Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
kann es mir nur vorstellen«, sagte sie. Doch vielleicht brauchte sie gar nicht zu versuchen, es sich vorzustellen, wenn sie diese Artikelserie in ein Buch verwandelte.
»Aber Brady ist noch nicht fertig. Dieser Kerl hat unzählige Ideen. Er engagierte ein paar Lohnschreiber, damit sie eine Serie von Thrillern unter meinem Namen verfassten – mit diesem Vollständig Fusionierten Detektiv, der mit seinem Xelton kommuniziert, um Verbrechen aufzuklären.«
»Sie meinen die David Daine Mysteries, nicht wahr?«, sagte Jack. »Jemand hat mir vor kurzem mal einen Band aus der Serie geliehen.«
Blascoe sah ihn prüfend an. »Wie weit sind Sie gekommen?«
»Nicht sehr weit.«
»Ja, sie sind einfach schrecklich, aber das hatte sie nicht davon abgehalten, sich zu Bestsellern zu entwickeln. Aber nur, weil Brady allen Tempeln die Anweisung geschickt hat, dass jeder Dormentalist jeweils zwei Exemplare kaufen muss: eins für den persönlichen Gebrauch und das andere zum Verschenken. Und sie alle mussten sie in ebendieser Woche kaufen. Das Ergebnis waren augenblickliche Bestseller.«
Jamie ballte die Faust und stieß sie nach oben.
»Ich wusste es! Jeder war überzeugt, dass es so ablief, aber niemand konnte es beweisen.«
Und da war es, direkt aus dem Munde des Propheten – oder aus seinem Hintern, wie immer man es betrachten wollte.
»Ja, es funktionierte alles bestens. Der Dormentalismus wurde immer bedeutender, verbreitete sich auf der ganzen Welt, selbst in Ländern der Dritten Welt fasste er Fuß. Dort war zwar nicht viel Geld zu holen, aber jede Menge Mitglieder, und die Regierungen waren und sind jederzeit bereit, ganze Landstriche ihrer Nationen zu verscherbeln.
Dann kam die Zeit, als ich dachte, dass Brady vollends durchdrehte. Als er um 1993 erfuhr, dass die Scientologen es geschafft hatten, für ihre Kirche eine allgemeine Steuerbefreiung zu erreichen, wollte er das Gleiche versuchen. Aber das klappte nicht. Zwar schaffte er es, uns offiziell als Kirche einstufen zu lassen, aber für eine Steuerbefreiung reichte es dann doch nicht. Es machte ihn rasend, dass die Scientologen etwas hatten, das wir nicht hatten, aber egal …
Was er auch versuchte, die Finanzbehörden winkten ab. Was zu dem Schluss führt, dass die Scientologen belastendes Material über jemanden in den obersten Rängen besaßen, der ihnen zu ihrer Steuerbefreiung hatte verhelfen können. Daher musste sich Brady damit zufrieden geben, eine Stiftung, die Dormentalist Foundation, ins Leben zu rufen. Dieser Status ist zwar nicht so vorteilhaft wie der einer von Steuern befreiten Religionsgemeinschaft, aber auch so lassen sich enorme Summen einsparen.«
Blascoe ließ die Hände in seinen Schoß fallen und senkte den Kopf.
»Dann, eines Tages vor ein paar Jahren, wachte ich auf und erkannte, dass dieses Gebilde namens Dormentalismus in keinster Weise das war, was ich mir vorgestellt hatte, dass sich seine natürliche Harmonie in etwas Hässliches, also in das Gegenteil dessen verwandelt hatte, was ich mir vorgestellt hatte.«
Jack schüttelte den Kopf. »Es war wohl so ähnlich wie ein Glashaus zu bauen und danach Iggy Pop als Hausmeister anzuheuern.«
»So in etwa. Vielleicht sogar noch schlimmer. Einen Hausmeister kann man immerhin noch rauswerfen, aber ich … ich hatte diesen hochtrabenden Titel des Höchsten Dormentalisten, war aber nicht mehr als ein willfähriges Aushängeschild. Ich hatte nichts zu melden, was die weitere Entwicklung des Dormentalismus betraf. Darüber bestimmten ausschließlich Brady und der so genannte Hohe Rat, in dem seine engsten Vertrauten saßen.
Wie ich sagte, er kam daher wie ein Geschenk Gottes, doch am Ende entpuppte er sich als das Schlimmste, was dem Dormentalismus jemals zugestoßen war. Oder mir. Als ich damals anfing, glaubte ich nicht an Gott, doch jetzt tue ich es. O nein, nicht an den jüdischchristlichen Gott, sondern an jemanden, der alles sieht und in manchen Fällen für eine ausgleichende Gerechtigkeit sorgt. Wie zum Beispiel in meinem Fall. Ich bin jetzt mit Krebs verseucht, weil ich einen Krebs namens Dormentalismus ins Leben gerufen habe.«
Er gab einen seltsamen Laut von sich. Es dauerte einige Sekunden, ehe Jamie Grant begriff, dass er weinte.
»Es ist nicht fair! Ich hatte niemals diese krakenartige Sekte, dieses streitsüchtige, geldgierige Monster, gewollt. Ich wollte nichts anderes, als ein paar hübsche Mädchen in mein Bett locken und mein Leben genießen.« Er blickte auf. »Das
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