Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
verabscheut ihn auch jetzt, aber sie kann Holdstock nicht daran hindern, die Hände zu kreuzen und den Draht über den Kopf des ahnungslosen Arztes zu schieben, dann die Handgriffe nach hinten zu reißen, so dass der Draht sich ganz eng um Fieldings Hals legt, und schließlich den Draht anzuspannen und zuzuziehen.
Ein Ächzen dringt aus Fieldings Mund, während er sich an den Hals greift und versucht, sich umzudrehen, aber sie – Holdstock – lieber Herrgott, sie kann sich dessen nicht sicher sein – hält die Holzgriffe unbarmherzig fest und bleibt hinter dem Doktor stehen, während er sich verzweifelt wehrt. Sie kann die Panik in seinem Gesicht erkennen, der Mund ist aufgerissen, die Haut färbt sich blau, und sie starrt in eins seiner erstaunten, hervorquellenden, blutunterlaufenen Augen, das sie stumm um Gnade anfleht, um Luft, um Leben.
Und Kate möchte schreien, aber sie ist stumm, versucht, den Griff um die Holzstäbe zu lockern, doch sie kann es nicht.
Und nun beginnt Fielding zu zucken, mit den Füßen zu treten, sich wild aufzubäumen. Er drückt sie beide gegen den Esstisch, versucht mit seinen erlahmenden Kräften alles, um sich zu befreien, aber Holdstocks Körper ist um mindestens fünfzig Pfund schwerer als seiner, und Kate benutzt ihn, um in Position zu bleiben. Sie ist wie ein mörderischer Rodeoreiter auf einem dem Tod geweihten Pferd.
Hört auf! O Gott, lass den armen Mann frei!
Aber ihre Schreie sind lautlos, ihr Flehen wird nicht erhört.
Und nun geben Fieldings Beine nach, und er sackt auf die Knie. Kate folgt ihm, bleibt knapp hinter ihm und vermindert den brutalen Zug am Draht kein bisschen. Seine hektischen Bewegungen erlahmen, sein Körper sinkt zur Seite. Aber Kate bleibt dicht bei ihm, bis er sich auf dem Boden ausstreckt. Sie lässt nicht los, presst sein Gesicht auf den Fußboden, rammt ihm ein Knie in den Rücken und hält fest, während die letzten Zuckungen Fieldings Körper durchlaufen, sein nach Sauerstoff gierendes Hirn kollabiert und er schließlich völlig zur Ruhe kommt.
Gestank erfüllt die Luft, nachdem sich Fieldings Schließmuskel entspannt. Das ist das Zeichen, auf das sie gewartet hat. Kate wickelt den Draht ab und zieht ihn vom Hals weg. Sie zuckt zusammen, als Fielding aufseufzt – ein leiser, pfeifender Laut. Aber es ist nur die in seinen Lungen eingeschlossene Luft, die an den Stimmbändern vorbeistreicht. Indem sie sich am Tisch abstützt, kommt sie wieder auf die Beine.
Sie starrt auf die Leiche eines einstmals so brillanten Mannes. Ihre Angst hat sich in Trauer, in tiefes Bedauern verwandelt… was für eine Verschwendung.
Während sie zur Tür geht, verstaut sie die Garrotte in einer Tasche und holt aus der anderen einen Handschuh. Sie streift sich den Handschuh über und öffnet mit der verhüllten Hand die Haustür und schließt sie hinter sich.
Kate weint innerlich, während sie hinunter auf die Straße geht, gepeinigt von Reue und Trauer und vielleicht auch von einer winzigen Spur Schuldgefühl, das seinen Ursprung nicht in ihr hat.
SONNTAG
1
»Habe ich das letzte Nacht wirklich erlebt?«, fragte Beth und schmiegte ihren geschmeidigen Körper unter der Bettdecke an seinen.
Sandy streichelte ihre nackte Schulter. »Letzte Nacht? Das war heute Morgen, Baby. Und ich kann nicht glauben, dass wir erst acht Uhr haben und schon wach sind.«
Sie waren gegen fünf Uhr nach Hause gekommen und waren zu aufgedreht gewesen, um gleich schlafen zu gehen, daher hatten sie sich ausgezogen und sich wild und leidenschaftlich geliebt. Sandy wusste nicht, was Beth dazu sagte, aber die letzte Nacht war die beste seines Lebens gewesen – nicht dass er viele tolle Nächte gehabt hatte, mit denen er sie hätte vergleichen können.
»Ich glaube nicht, dass ich überhaupt geschlafen habe – ich meine, ich weiß, dass ich die Augen zugemacht habe, aber ich glaube nicht, dass ich auch nur eine Sekunde schlafend verbracht habe. Ist es wirklich geschehen? War es ein Traum, oder war das wirklich Leo DiCaprio, der seine Hand auf meine Schulter gelegt hat? Waren das wirklich
wir
in dem Club?«
»Das waren wir«, erwiderte er. »Und so wird es von jetzt an immer mit uns sein.«
Im Taxi auf dem Weg nach Tribeca erzählte ihnen der rätselhafte Bursche, der sich bei
Kenny’s
an sie herangemacht hatte, dass er Rolf heiße – er sprach den Namen ein wenig seltsam aus, so als stünden Umlautpunkte über dem
o –
und alle möglichen interessanten Leute kenne und dass
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