Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
meinst Sibylle, die Hexe.«
»Bitte tu das nicht, Jack«, sagte sie mit einem Ausdruck aufflackernden Zorns. »Du kanntest sie nicht vor dieser Virusgeschichte. Sie ist der fröhlichste, aufregendste Mensch, den ich je kennen gelernt habe.«
»Na schön. Es tut mir Leid. Du hast Recht. Ich kenne nur die leicht spinnerte Version deiner Jeanette. Aber dennoch, ist sie all diese Unruhe in deinem Leben wert?«
»Jack, du kannst dir nicht vorstellen, wie ich damals war. Mit mir umzugehen, war alles andere als ein Vergnügen. Als Ärztin bei meinen Patienten und als Mutter war ich okay, aber als Ehefrau war ich ein Desaster. Ron ist ein guter Mann, und er war ein einfühlsamer Liebhaber, aber egal, was er tat, es war nicht richtig. Und ich gab Ron nicht, was er brauchte, daher suchte er sich schließlich etwas anderes. Ich mache ihm deshalb keine Vorwürfe, aber er macht sich selbst Vorwürfe. Und das bricht mir das Herz. Wir waren immer die besten Freunde. Er glaubt, er hätte unsere Ehe zerstört, dabei war es in Wirklichkeit ich.«
»Du, oder Jeanette?«
»Ich lernte sie erst kennen, als Ron und ich getrennt waren. Meine kinderärztliche Praxisgemeinschaft hatte entschieden, sich auf Computer umzustellen, doch ich hatte nicht die geringste Ahnung von Computern – Ron kannte sich damit aus und auch die Kinder, aber irgendwie hat mich das nicht interessiert. Ich dachte, ich sollte mich in dieser Richtung weiterbilden, und als ich in der Zeitung eine Anzeige für einen Computerkurs für Frauen im örtlichen Marriott Hotel entdeckte, meldete ich mich dort an.«
»Lass mich raten: Jeanette war die Lehrerin.«
»Sie arbeitet neben ihrem Job als Programmiererin für eine Firma, die überall im Land Seminare veranstaltet. Sie hat ihr eigenes Kursprogramm entwickelt, das ausschließlich auf Frauen ausgerichtet ist, die Angst vor dieser neuen Technik haben. Das Ganze ist ein ernsthaftes Anliegen für sie. Sie möchte dazu beitragen, dass Frauen im Zuge der digitalen Revolution nicht an den Rand gedrängt und vorzeitig aufs Abstellgleis geschoben werden.«
Kate spürte, wie ihr die Tränen kamen, als sie sich an diese Zeit erinnerte.
»Du hättest sie sehen sollen, Jack. Sie war wunderbar. Sie füllte den Raum mit ihrer Präsenz. Sie machte es auf eine lockere Art und Weise, aber wir konnten spüren, dass es ihr sehr wichtig war. Und sie war so lustig, Jack. Man kann es fast nicht glauben, wenn man sie jetzt erlebt, ich weiß, aber wir amüsierten uns immer königlich, wenn sie Geschichten aus der Zeit zum Besten gab, als sie für eine Computer-Hotline arbeitete.«
»Gab es so etwas wie Zuneigung auf den ersten Blick?«
»Ich konnte mich an ihr nicht satt sehen. Sie trug damals am liebsten Tennishemden und lange Hosen und Sandalen. Ihr Haar war kürzer – sie sah viel herber, männlicher aus als jetzt, aber damals schrieb ich das ihrer Begeisterung für Computertechnik zu. Ich will nicht behaupten, dass ich mich verliebte, aber als am ersten Abend der Kursus zu Ende war, war ich so gefesselt von ihr, dass ich den Gedanken nicht ertragen konnte, sie zu verlassen und nach Hause zu fahren. Ich wollte mehr. Ich ging zu ihr und fragte sie, ob sie auch Privatstunden gäbe …«
Jeanette sieht sie lange an, wobei der Anflug eines Lächelns um ihre Lippen spielt.
»Privatstunden in was?«
»Nun, hm, in Computertechnik.« Was für eine Frage. »Ich brauche so etwas wie einen Intensivkurs.«
»Warum besprechen wir das nicht beim Essen?«
Kate findet die Idee gut. Die Kinder sind zu Hause. Sie hat ihnen Geld für den Pizza-Dienst dagelassen. Eine richtige Mahlzeit mit dieser faszinierenden Frau ist um einiges verlockender, als ein oder zwei übrig gebliebene Stücke Pizza zu verzehren, wenn sie nach Hause kommt. Sie muss ihnen nur Bescheid sagen, dass sie ein wenig später als geplant nach Hause kommen wird.
»Klingt gut«, sagt sie zu Jeanette. »Ich muss nur kurz telefonieren.«
Sie setzen sich in ein italienisches Restaurant im Hotel. Jeanette beginnt mit einem Diätbier, während Kate einen Manhattan wünscht. Jeanette protestiert, als Kate ein Kalbfleischgericht bestellt, daher entscheidet sie sich für Spaghetti Puttanesca. Während der Mahlzeit, in deren Verlauf sie eine Flasche Chiana leeren, stellt Jeanette eine Menge Fragen, und Kate liefert eine Menge Antworten.
Nach dem Essen lädt sie Kate nach oben auf ihr Zimmer ein, wo sie sich an ihren Laptop setzen können, um festzustellen, wie viel sie schon weiß und
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