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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dahinter…
    Es ist Abe, auf dem Rücken liegend, das weiße Hemd glänzt rot, der Kopf bildet einen grotesken Winkel zum Körper, der Hals ist nur noch ein zerfetztes Loch, aufgerissen von einem Schuss aus der abgesägten Schrotflinte, die neben seinem Knie auf dem Fußboden liegt.
    Jack wirbelt herum, knickt ein, ihm ist plötzlich todschlecht. Er übergibt sich nicht, wünscht sich aber, er könnte es. Die Wut ernüchtert ihn. Wer hat das getan? Wer immer versucht hat, diese Tat wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, kannte Abe nicht, denn Abe hätte niemals…
    Nach einer Weile richtet Jack sich auf, geht ein paar Schritte in den Laden, findet eine alte Leinenplane und deckt sie über Abes Leiche.
    Das Blut… immer noch nass… es dürfte vor nicht mehr als zwanzig, dreißig Minuten passiert sein.
    Wenn ich doch nur ein paar Minuten früher losgegangen wäre, hätte ich rechtzeitig hier sein können, um…
    Und dann entdeckt er etwas am Ende der Theke. Die rechteckige Form eines Virus-Teststreifens. Er geht näher heran. Das Set wurde benutzt… und der blaue Kreis zeigt ein positives Ergebnis.
    Jacks muss sich an der Theke abstützen. »O, Abe!«
    Und er begreift. Abe sah für sich keine Hoffnung. Das bedeutet, dass Jack auch Gia und Vicky keine Hoffnung machen kann.
    Er sitzt lange da, fühlt sich verloren und ist völlig gelähmt, während er den Teststreifen unaufhörlich anstarrt. Schließlich gibt er sich einen Ruck. Er kann Abe hier nicht so liegen lassen. Was soll er tun? Die Polizei rufen? Würde die überhaupt herkommen? Und wenn sie käme, gäbe es eine Untersuchung, und dann würde jemand das Waffenlager im Keller finden. Und die ganze Zeit über läge Abes Leiche in einer Schublade in der Kühlabteilung des Leichenschauhauses.
    Nein. Das darf nicht geschehen. Jack weiß, was er zu tun hat. Er muss im Laufe der Nacht mit dem Wagen herkommen und Abes Leiche in den Central Park schaffen. Keine Polizei, keine Fragen, nur eine schlichte, ganz private Trauerzeremonie für seinen ältesten und liebsten Freund.
    Aber was ist mit Abes Familie? Die einzige Familie, von der Jack weiß, ist eine Tochter in Queens. Sarah. Jack hat sie nie kennen gelernt. Er hatte Gia und Vicky während der Rakoshi-Affäre im vergangenen Sommer in ihrer Wohnung untergebracht, aber sie war zu der Zeit gerade auf Reisen gewesen.
    Jack greift nach der blutbespritzten Rolodex-Adressenkartei und blättert sie durch. Abe hat zwar im Keller einen Computer stehen, den er auch immer benutzte, aber hier oben, im Parterre, hielt er es lieber mit den altmodischen Hilfsmitteln. Seine Kehle ist beim Anblick von Abes krakeliger Handschrift plötzlich zugeschnürt, und für einen kurzen Moment verschwimmen die Buchstaben vor Jacks Augen. Er blinzelt und blättert vor bis zur Trennkarte mit dem Buchstaben ›S‹, und da ist schon, was er sucht: ein simples »Sarah« mit einer Nummer dahinter.
    Er wählt die Nummer, und als sich eine Frau meldet, fragt er nach Sarah.
    »Selbst am Apparat.«
    »Ich … ich bin ein Freund Ihres Vaters. Ich fürchte ...«
    »Ja, wir wissen es schon«, unterbricht sie ihn. »Er ist tot.«
    Jacks Warnlampen fangen bei dem ›wir‹ sofort an zu flackern. »Wie können Sie ...?«
    »Wir hatten gehofft, ihn in irgendeiner Weise von einer solchen närrischen Tat abhalten zu können, aber diese verdammten Tests sind so ...«
    Jack knallt den Hörer auf die Gabel. Er kann sich gut vorstellen, wie es abgelaufen ist. Sarah kommt mit einem Friedensangebot zu ihm. Sie haben sich nie sehr gut verstanden, doch es herrschen ganz besondere Zeiten, und sie sollten deshalb vielleicht das Kriegsbeil begraben. Sie hat ihm etwas mitgebracht, etwas Süßes, dem ihr Vater nicht widerstehen kann, etwas, das mit dem Virus präpariert war.
    Und später, als Abes Blut positiv reagiert, weiß er, dass sein Schicksal besiegelt ist, und er weiß auch, wem er das zu verdanken hat, und all das ist einfach zu viel für ihn. Jack hätte so etwas niemals von Abe angenommen, aber wer weiß schon, wie ein Mensch reagiert, wenn seine Zukunft in einem winzigen Augenblick vernichtet wird und nicht der geringste Hoffnungsschimmer bleibt ...
    Jack hat Schwierigkeiten beim Atmen, als er sich an Gias leeren Blick erinnert, während er sich von ihr verabschiedete, und jetzt beeilt er sich, nach draußen zu kommen. Das Telefon klingelt, und er weiß, dass er nicht darauf reagieren sollte, aber er kehrt auf die vage Chance hin, dass Gia am anderen Ende ist,

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