Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
hören?«
»Lass uns lieber über deine Schwester reden«, sagte Gia schnell. »Wie hat sie dich überhaupt gefunden?«
Jack brauchte eine Weile, um geistig umzuschalten. »Es ist kompliziert, aber es läuft im Grunde auf Folgendes hinaus: Die Freundin, die sie nach einer Hirntumorbehandlung pflegt, benimmt sich ein wenig sonderbar und hat sich offenbar mit einer Art Sekte eingelassen. Eine Fremde gab ihr meine Telefonnummer.«
Gia runzelte die Stirn. »Eine Fremde gibt rein zufällig
deiner
Schwester
deine
Telefonnummer. Glaubst du das wirklich?«
»Ich weiß, es ist ein absoluter Wahnsinnszufall, aber so ist es geschehen. Wie hätte es sonst sein können? Ich weiß, dass Kate nicht im Mindesten damit gerechnet hatte, mich wiederzusehen. Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich ihr plötzlich gegenüberstand. Sie sah aus, als wäre sie vom Blitz getroffen worden.«
»Dennoch«, meinte Gia kopfschüttelnd. »Sehr seltsam. Wie sieht sie aus?«
»Sie ist mir nicht sehr ähnlich. Sie schlägt eher nach meinem Vater. Aber du kannst sie heute Abend persönlich kennen lernen, wenn du willst. Sie hat heute Morgen angerufen und uns zum Abendessen eingeladen.«
»Und?«
»Ja, nun, ich habe ihr von dir erzählt. Hast du Lust?«
»Machst du Witze? Ich soll mir eine Gelegenheit entgehen lassen, aus erster Hand einige Geheimnisse über dich zu erfahren – aus einer Zeit, als du noch in den Windelhöschen gesteckt hast?«
»Ich habe niemals Windelhöschen getragen.«
»Darauf würde ich für nichts auf der ganzen Welt verzichten wollen.«
»Na super.«
Er entdeckte ein Exxon-Schild und verließ die Straße. Rief Julio an und ließ sich aufklären. Als er zum Wagen zurückkehrte, musste er genauso schlecht ausgesehen haben, wie er sich fühlte.
Gia reichte ein einziger Blick, um zu fragen: »Was ist passiert?«
Es wurde Zeit, ihr davon zu erzählen. »Es gab einen Zwischenfall in der U-Bahn, während ihr weg wart«, sagte er und drückte sich bewusst vage aus.
»Die Bumm-bumms«, sagte Gia und begriff, dass er die kleine Miss Lauschohr auf der Rückbank im Unklaren lassen wollte. Im Laufe der Zeit hatten sie es geschafft, die Praxis der harmlosen Umschreibung zu einer wahren Kunst zu entwickeln. »Das stand sogar in Ottumwa in der Zeitung.«
»Dann hast du sicher von dem Mann gehört, nach dem sie suchen.«
»Meinst du den, den sie den Erlöser nennen?«
Jack sah sie an und nickte. »Hm-hm.«
Gia schaute ihm in die Augen, dann erbleichte sie und schlug die Hand vor den Mund. »O Gott, Jack, nein!«
»Was ist los?«, fragte Vicky von hinten. »Was ist passiert?«
»Wir wären beinahe von einem anderen Wagen gerammt worden, Schätzchen«, antwortete Gia.
»Oh.« Sie vertiefte sich wieder in ihr Harry Potter-Buch.
Gia starrte ihn an. »Ich habe in den Nachrichten davon gehört. Ich dachte daran, dass du vielleicht unter den Opfern wärest, aber nur für einen kurzen Moment, denn dann berichteten sie von jemandem, der« – ihr Blick wanderte nach hinten – »das Gemetzel stoppte und sich gleich aus dem Staub machte, und der Erste, der mir einfiel, warst du, denn du würdest so etwas niemals zulassen und würdest erst recht nicht anschließend noch länger am Ort des Geschehens verweilen.« Sie machte einen Atemzug. »Aber ich habe niemals ernsthaft angenommen, dass du es sein könntest. Es muss schrecklich gewesen sein.«
»Das war es. Aber es wird noch schlimmer. Julio erzählt, jemand hätte heute Morgen so was wie eine Polizeizeichnung in seinem Laden herumgezeigt. Und nach Julios Beschreibung war es dieser Junge vom
The Light,
der in meiner Nähe saß, als die Schießerei anfing.«
»The Light?«
Gia verzog angewidert das Gesicht. »Was hast du jetzt vor?«
»Ich habe noch keine Ahnung. Aber irgendetwas muss ich tun.«
Jack fuhr weiter, und sein Magen war wie ein eisiger Klumpen in seinem Leib. Er konnte nicht zulassen, dass der Junge mit seinem Bild auf der Upper West Side hausieren ging. Früher oder später – dessen war Jack sich sicher – würde jemand den Jungen als Augenzeugen und Reporter vom
The Light
erkennen und zwei und zwei zusammenzählen.
5
Das Gute am unteren Ende des Riverside Park war, wie Sandy hatte feststellen können, dass es schmal genug war, so dass er das Parkgelände von einer Seite bis zur anderen überblicken konnte. Im Osten erhoben sich Luxusapartmenthäuser, und im Westen, jenseits der Bäume und des Highways, funkelte der Hudson im Licht
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