Handyman Jack 07 - Todessumpf
dann war da noch Jack …
Der ließ sich in diesem Augenblick in einen gegenüber stehenden Sessel fallen.
»Darf ich dich mal etwas fragen, Dad?«
»Na klar.«
»Was hast du um diese Uhrzeit da draußen, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, eigentlich zu suchen gehabt?«
Tom hätte beinahe geantwortet, dass dies seinen Sohn nicht das Geringste angehe, doch er verschluckte die Bemerkung. Irgendwie musste er seinen Zorn unterdrücken, musste vergessen, was geschehen war, und für die augenblickliche Entwicklung dankbar sein.
Würde er das schaffen? Er musste es versuchen.
»Ich bin nur spazieren gefahren. In letzter Zeit habe ich Probleme mit dem Einschlafen. Ich gehe zu Bett und schließe die Augen, aber der Schlaf will nicht kommen. Es heißt, man soll nicht im Bett liegen bleiben, wenn man nicht einschlafen kann, daher setze ich mich ins Auto und fahre einfach los.«
»Und was tust du?«
»Nicht viel. Sehr oft halte ich irgendwo an, setze mich auf die Motorhaube und blicke zum Himmel. Jack, du würdest es nicht glauben. Aber du kannst nachts auf diesen Straßen da draußen stundenlang unterwegs sein, ohne eine andere Menschenseele anzutreffen. Du parkst irgendwo am Straßenrand, schaltest die Scheinwerfer aus, steigst aus, und über dir sind die Sterne, wie du sie noch nie gesehen hast. Es ist genauso wie damals in Jersey, als ich noch ein Kind war. Damals war die Luft noch so sauber, dass man die Milchstraße am Himmel ganz deutlich erkennen konnte. Es verschlägt einem wirklich den Atem.«
»Fährst du immer die gleiche Route?«
»Im Großen und Ganzen ja. Es gibt da draußen auch nicht viele Straßen zum Aussuchen.«
»Demnach folgst du einem ziemlich konstanten Muster, oder?«
»Ich denke schon. Warum fragst du?«
Jack trank einen Schluck aus seiner Flasche. »Ich versuche nur, einige Puzzleteile zusammenzusetzen. Da dort draußen niemand anzutreffen ist, achtest du darauf, an Stoppschildern anzuhalten?«
»Nun, ja. Natürlich. Es mag zwar nicht sehr einleuchtend erscheinen … ich nehme an, es ist eine Gewohnheit, die einem in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und es ist ja nicht so, als hätte ich ein klares Ziel oder als hätte ich es eilig, dorthin zu kommen.«
»Die Cops meinen, du hast vielleicht ein Stoppschild überfahren und wurdest von einem Raser auf der South Road erwischt. Dazu noch von einem großen Wagen.«
Tom schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern.«
Es störte ihn unendlich, dass dieses Stück seines Lebens fehlte … ein wichtiges Stück, auf Grund dessen er einige Tage im Koma gelegen hatte. Es machte ihm ein wenig Angst … nein, es machte ihm sogar große Angst, sich an nichts aus diesem Zeitraum erinnern zu können. Deshalb konnte er auch nicht im Krankenhaus bleiben. Wenn er schon hinsichtlich dessen, was ihm zugestoßen war, weiterhin im Dunkeln tappen müsste, dann lieber hier, in einer vertrauten Umgebung … wo zumindest der äußere Anschein dafür sprach, dass er alles unter Kontrolle hatte, selbst wenn dieser Eindruck letztlich reine Illusion war.
»Erinnerst du dich an die Frau, die im vergangenen Jahr von einem Schwarm Pelikane angegriffen worden ist?«
»Klar. Adele Borger. Eine schreckliche Sache. Wie ich hörte, war sie mit zwei anderen Frauen unterwegs, die von den Pelikanen jedoch in Ruhe gelassen wurden. Die Vögel griffen nur sie an. Es heißt, sie wäre schrecklich zugerichtet worden.«
»Und der Mann, der von den Schlangen gebissen wurde?«
»Ed Neusner. Wo hast du von ihm und Adele gehört?«
»Carl hat es mir erzählt.«
Tom musste lächeln. »Ob Telefon oder Telegramm, bei Carl ist man immer richtig. Er ist die wandelnde Klatschzentrale von Gateways. Nicht unbedingt der Hellsten einer, aber ein guter Mann. Und ein fleißiger Arbeiter. Allerdings hat er einige wilde Ideen. Hat er dir schon von seiner Theorie erzählt, dass die Everglades zornig sind und sich an den Menschen rächen?«
Jack nickte. »Ja. Vielleicht ist diese Theorie gar nicht so verrückt. Was ist mit dem Mann, der von dieser Spinnenkolonie vom Leben zum Tode befördert wurde?«
»Joe Leo? Was soll mit ihm sein?«
»Ist niemandem an diesen Todesfällen ein bestimmtes Muster aufgefallen – zum Beispiel dass sie sich im Abstand von jeweils drei Monaten ereignet haben?«
»Nein.« Stimmte das etwa? Alle drei Monate? »Nein, das wurde nie erwähnt. Aber warum auch? Das kann eigentlich nichts anderes als ein Zufall sein.«
»Ist dir klar,
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