Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Nächstes?«
»Was meinen Sie?«
»Nun, erst war er Assistent, doch dann leitete er die ganze Show. Wie hat er das geschafft?«
Zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen zeigte Blascoe eine zornige Reaktion.
»Wie? Mit einer Riesenportion Heimtücke! Natürlich habe ich es damals nicht sofort bemerkt. Immer wieder kam er zu mir und meinte, wir müssten für den Dormentalismus werben – ja, er hasste den Namen, aber wir mussten damit leben. Als er mir mehr Ruhm und Geld versprach, sagte ich: ›Cool. Dann mach mal, Mann.‹ Und das tat er auch. Er heuerte jemanden an, der mein ursprüngliches Pamphlet zum Buch Hokano aufblähte, und drehte richtig auf. Er fügte allen möglichen Scheiß hinzu, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich hätte ihn aufhalten können, wenn ich damals Bescheid gewusst oder mich intensiver darum gekümmert hätte. Aber das tat ich nicht.
Nicht wirklich. Ich hatte jede Verbindung zur Realität verloren – ich schwebte praktisch über allem, war Mr. Spaceman. Aber wenn ich genau durchschaut hätte, was er da anleierte, dann hätte ich wahrscheinlich sogar in meinem benebelten Zustand gekniffen.
Es war beängstigend.«
»Inwiefern beängstigend?«, fragte Jack.
»Da waren zum Beispiel all diese Regeln, Mann.
Dieses strenge System. Der Typ war ganz geil auf Regeln. Er nahm diesen netten, fröhlichen Spaß, den ich in Gang gesetzt hatte, und verdarb alles. All diese verrückten Abkürzungen und so weiter. Er verwandelte alles in ein System aus Schritten und Prozeduren. Es hatte nichts mehr mit dem zu tun, worauf es in Wirklichkeit ankam. Er ließ die Sexgeschichte völlig außer Acht. Er machte es zu einer Institution, in der es nur um Selbsterkenntnis und Selbstverbesserung und um die Maximierung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten ging und nicht mehr darum, mit jemandem ins Bett zu steigen.
Damals hatte ich von all dem keine Ahnung. Und eine Zeit lang sah es so aus, als wäre es ohne Bedeutung, was im Buch Hokano stand, denn er konnte auf der ganzen Welt keinen Verlag finden, der bereit gewesen wäre, es zu veröffentlichen. Aber das hielt Brady nicht auf. Am Ende gründete er Hokano House und veröffentlichte es selbst.« Blascoe schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. »Eigentlich ist nur schwer zu glauben, dass die Leute auf seinen Quatsch hereinfielen und darauf abfuhren, aber sie taten es. Und zwar scharenweise.
Mit all diesen Neubeitritten konnte Brady sich nun ausbreiten. Er ging dazu über, im ganzen Land weitere Dormentalistentempel zu eröffnen. Mein Gott, Tempel! Zu Hause im Marin County waren wir immer noch eine einfache Kommune, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber an allen anderen Orten setzte sich der Brady-Stil durch. Und das auf meinem Land!«
»Augenblick«, sagte Jack. »Auf Ihrem Land? Woher hatten Sie Land?«
»Es war mir geschenkt worden. Eine Menge meiner Jünger vermachten ihre weltlichen Besitztümer der Bewegung, und Grundstücke machten einen großen Teil dieser Besitztümer aus. Brady verkaufte Grundstücke, die wir besaßen, und kaufte dafür andere, und zwar ohne irgendein erkennbares System.
Das war das reinste Monopoly für Bekloppte. Dieser Typ ist regelrecht landgeil. Nicht lange, und er hatte in allen größeren Städten Tempel – New York, Boston, Atlanta, Dallas, Frisco, L.A. Chicago, wo Sie wollen –und sie wuchsen und gediehen.
Er machte aus dieser Fusions-Leiter-Sache eine Geldmaschine. Er richtete es so ein, dass man an ›Kursen‹ teilnehmen musste, um von Sprosse zu Sprosse aufzusteigen. Er formulierte Texte für jede Sprosse und verkaufte sie zu Phantasiepreisen. Wenn man den Preis nicht bezahlen konnte, schade: Man musste den Text haben, um die Sprosse zu erklimmen. Geldschneiderei, das war es. Reinste Geldschneiderei.
Aber er beließ es nicht bei Lehrbüchern. Er legte auch eine ganze Reihe von Büchern mit ›Wahren Erlebnisberichten auf, in denen Leute schrieben, wie der Dormentalismus ihr Leben verändert hatte. Ich bekam das erste Mal eine Vorstellung davon, wie weit es mit meiner fröhlichen kleinen Sekte gekommen war, als er mich diese Bücher laut vorlesen ließ und das auf Band aufnahm. Damals regte sich bei mir auch so etwas wie ein schlechtes Gewissen, doch als die Bücher und Kassetten sich hunderttausendfach verkauften und ich miterlebte, wie die Schecks massenweise bei uns eingingen, nun ja …« Er warf Jamie einen kurzen Blick zu und lächelte schuldbewusst. »Sie wissen ja, wie so was läuft.«
»Ich
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