Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
und das völlig zurecht, dass sie angefangen hat, sie alle drei jeden Tag zu testen. Jack hatte die Test-Sets in Massen angeschafft und sich gedacht: Falls es sie beruhigt, okay, dann könnte sie die Tests auch zweimal am Tag durchführen, wenn sie wollte.
Im Hinterkopf jedoch hatte er immer mit einem solchen Augenblick gerechnet: das falsche Positivresultat.
»Nein.« Seine Zunge ist pergamenttrocken. »Nein, das kann nicht sein. Es ist sicherlich ein Irrtum.«
Sie schüttelt den Kopf, während weitere Tränen über ihre Wangen perlen. »Ich habe den Test gerade eben wiederholt. Das gleiche Ergebnis.«
»Dann stammt das Set aus einer schadhaften Charge.«
»Es ist dieselbe Charge wie gestern.«
Jack kann das nicht akzeptieren. Er hatte sie hierher geholt, um sie zu beschützen. Ständig hatte er sie unter seinen Fittichen gehabt. Sie hatten das Apartment kaum einmal verlassen.
Sein Magen verkrampft sich, als ihn ein schrecklicher Gedanke wie ein führerlos dahinrasender Zug trifft: Ist es meine Schuld? Habe ich den Virus nach Hause gebracht?
»Mach’s noch mal«, sagt er. »Diesmal bei uns dreien.«
Gia nickt und trocknet sich die Augen. »Okay.« Sie hebt den Kopf und ruft: »Vicky!«
»Was ist?«, fragt eine Mädchenstimme aus einem der hinteren Zimmer.
»Kannst du mal für eine Minute herkommen?«
»Aber ich sehe gerade einen Film!«
»Du hast diesen Film schon hundertmal gesehen. Komm nur für einen kurzen Moment her.«
»Schon wieder
Das doppelte Lottchen?«,
fragt Jack und versucht, ein fröhliches Gesicht zu machen, während Vicky mit mürrischer Miene hereinkommt.
»Ich war gerade an der schönen Stelle, als sie erfahren, dass sie Schwestern sind!«
»Das ist das Schöne an Videos – man kann sie jederzeit anhalten und später dort weitermachen, wo man sie unterbrochen hat.«
Gia hat sich an Jacks Rollpult gesetzt. »Gib mir mal deinen Finger, Vicky.«
Ein Stöhnen, ein Verdrehen der Augen. »Nicht schon wieder!«
»Nun komm schon. Einmal noch. Jack macht diesmal mit.«
»Oh, okay.«
Sie geht hinüber zu Gia und präsentiert ihren Finger, zuckt zusammen, als ihre Mutter mit einer Mikrolanzette hineinsticht und einen Tropfen Blut auf das runde Stück Löschpapier der Testkarte fallen lässt.
»Da«, sagt Gia mit einem, wie Jack genau weiß, gezwungenen Lächeln. »War das so schlimm?«
»Nein. Kann ich jetzt meinen Film weitersehen?«
»Klar.«
Während Vicky sich entfernt, wobei sie an der winzigen Wunde lutscht, drückt Gia mit zitternden Händen einen Tropfen Reagens aus einer Ampulle heraus und benetzt das blutgetränkte Löschpapier damit. Sie blickt auf die Uhr, legt die Karte beiseite und sieht Jack auffordernd an.
»Du bist dran.«
Jack lässt zu, dass sein Finger dem gleichen Ritual unterzogen wird. Er spürt den Einstich kaum. Schon bald wird seine Blutprobe mit Reagens benetzt und muss zehn Minuten lang ruhen.
Und Gia nimmt bei sich den dritten Test vor.
Das Warten ist unerträglich. Gia geht unruhig auf und ab, reibt sich die Hände, als schrubbe sie sie unter fließendem Wasser, und gleicht einer jungen, blonden und bildschönen Lady Macbeth, die einen besonders widerspenstigen Blutfleck entfernen will. Jack öffnet zweimal den Mund, um etwas zu sagen und ihre angegriffenen Nerven zu beruhigen, aber ihm fällt nichts ein, das nicht ausgesprochen lahm oder albern klingt.
Schließlich schaut sie auf die Uhr und sagt: »Es ist soweit.« Doch sie rührt sich nicht. »Jack… würdest du? Ich kann nicht…. es geht einfach nicht …«
»Klar, Gia.«
Jack geht zum Rollpult, dreht die drei Karten um, wobei er sorgfältig darauf achtet, dass sie in gleicher Reihenfolge liegen, und entfernt die Abdeckstreifen auf der Rückseite. Nacheinander werden die Blutproben aufgedeckt, und um die Flecken auf der ersten und der dritten Karte ist… ein bläulicher Ring zu sehen. Auf der zweiten Karte erscheint nur ein farbloser Ring, hervorgerufen durch das absorbierte Reagenz.
Jack schließt die Augen und hat das Gefühl, als schwanke das Zimmer um ihn herum heftig.
Unmöglich. Das kann nicht sein. Bestimmt ist es ein Irrtum. Wir wurden alle geimpft, wir essen alle das Gleiche, trinken das Gleiche, und ich bin es, der ständig aus und ein geht, der am ehesten dem Virus ausgesetzt ist. Eigentlich sollte ich der Infizierte sein, nicht sie.
Er öffnet die Augen und schaut abermals hin, innerlich um ein anderes Ergebnis betend. Doch nichts hat sich verändert: zwei positive Tests
Weitere Kostenlose Bücher