Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
hervorragender Innenarchitekt sein muss. Also lass mir meinen Spaß, okay? Das Leben sollte Freude machen. Allerdings wenn ich dich betrachte, scheinst du genau davon nicht allzu viel zu haben.«
Jack seufzte. Er hatte Recht.
»Das kannst du laut sagen, Und nicht mehr lange, und ich werde noch weniger Freude haben. Ich treffe mich mit einem Mistkerl, der wahrscheinlich Ärger von Seiten eines Fremden erwartet. Ich möchte – wie soll ich es ausdrücken? – ihn beruhigen.«
Pres stützte eine Hand in eine Hüfte. »Und du nimmst an, dass er, wenn er glaubt, einen Schwulen vor sich zu haben, meint, dass er nichts zu befürchten hat?«
»Ich weiß, das klingt ein wenig seltsam, aber so arbeitet sein Gehirn nun mal.«
»Aber da ist er auf dem Holzweg, nicht wahr?«
»Und wie.«
Pres mochte Innenarchitekt sein und aussehen wie ein Leichtgewichtsweichei, aber Jack hatte mit ihm trainiert. Der Bursche hatte phänomenale Reflexe und war ein absolutes Nuntschako-Ass.
»Na gut.« Pres klatschte in die Hände und sah sich um. »Fangen wir an, okay?« Er deutete nach rechts.
»Dorthin. Oberhemden. Immer ein guter Anfang.«
Jack folgte ihm zu einem Ständer und schaute ihm dabei zu, wie er Hemden in allen Regenbogenfarben durchfächerte. Er hielt an und holte eins heraus, das Jack nur als türkis beschreiben konnte.
»Sieh dir das an. Ist das nicht sensationell?«
»Was ist das da vorne für ein Zeug? Man könnte meinen, jemand hätte eine Portion Spaghetti drüber verschüttet.«
»Das sind Rüschen, Schätzchen. Rüschen machen immer Spaß.«
»Ich bin noch niemals auf die Idee gekommen, dass Kleidung Spaß machen kann.«
»Ach, du wirst dich niemals ändern. Für dich muss alles praktisch sein – rein funktional. Dabei sollten Kleider das innere Selbst ihres Trägers ausdrücken.«
Jack breitete die Arme aus. »Und was verraten meine Kleider über mein inneres Selbst?«
»Willst du das wirklich wissen, Jack? Ich meine, ich möchte deine Gefühle nicht verletzen oder dir sonstwie wehtun.«
»Keine Sorge. Das schaffst nicht mal du.«
»Na schön: So wie du dich kleidest, könnte man annehmen … dass es bei dir kein inneres Selbst gibt.«
Jack verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
»Cool.«
»Wie kannst du ›cool‹ sagen? Das ist kein Kompliment. Ich habe es dir mit den besten Absichten mitgeteilt, aber jemand anders – ich eingeschlossen – könnte so etwas als Beleidigung auffassen.«
»Mach dir keine Sorgen. Genauso will ich aussehen – leer.«
»Jack, liebster Freund, du weißt sicherlich, dass du ein seltsamer Mensch bist, nicht wahr? Ein sehr, sehr seltsamer Mensch.«
»Hat man mir schon des Öfteren bescheinigt.«
Preston reichte Jack das Oberhemd. »Okay. Wir halten das mal als Möglichkeit fest. Ich suche noch ein paar andere aus und …«
Er starrte Jacks Haare an.
»Stimmt was nicht?«
»Mit deinem Aussehen? Alles. Aber vor allem mit deinem Haar.« Er holte ein Mobiltelefon aus seiner Schultertasche und schaltete es ein. »Christophe? Ich brauche dich, Baby … Nein, nicht für mich. Es ist für einen Freund … ich weiß, dass du viel zu tun hast« – er sah Jack an und verdrehte die Augen, während er mit der freien Hand eine wedelnde Handbewegung machte, die ein aufgeregtes Geschnatter andeuten sollte –, »aber du musst ihn einfach irgendwie einschieben. Es ist ein Notfall … Nein, ich übertreibe niemals!« Ein schneller Blick auf Jacks Haar. »Du wirst mich verstehen, wenn du ihn siehst … Okay, in einer halben Stunde sind wir bei dir.«
»Wer ist Christophe?«
»Er macht mir immer die Haare.«
»Du hast einen Friseur in deinem Kurzwahlverzeichnis?«
»Er ist kein Friseur.« Pres zupfte an seinen schwarzen Locken. »Sehe ich aus, als ginge ich zu einem Friseur? Christophe ist ein Künstler, ein Haar-Architekt. Er tut mir einen ganz persönlichen Gefallen, indem er sich bereit erklärt, dich noch heute zu empfangen.«
»Ich habe nicht viel Zeit, Pres. Ich muss mich mit diesem Mistkerl treffen …«
»Christophe kann dir auch nicht sehr viel Zeit schenken. Der Sonntag ist einer seiner geschäftigsten Wochentage.
Aber ich verstehe.« Er ging wieder die Oberhemden durch. »Komm her. Wir haben keine Sekunde zu verlieren.«
9
Richie saß an seinem Schreibtisch und studierte die Horoskope für den Tag. Er war an diesem Morgen zu benommen gewesen, um die Zeitung zu lesen. Aber das hatte er inzwischen geregelt und betrachtete jetzt voller Erstaunen die Texte. Er hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher