Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Taxi nehmen kann.«
Jack seufzte. Er erkannte auf Anhieb, wann jede Überzeugungsarbeit vergebliche Liebesmüh war – Gia konnte genauso unbeugsam sein. Sein Instinkt trieb ihn, auf direktem Weg zur Queensboro Bridge zu fahren und den East River zu überqueren. Er wollte ein Motelzimmer suchen und sie dort einschließen, bis es hell wurde.
Aber das konnte er nicht tun. Er würde sich ja auch mit Händen und Füßen dagegen wehren, wenn ihn jemand einzuschließen versuchte. Mit welchem Recht also könnte er ihr so etwas antun? Es verstieße gegen alles, woran er glaubte.
Und dennoch … wie konnte er es zulassen, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzte, nur um als Erste eine Zeitungsmeldung zu veröffentlichen?
Lass sie … ich muss mir nur selbst zuhören … als ob sie mein Eigentum wäre.
Und das war sie nicht. Jamie gehörte Jamie, daher musste es Jamie auch gestattet sein, das zu tun, was sie für richtig hielt, selbst wenn Jack überzeugt war, dass es irrsinnig riskant war. Denn am Ende war nur von Bedeutung, was Jamie dachte. Es war ihr Leben.
Daher war das Wichtigste eben das, was für Jamie das Wichtigste war.
Jack lenkte den Wagen in Richtung Innenstadt, weg von der Brücke.
»Scheiße! Das ist idiotisch, Jamie! Am Ende werden Sie noch wirklich umgebracht. Und ich gleich mit.«
»Wie das?«
»Nun, Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Sie allein lasse.«
Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich weiß das zu schätzen, aber Sie brauchen nicht mitzukommen.
Halten Sie mir bloß den Rücken frei, bis ich im Haus bin. Danach bin ich im grünen Bereich: Die Türen sind verriegelt, und ich habe einen bewaffneten Beschützer.«
»Trotzdem, das alles gefällt mir nicht.«
»Ich bin von dem Arrangement auch nicht unbedingt begeistert, aber ein Mädchen muss tun, was ein Mädchen eben tun muss.«
»Das finde ich nicht witzig.«
»Das sollte es auch nicht sein«, sagte sie.
3
Jamie wartete auf dem Rücksitz des Taxis, bis sie Henry durch die Glastüren des Eingangs zu den Büros sehen konnte. Da war er, in seiner Loge, wo er laut Dienstvorschrift zu sitzen hatte. Es wurde Zeit auszusteigen. Mit wild klopfendem Herzen sprang sie aus dem Taxi und rannte über den Bürgersteig.
Während sie auf den Klingelknopf drückte, zuckte ihr Kopf nach links und rechts – er hätte eine ganze Umdrehung vollzogen, wenn ihr Hals das zugelassen hätte – auf der Suche nach Schlägern der Demenzizisten. Sie wusste, dass Jack irgendwo in der Nähe war, versteckt in der Dunkelheit. Dennoch, wenn zwei TPs plötzlich auftauchten und sie in einen Van zerrten, wäre er dann nahe genug, um ihr helfen zu können?
Sie hörte ein Geräusch und zuckte zusammen. Etwa dreißig Meter links von ihr schwangen sich zwei Männer in Regenmänteln aus einer geparkten Limousine.
O Gott!
Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Glasscheibe, und in genau diesem Augenblick schwang die Tür auf. Jamie Grant machte einen Satz hinein und stieß Henry mit dem Ellbogen aus dem Weg, um sie hinter sich zuzuziehen. Während die Tür ins Schloss fiel, blickte Jamie durch die Glasscheibe und sah die beiden Männer auf dem Bürgersteig stehen, auf halbem Weg zum Eingang. Sie starrten sie an.
Sie widerstand dem Drang, ihnen den Finger zu zeigen.
Henry lachte. »Warum so eilig, Ms. Grant?«
Jamie dachte sich, dass er die Polizei rufen würde, wenn sie ihm erklärte, dass jemand wegen einer Story, die sie zu schreiben beabsichtigte, hinter ihr her sei.
Sie wandte sich lächelnd um. »Ich hab eine tolle Geschichte in petto, Henry.«
»Das muss ja ein Riesenknaller sein, wenn Sie um diese Zeit herkommen. Ich meine, das ist verdammt früh, sogar für Sie.« Er beugte sich vor, um sie zu mustern. »Oder ist es spät?«
Sie sah hoch. Die Uhr in der Lobby zeigte zehn nach zwei.
»Spät, Henry«, sagte sie, während sie zu den Fahrstühlen ging. »Sehr spät.«
Sie hatte am Mittwoch nicht sehr gut geschlafen und am Donnerstag um vier Uhr in der Frühe alle Versuche aufgegeben, doch noch ein Auge zuzubekommen. Sie hatte sich aus dem Bett gewälzt und auf den Weg zum Büro gemacht. Jetzt war es Freitagmorgen, was bedeutete, dass sie seit mehr als zweiundzwanzig Stunden auf den Beinen war. Trotzdem fühlte sie sich kein bisschen erschöpft. Sie stand unter Dampf. Adrenalin ließ sie vibrieren wie eine Heavymetalband in vollem Flug.
Das war auch gut so, sonst hätte das Grauen der Nacht – der Schnitt durch Coops Haut … sein in Fetzen gerissener
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