Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
ich gehe jedenfalls nicht von hier weg. Ich kann nicht.«
»Und warum können Sie nicht?«
»Weil ich nicht kann, das ist alles. Ich kann nicht.«
Wir vergeuden bloß unsere Zeit, dachte Jack, während er die Glock wieder im Halfter verstaute. Ihn nach draußen zu schleifen, würde nur weitere Zeit kosten. Er holte das Stück Haut hervor und hielt es hoch.
»Was wissen Sie darüber?«
Der alte Mann betrachtete den Gegenstand blinzelnd. »Nicht das Geringste. Was ist das?«
Während Jack überlegte, wo er anfangen sollte, trat Jamie neben ihn und legte eine Hand auf seinen Arm.
»Lassen Sie mich mal.« Sie hielt ein kleines digitales Diktiergerät hoch. »Darin bin ich ganz gut.«
»Aber …«
»Das ist jetzt meine Show.«
Nur widerstrebend trat Jack den Rückzug an. Sie verdiente sich schließlich ihren Lebensunterhalt damit, Informationen zu beschaffen. Er hatte – manchmal auf eine fast schmerzliche Art und Weise – lernen müssen, die Erfahrungen anderer zu respektieren.
Jamie ließ sich neben Blascoe auf der Couch nieder und schaltete den Recorder ein.
»Ich würde gerne von vorne anfangen, Mr. Blascoe …«
»Nennen Sie mich Coop.«
»Okay, Coop. Ich bin Reporterin beim The Light und …«
»The Light! Ich liebe The Light!«
Warum überrascht mich das nicht?, dachte Jack.
Aber Jamie dachte nur an ihren Job. »Freut mich zu hören. Was ich von Ihnen erfahren möchte, ist die Wahrheit, und zwar die ungeschminkte, keine noch so unbedeutende Kleinigkeit auslassende Wahrheit über den Dormentalismus und alles, was damit zu tun hat. Wie es damit anfing und wie Sie in Ihre jetzige … Lage gekommen sind.«
»Sie meinen, warum ich nicht scheintot und nur noch ein müder Abklatsch meiner früheren Erscheinung bin?« Er beugte sich vor und ließ seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern absinken.
»Wissen Sie was? Wenn Sie mich an Ihr Ohr halten, können Sie das Meer rauschen hören.«
»Das wäre bestimmt sehr interessant, aber …«
»Wenn das so weitergeht, sitzen wir die ganze Nacht hier«, sagte Jack.
Sie sah ihn strafend an. »Überlassen Sie es mir, diese Sache zu managen, okay? Wenn Coop wirklich weiß, was Sie wissen wollen, dann kriege ich es raus.
Aber dies ist eine Gelegenheit, wie man sie nur einmal in seinem Leben bekommt, und ich werde alles aus ihr herauspressen, was herauszupressen ist.«
»Sehen Sie?«, sagte Blascoe triumphierend. »Sie hat keine Eile. Das gefällt mir.« Er grinste sie lüstern an. »Aber wenn ich nun keine Lust zum Reden habe, Schätzchen?«
Jack räusperte sich. »Dann werfe ich Sie in den Kofferraum meines Wagens – er ist sehr geräumig, und es wird Ihnen dort sicher gefallen – und schaffe Ihren Arsch von hier weg.«
Blascoe wedelte mit den Händen, wie jemand, der einen auf ihn zurasenden Wagen aufzuhalten versuchte.
»Nein, nein! Tun Sie das nicht! Ich erzähle Ihnen alles!«
Jack fragte sich, weshalb der Mann solche Angst hatte, sein Zuhause zu verlassen, und bedachte ihn mit einem seiner drohendsten Blicke. »Sie sollten uns lieber nicht verscheißern, Coop.«
Der alte Mann trank einen Schluck Cuervo und hielt seinen erloschenen, zur Hälfte gerauchten Joint hoch.
»Hat jemand ein Streichholz?«
Jack nahm ihm den Joint ab. »Sie sind ja schon jetzt völlig daneben, Freundchen. Ich glaube, das reicht vorerst.«
»Hey, ich war den größten Teil meines Leben high.«
»Trotzdem …« Jack hielt den Joint hoch. »Betrachten Sie das als Belohnung, wenn Sie uns ein paar Antworten geliefert haben.«
Blascoe zuckte die Achseln. »Verdammt noch mal, warum nicht? Sie können mir sowieso nichts mehr tun. Schlechter als jetzt kann es mir nicht gehen. Und vielleicht ist es auch ganz lustig zuzusehen, wenn die Scheiße in den Ventilator fällt.«
»Wie schlecht geht es Ihnen denn?«, wollte Jack wissen.
»Zum einen habe ich Krebs.« Der alte Mann brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Mein vollständig fusioniertes Xelton sollte eigentlich in der Lage sein, das zu kurieren, aber es scheint im Augenblick auf Dauerurlaub zu sein.«
Jamie sagte: »Gehen wir zurück in die sechziger Jahre, Coop. Damals hat doch alles angefangen, stimmt’s?«
Er seufzte. »Die sechziger Jahre … ja, damals habe ich den Dormentalismus erfunden … das beste Ding in meinem Leben, das sich allerdings als das schlimmste entpuppt hat.«
16
Diesmal schaffte Jensen es immerhin bis hinunter auf den Bürgersteig, ehe sich sein Pieper meldete.
»Was ist denn nun
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