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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Palmers Erlebnisbericht las. Dabei fürchtete er sich vor jedem neuen Absatz, überzeugt, dort auf seine Personenbeschreibung zu treffen. Und wenn nicht im nächsten Absatz, dann im übernächsten oder gar im überübernächsten. Palmer beschrieb die Schießerei im Wesentlichen genauso, wie Jack sie in Erinnerung hatte, doch als es dazu kam, dass der junge Mann den so genannten Erlöser beschreiben sollte, hatte er nichts anzubieten.
    »Er hat mich direkt angesehen«, sagte Jack. »Und ich weiß, dass ich ihn angesehen habe, ehe ich ins Geschehen eingriff. Er musste mich gesehen haben.«
    »Glaubst du, er hat es vielleicht aus irgendeinem Grund weggelassen?«
    »Aber warum?« Jack wusste nicht, was er denken sollte.
    »Da, sieh mal«, sagte Abe und drehte die Zeitung, um einen besseren Blickwinkel zu haben. »Er hat eine Entschuldigung. Hör doch: ›Ich weiß, dass ich irgendwann während der Fahrt sein Gesicht gesehen habe, aber es machte keinen Eindruck auf mich. Das gilt auch für die anderen Gesichter, die ich sah, ehe die Schießerei begann. Sie sind wie Schiffe, die durch die Nacht fahren, jede Nacht, Nacht für Nacht. Und das ist traurig, meinen Sie nicht auch? Dieser Mann hat mein Leben gerettet, und ich kann mich nicht an sein Gesicht erinnern. Vielleicht ist das für uns alle eine Lektion: Seht euch die Gesichter in eurer Umgebung an, betrachtet sie eingehend. Es sind nicht nur Gesichter, es sind Menschen. Erinnert euch daran. Es könnte passieren, dass ihr euer Leben einmal dem Menschen hinter einem dieser Gesichter zu verdanken habt.‹« Abe verzog das Gesicht. »›Schiffe in der Nacht.‹ O-je. Wie originell. Ist das Journalismus?«
    »Glaubst du ihm?«
    Abe zuckte die Achseln. »Ich würde meinen, wenn er sich mit einem Polizeizeichner hätte zusammensetzen und ihm irgendetwas Brauchbares liefern können, wäre deine liebreizende Visage auf Seite eins jeder Zeitung in der Stadt zu sehen.«
    »Das hat etwas für sich.« Jack fühlte sich allmählich besser. »Vielleicht überstehe ich das alles einigermaßen ungeschoren.«
    »Hoffen wir es. Aber die Geier kreisen schon. Senatoren, Kongressabgeordnete, Stadträte drängeln sich bereits. Jeder von ihnen kämpft darum, der Erste zu sein, der auf den Haufen Toter klettert, um besser gesehen zu werden. Eigentlich sollte es ihnen auf den Magen schlagen. Sie schreien nach strengerer Waffenkontrolle, aber was wir am Ende kriegen, ist eine strengere Entwaffnung der Opfer. Als Nächstes bewirbt sich noch einer der Angehörigen der Toten ums Präsidentenamt, und zwar mit einer Opferentwaffnungs-Kampagne, wobei er noch mehr von den Gesetzen verlangt, auf Grund derer seine Verwandten sich nicht haben verteidigen können.«
    »Ironie ist nicht immer lustig.«
    »Es geht noch weiter. Diese Heinis bitten gewöhnlich kleine Unternehmen um Spenden. Sie haben keine Ahnung, wie gut ihre beschissenen Gesetze für mein eigentliches Geschäft sind, aber sie sollten mit ihrer Bitte um Spenden bloß nicht zu mir kommen. Ich werde ihnen nämlich etwas pfeifen.«
    Jack dachte an Abes eigentliches Geschäft, dachte an die unzähligen Pistolen und Gewehre, die im Keller in den Regalen lagen. Er zögerte, überlegte, ob er fragen solle, und platzte schließlich damit heraus.
    »Hast du, wenn du von einem derartigen Vorfall erfahren hast, jemals gedacht, dass es vielleicht eine deiner Waffen war, die jemanden getötet hat?«
    Abe seufzte. »Ja, das habe ich schon getan, und das tue ich immer noch. Aber ich achte sehr genau darauf, an wen ich verkaufe. Das ist offensichtlich keine Garantie, aber die meisten meiner Kunden sind anständige Bürger. Natürlich macht sie die Tatsache, dass sie bei mir eine Waffe kaufen, automatisch zu Kriminellen. Zu Verbrechern sogar. Vorwiegend sind es aber honorige Leute auf der Suche nach weiterem zusätzlichen Schutz, die nicht mitten in der Nacht von Sturmtruppen geweckt werden sollten, wenn jemand beschließt, sämtliche registrierten Waffen in der Stadt einzusammeln. Ich verkaufe viel an Frauen. Diese fanatischen Opferentwaffner würden lieber zulassen, dass eine Frau in irgendeiner dunklen Seitengasse vergewaltigt und zu Tode geprügelt wird, anstatt ihr zu erlauben, einen kleinen Gleichmacher bei sich zu tragen. Diese Typen können mir alle gestohlen bleiben.«
    Oh-oh, dachte Jack, während sich Abes Gesicht weiter rötete. Gleich legt er richtig los.
    »Sie wollen Waffengesetze? Macht mich zum König, dann kriegen sie ihre Waffengesetze!

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