Handyman Jack 07 - Todessumpf
zu Hause angerufen, um Bescheid zu sagen, dass es ihm gut gehe und man sich keine Sorgen zu machen brauche, hatte sich dann jedoch nicht ausführlicher äußern wollen. In einem Zeitraum von weniger als einem Jahr hatte Tom seine Frau und einen seiner Söhne verloren. Niemals hätte er damit gerechnet, dass ihm solches Leid widerfahren könnte. Für ihn war es, als wäre seine Welt auseinander gebrochen.
Anfangs gab er sich selbst die Schuld daran – was hatte er getan, was hatte er falsch gemacht? Dann aber dämmerte ihm die Erkenntnis, dass zu verschwinden ganz eindeutig zu Jacks Charakter passte, so wie er ihn im Laufe der Jahre einzuschätzen gelernt hatte.
Er hatte schon früh erkannt, wie intelligent Jack war, viel intelligenter als Kate oder Tom, aber in mancher Hinsicht war er auch ein Einzelgänger. Okay, eigentlich in jeder Hinsicht. Er brachte in der Schule anständige Leistungen, doch all seine Lehrer meinten, er würde noch weiter kommen, wenn er sich mehr Mühe gäbe. Das und die Beurteilung »Fügt sich nur schwer in eine Gruppe ein« kennzeichneten seine ersten Jahre in der Schule.
Obwohl von seinen körperlichen Voraussetzungen her dazu prädestiniert, schien er sich nicht besonders für sportliche Aktivitäten zu interessieren. Zumindest nicht für Mannschaftssportarten. Es geschah eher auf Drängen seines Vaters als aus eigenem Wunsch, seine Kräfte mit anderen zu messen, dass er sich bei zwei Sportteams der High School einschrieb. Er entschied sich für die Langstreckenabteilung, und zwar speziell für den Querfeldeinlauf, wo er genauso gegen das Gelände und sich selbst wie auch gegen die Mannschaft der gegnerischen Schule kämpfen musste. Und er war für zwei Jahre Mitglied des Schwimmteams. Beides ideale Sportarten für Einzelgänger.
Sogar sein erster Job während der Sommerferien – er mähte bei den Leuten in der Nachbarschaft den Rasen – war ein Solo-Unternehmen. Er borgte sich den Rasenmäher seiner Eltern aus und zog damit von Haus zu Haus und bot seine Dienste an. Als Collegestudent brauchte er mehr Geld, daher arbeitete er regelmäßig für eine der örtlichen Gärtnereien.
Aber was ihn am meisten zu interessieren schien, waren phantastische Literatur – wenn ein Monster oder ein Raumschiff auf dem Umschlag zu sehen war, kaufte er das betreffende Buch auf der Stelle – und alte Sciencefiction- und Horrorfilme.
Tom machte sich Sorgen wegen Jack und drängte ihn zu mehr außerschulischen Unternehmungen. Es ist Samstag, und das Wetter könnte nicht besser sein. Warum fährst du nicht runter in den Park und spielst mit anderen Baseball? Jack schwang sich also widerstrebend auf sein Fahrrad und machte sich auf den Weg. Wenn es dann vorkam, dass Tom wenig später in die Stadt fuhr, geschah es nicht selten, dass er Jacks Fahrrad vor dem örtlichen Kino stehen sah, in dem gerade in einer Doppelmatinee irgendwelche Monsterfilme gezeigt wurden.
So wie er sich damals Sorgen gemacht hatte, machte er sich auch jetzt wieder Sorgen. Jack verdiente seinen Lebensunterhalt, zumindest soweit Tom es zu wissen glaubte, als Haushaltsgerätetechniker. Bei den wenigen Gelegenheiten während der letzten fünfzehn Jahre, bei denen er seinen Sohn lange genug gesehen hatte – er konnte diese Gelegenheiten an den Fingern einer Hand abzählen –, um ihm entsprechende Fragen zu stellen, war sein Sohn einer klaren Antwort stets ausgewichen. Vielleicht weil er irgendwie spürte, dass sein Vater enttäuscht sein würde. Es war nichts Unrechtes dabei, als Servicetechniker tätig zu sein; die Welt brauchte Leute, die die mechanischen und elektronischen Hilfen des modernen Alltagsdaseins reparieren und in Schuss halten konnten. Aber für seinen Sohn wünschte er sich doch ein wenig mehr als das. Jack hatte dreieinhalb Jahre College hinter sich, die er ganz offensichtlich nicht zu nutzen gedachte. Was würde er tun, wenn seine Sehkraft nachließ und die Arthritis seine Finger lahm zu legen drohte? Hatte er etwa vor, sein weiteres Dasein mit diesem Ponzi-Spiel namens Sozialversicherung zu finanzieren? Tom hoffte, nicht.
Aber noch viel mehr störte ihn, dass Jack völlig entwurzelt, haltlos und ziellos dahinzutreiben schien. Nicht unbedingt wie ein Taugenichts, aber …
Aber was? Warum machte er aus seinem Leben ein solches Geheimnis? Tom achtete das Recht eines jeden auf Intimsphäre, doch in diesem Fall … fast war es so, als verberge Jack irgendetwas.
Irgendwann im vergangenen Jahr hatte Tom allen Mut
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