Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
der Faust im schwarzen Handschuh, die auf ihr Gesicht zuraste, auszuweichen, bewegte sich aber nicht schnell genug. Ein heftiger Schmerz explodierte in ihrer Wange, als die Faust traf.
Der Schlag schleuderte sie aus dem Sessel. Sie landete auf dem Fußboden, alle viere von sich gestreckt und halb benommen, und versuchte, einen Schrei über die Lippen zu bringen. Als sie den Mund öffnete, spürte sie, wie ein süßlich riechender Lappen auf ihre Lippen und die Nase gepresst wurde. Die Dämpfe brannten in ihren Augen.
»Wir sind schon die ganze Nacht hinter dir her«, sagte eine Stimme.
Wo war Henry?
Sie hielt so lange es ging die Luft an, am Ende aber musste sie doch einatmen. Sobald die Dämpfe in ihre Lungen drangen, spürte sie, wie eine seltsam angenehme Trägheit sich in ihren Gliedmaßen ausbreitete. Ihre Sicht verschwamm, aber noch immer konnte sie Dinge erkennen. Und sie sah einen anderen Mann, kleiner als der erste, an ihrem Schreibtisch Platz nehmen.
Sie beobachtete, wie er ihren Kassettenrecorder ergriff und hochhielt.
»Hab ich dich endlich!« Er steckte ihn in die Tasche und blickte auf ihren Monitor. »Mal sehen, was du gerade geschrieben hast.«
»Jensen hat gesagt, wir sollten nicht lesen. Wenn du …«
»Hey, hier erwähnt sie Cooper Blascoe. Das muss es sein. Die Schlampe schreibt über den HD.« Er drückte auf die Tasten. »Nun, dann müssen wir wohl eine kleine Löschaktion veranstalten.«
Jamie spürte, wie sich ihr Bewusstsein allmählich verabschiedete. Die Stimmen wurden schwächer und schienen in einer dunklen, bodenlosen Schlucht zu verhallen.
Hatte sie die Datei wie geplant per E-Mail an sich selbst geschickt? Nein … dazu hatte sie nicht mehr die Gelegenheit gehabt. Alles, was sie zustande gebracht hatte, die gesamte Transkription, befand sich dort auf dem Bildschirm. Ihre ganze Arbeit …
Arbeit?, schrie eine Stimme in ihrem Kopf. Vergiss deine verdammte Story, diese Kerle werden dich töten!
Als die Panik in ihr aufbrandete, versuchte sich Jamie freizukämpfen, doch ihre Gliedmaßen hatten sich in schlaffe Gummibänder verwandelt.
»Okay, das wäre erledigt«, sagte der Mann am Schreibtisch. »Und das Programm meint, dies sei der einzige Text, an dem sie seit gestern gearbeitet hat.«
Er erhob sich und wandte sich zu Jamie Grant um.
»Okay, packen wir sie ein.«
Einpacken …?
Sekunden später wurde der Lappen von Mund und Nase entfernt, frische Luft strömte in ihre Kehle.
Aber nur für die Dauer eines Herzschlags, ehe ein rauer Leinensack über ihren Kopf und ihren Körper gezogen wurde. Sie spürte, wie sie gehoben und gedreht und in etwas hineingestopft wurde, das ihr wie ein großer Segeltuchsack vorkam.
»Vergiss die Handtasche nicht«, sagte die Stimme des Großen. »Jensen meinte, wir sollten darauf achten, sie auf keinen Fall liegen zu lassen.«
Sie öffnete noch einmal den Mund, um zu schreien, während sie vom Fußboden aufgehoben wurde, doch ihre Stimme war noch nicht zurückgekehrt. Sie hörte einen erstickten Laut, als man sie wie einen Sack Weizen auf eine Schulter schwang. Wahrscheinlich gehörte die Schulter dem Großen. Und dann war sie unterwegs und schwankte wer weiß wohin. Dabei bohrte sich seine Schulter bei jedem Schritt tief in ihren Leib.
Sie versuchte zu schreien, aber ihre Stimme ließ sie auch jetzt im Stich. Sie hörte die Fahrstuhltüren auf gleiten. Sekunden später setzte sich die Kabine ruckend in Bewegung – abwärts. Glaubte sie, sie könnten sie so einfach durch die Lobby schleppen?
Henry würde …
O nein! Hatten sie Henry etwas angetan? Bitte, lieber Gott, mach, dass sie ihn nur gefesselt haben.
Bitte!
Sobald sich die Fahrstuhltüren wieder öffneten, versuchte sie es wieder mit einem Schrei. Diesmal brachte sie ein leises Quieken zustande, ähnlich einem Wasserkessel, dessen Inhalt jeden Augenblick zu sieden beginnt.
Niemand belästigte sie, als sie die Lobby durchquerten und durch die Tür hinausgingen. Sie blieben stehen, sie wurde von der Schulter gehoben und landete auf einer harten Unterlage. An der Art und Weise, wie sie schwankte, erkannte sie, dass es sich um ein Auto handelte. Aber ohne Polster.
Ein weiterer Versuch zu schreien, und diesmal brachte sie halbwegs Zimmerlautstärke zustande.
Doch ehe sie einen zweiten Schrei folgen lassen konnte, wurde eine Tür zugeschlagen, und die gedämpften Laute der Stadt wurden vollständig und abrupt ausgesperrt.
Das Geräusch – keine Tür. Es konnte eine
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