichkeit vor all ihrer bohrenden Angst, die er ihr bot.
    Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück und schlüpfte unter die Bettdecke. Sie legte sich auf den Rücken, faltete die Hände auf der Brust und schloss die Augen.
    Ich tue so, als wäre ich tot, dachte sie. Warum auch nicht? Genau das ist es doch, was sich da jemand offenbar wünscht.
    Mein Gott, was für ein Gedanke. Was war mit ihrem Leben passiert? Sich der Erkenntnis zu stellen, dass sie nicht die typisch amerikanische patente Football-Mutter war, für die sie sich immer gehalten hatte, war schon schwer genug gewesen, doch sie hatte sich schließlich damit abgefunden, in einer ›normalen‹ Welt leben zu müssen. Sie hatte damals angenommen, ihr Leben geriete völlig aus den Fugen, doch das war nichts im

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