Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
los.
Ehe ich mich versah, startete die ganze Geschichte durch. Ich meine, es ging besser los, als ich mir jemals hätte träumen lassen. Die Leute kopierten meine Schrift und schickten sie durchs ganze Land – damals gab es nur Xerox-Geräte, aber keine E-Mail und kein Fax, daher mussten sie die Post nehmen.
Aber es funktionierte. Und dann vervielfältigten auch die Empfänger die Broschüre und schickten sie ebenfalls los, und so weiter und so weiter. Schon nach kurzer Zeit hatte ich hunderte von Anhängern. Dann tausend. Dann zweitausend. Dann … hörte ich auf zu zählen. Sie gaben mir ihr Geld – manchmal sogar alles, was sie besaßen – und halfen mit, eine eigene Unterkunft für sich zu bauen.
Und dann der Sex … o Mann, diesen Mädchen zu helfen, ihr schlafendes Xelton zu wecken … es waren so viele.« Er grinste wieder. »Ich nahm das Ganze so ernst und war so gewissenhaft, dass ich öfter auch mal gleich zweien ›half‹, manchmal sogar dreien, allen gleichzeitig … es war unglaublich … einfach unfassbar.«
»Hatten Sie nur weibliche Anhänger?«, fragte Jack.
»Nee. Alle Arten.«
»Was haben Sie mit den Männern gemacht? Haben Sie auch …?«
»Verdammt noch mal, nein! Die ›erweckten‹
Frauen – ich meine die, die ihren ›Durchbruch‹ mit mir erlebt hatten – zogen los und ›erweckten‹ die Männer. Es gab in dieser Hinsicht verdammt viel zu tun, das können Sie mir glauben.«
Jamie hätte sich am liebsten auf den Boden geworfen und mit den Füßen in der Luft gestrampelt. Das war sensationell. Der absolute Hammer.
Jack sah sie an. »Können wir jetzt bitte zu Luther Brady kommen?«
Ehe sie darauf reagieren konnte, sagte Blascoe:
»Brady tauchte irgendwann in den siebziger Jahren auf. Damals kam er mir wie ein Gottesgeschenk vor.
Ich meine, ich warf mit Geld um mich, als gäbe es kein Morgen. So schnell, wie es hereinkam, floss es wieder raus. Überall im Land hatte man mir Grundstücke überlassen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Die Steuerbehörden begannen herumzuschnüffeln und Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten konnte – ich war kein Geschäftsmann, was wusste ich schon? Wie dem auch sei. Ich war die meiste Zeit viel zu sehr durch den Wind, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen, geschweige denn etwas zu unternehmen. Und dann erschien Brady mit seinem frisch erworbenen Wirtschaftsprüferdiplom und allen möglichen Ideen.«
Jamie kontrollierte abermals ihren Recorder – noch lief er. Sie hatte eine Frage – und wollte sich die Antwort auf keinen Fall entgehen lassen.
»Luther Brady trat also Ihrem Verein bei und nahm teil an der ›Erweckung‹ weiblicher Mitglieder?«
»Nicht dass ich wüsste. Damals ist es mir nicht aufgefallen, aber er war viel mehr daran interessiert, sich in meiner Nähe aufzuhalten, als mit den Frauen herumzumachen.«
Verdammt, dachte Jamie. Das hatte sie eigentlich nicht hören wollen.
»Brady ließ verlauten, er wolle mein Assistent sein. Als ich ihm entgegenhielt, dass alle meine Assistenten weiblichen Geschlechts seien, erklärte er mir, er könne mir in einer Weise zu Diensten sein, wie sie es niemals fertig brächten. Zum Beispiel könnte er dafür sorgen, dass mich die Behörden in Ruhe ließen.
Als ob mich das interessiert hätte. Nach meinem üblichen Sermon, dass die Regierung nichts zu sagen hätte – damals das große Schlagwort – und dass es nur darauf ankäme, wie man sein Xelton wecken könne, erklärte er mir, dass die Regierung doch von Bedeutung sei und dass ich alles verlieren und wegen Steuerhinterziehung und einiger anderer Vergehen ins Gefängnis wandern würde, wenn ich meine Angelegenheiten nicht in Ordnung brächte. Und dann meinte er, er sei genau der Richtige, um alles zu regeln.
Und ich will verdammt sein, wenn er auch nicht genau das getan hat und immer noch tut. Er richtet Konten ein, führt die Bücher, schreibt Briefe an die Finanzbehörden, füllt all die richtigen Anträge und Formulare aus – und in null Komma nichts waren wir ›im grünen Bereich‹ wie es so schön heißt.«
Jamie verfolgte, wie Jack aufstand und zur Tür ging. Der Regen veranstaltete einen Trommelwirbel auf dem Dach. Er öffnete die Tür und blickte einige Sekunden lang hinaus in die Nacht, dann schloss er sie wieder und kehrte in seinen Sessel zurück. Er erinnerte sie an eine Katze, die das Herannahen eines Unwetters spürt.
Sie wandte sich wieder zu Blascoe um. »Er hatte also Ihr Vertrauen. Was tat er als
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