Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
beschäftigt? Sie fragte sich, was sie vorhatte. Egal. Solange sie sie nicht belästigte.
Aber wenn Schlafen nicht in Frage kam, dann konnte sie sich wenigstens hinlegen und ein wenig die Augen schließen, jetzt, da Jack offenbar das Schlimmste überstanden hatte.
Sie streckte sich so gut es ging auf der Couch aus und faltete die Hände auf der Brust. Gewöhnlich freute sie sich immer auf den nächsten Tag, nicht aber heute. Würde die Einheit erneut versuchen, sie zu übernehmen, und dazu benutzen, das Geheimnis von Jacks erfolgreichem Widerstand gegen den Virus in Erfahrung zu bringen?
Kate schloss die Augen. Sie musste die Einheit daran hindern, ihr zu rauben, was ihr gehörte – was sie
war.
Aber wie?
Die Frage verfolgte sie bis in den Schlaf…
14
»Sie sehen nicht so aus, als amüsierten Sie sich«, stellte Jay Pokorny fest.
Die vier – Sandy und Beth und Pokorny und seine langjährige Freundin Alissa – standen an der langen Bar im vorderen Teil von Kenny’s Castaway auf der Bleeker Street im Village und genehmigten sich ein paar Drinks. Die Bar verlief auf der linken Seite des vorderen Raums. Tische standen im hinteren Teil, wo eine kleine Bühne vor der Rückwand kauerte. Zu
Kenny’s
zu gehen, war Pokornys Idee gewesen – er hatte irgendwas von einer neuen Band erzählt, die sie sich unbedingt anhören müssten. Aber mittlerweile war es elf Uhr geworden, und noch immer war keine Musik zu hören.
»Bis jetzt ist es nur eine Bar wie unzählige andere«, sagte Sandy.
Er spürte einen sanften Rippenstoß und drehte sich um. Beth schaute lächelnd zu ihm auf. Mein Gott, sie sah einfach sensationell aus.
»Sei nett zu ihm«, flüsterte sie.
Er zwinkerte ihr zu. »Okay.«
»Sicher«, sagte Pokorny, »aber warten Sie ab, bis Sie dieses Girl in der Band hören. Sie heißt Debbie oder so ähnlich. Sie sieht aus wie Betty Boop, aber wenn sie den Mund aufmacht, um zu singen – Donnerwetter.«
»Nun, ich hoffe, sie macht recht bald den Mund auf.«
So sehr Sandy sich für Livemusik begeisterte, so wenig hatte er für Bars übrig. Vor allem für eine Bar, die so picke-packevoll und verraucht und heiß war. War etwa die Klimaanlage ausgefallen? Wenn ja, dann trug das nicht gerade dazu bei, seine miese Laune zu bessern. Er hoffte, dass laute Musik und Beths Gesellschaft ihm helfen würden, einen ereignislosen Tag zu vergessen.
Die Polizeichefs hatte er nicht erreichen können, aber er hatte den Bürgermeister bei einem Wohltätigkeitsessen aufgestöbert. Er war Sandys Fragen ausgewichen und hatte davon gefaselt, wie komplex das ganze Problem sei und dass er erst alle Einzelheiten des Vergehens kennen und den Bewährungsausschuss und vielleicht auch ein paar Richter informieren müsse. Bla, bla, bla. Darüber gab es nicht viel zu schreiben.
Er überprüfte sein Mobiltelefon, um sich zu vergewissern, dass es eingeschaltet war. Ja, es war eingeschaltet, aber es gab keine Anrufe. Das war Mist. Totaler Mist.
»Hey, Palmer«, sagte Pokorny. »Das ist schon das fünfte Mal, seit wir hier sind, dass Sie Ihr Handy rausholen. Was ist los? Erwarten Sie wieder einen Anruf vom Erlöser?«
Sandy verspürte einen gelinden Schock, zwang sich dann aber schnell zu einem Grinsen. »Na klar. Was sonst?«
Tatsache war, dass er heute den Erlöser zweimal angerufen und um Rückruf gebeten hatte, doch niemand hatte sich bei ihm gemeldet. Wollte der Kerl ihn vielleicht am ausgestreckten Arm verhungern lassen?
Ein Girl mit limonengrünem Gelhaar musste Pokornys Erlöser-Frage gehört haben. Sie lehnte sich von der Bar zurück und verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf Sandy zu werfen.
»Sie sind es tatsächlich!«, rief sie, und ihre Augen weiteten sich. »Sie sind der Typ von der Zeitung, nicht wahr? Derjenige, der mit dem Erlöser gesprochen hat.«
Sandy zuckte die Achseln. Verlegenheit und grenzenlose Freude ließen ihn innerlich hin und her schwanken.
»Natürlich ist er es«, sagte Pokorny. »Das ist Sandy Palmer persönlich, Starreporter und U-Bahn-Überlebender.«
Pokornys Sarkasmus kam bei dem grünhaarigen Mädchen überhaupt nicht an. Sie wandte sich aufgeregt an ihre Freundin. »Kim! Kim! Sieh mal, wer da ist! Das ist dieser Reporter aus der U-Bahn, der mit dem Erlöser gesprochen hat!«
In weniger als einer Minute – weniger als einer halben Minute – stand Sandy mit dem Rücken zur Bar und wurde von einer ständig anwachsenden Schar Männer und Frauen umdrängt. Sie waren alle in seinem
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