Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Dobbins’ Akte wieder zurück in die Registratur.
Danach schaltete er den Computer ein. Er tippte eine Nachricht und druckte sie auf einem Papier mit dem Briefkopf von Cordova Investigations Ltd. aus.
Diesen Bogen faltete er dreimal zusammen und verstaute ihn in seiner Tasche.
Hey, Lee Dobbins, dachte Jack, während er das Büro verließ. Du hast gerade einen neuen besten Freund gewonnen. Mich.
Jack wusste, dass er behutsam zu Werke gehen müsste. Er musste davon ausgehen, dass Schwester Maggie Cordova alles erzählt hatte, was sie wusste – was nicht viel war. Außer Julio’s und Jacks Aussehen. Er würde seine äußere Erscheinung um einiges verändern müssen.
Der andere mögliche Haken wäre, wenn Cordova telefonierte, um Jacks Story zu überprüfen, und Dobbins zu Hause antraf. Jack konnte das deichseln, indem er Dobbins anrief, kurz bevor er sich mit Cordova traf. Wenn sich dann noch immer niemand meldete, bewegte er sich im grünen Bereich. Wenn Dobbins den Hörer abnahm … dann war seine raffinierte Planung umsonst gewesen.
6
Richie Cordova zuckte zusammen, als sein Mobiltelefon piepte. Wer rief ihn an einem Sonntagnachmittag an? Ganz bestimmt nicht Neva. Konnte es Eddy sein?
Er hatte zwei Stunden lang vor Julio’s ausgeharrt.
Großer Betrieb herrschte nicht. Aber es bewegte sich ein ständiger Strom von Gästen hinein oder heraus.
Richie hatte zweimal durchs Fenster geschaut. Nach dem zu urteilen, was er durch all die vertrockneten und abgestorbenen Pflanzen erkennen konnte – was sollte dieses welke Grünzeug überhaupt? –, sah der Laden aus wie eine typische Bar in einem stinknormalen Wohnviertel. Der Anblick erinnerte ihn an Hurley’s und daran, dass er jetzt viel lieber dort säße, und zwar vor einem Drink, anstatt fern von zu Hause auf irgendeiner Straße rumzulungern. Er hatte sich vorgenommen, bis drei Uhr auszuhalten und dann nach Hause zu fahren, um genau das zu tun. Die Giants traten um vier Uhr gegen Dallas an, und er wollte sich dieses Spiel auf keinen Fall entgehen lassen.
Stundenlang hatte er die Bar im Auge behalten, und noch immer saß niemand an einem der hinteren Tische. Alle drängten sich um die Bar, wo der Fernseher lief.
Und nun rief ihn jemand an. Er holte das Telefon hervor, klappte es auf und drückte auf die SEND-Taste.
»Ja?«
»Mr. Cordova?«, fragte eine seltsame Stimme, die er nicht erkannte.
»Wer ist da?«
»Mein Name ist Louis Gorcey und …«
»Wie sind Sie an diese Nummer gekommen?«
»Genau das wollte ich Ihnen gerade erklären. Ich bin mit Lee Dobbins befreundet. Er hat sie mir gegeben. Er hat Sie übrigens wärmstens empfohlen.«
Dobbins … Dobbins … Ach ja. Der Immobilienheini. Aber er kannte Richies Mobiltelefonnummer gar nicht. Oder etwa doch? Richie gab sie manchmal an Klienten weiter, wenn er eine bestimmte Situation besonders genau unter Kontrolle behalten und sich dazu mit seinem jeweiligen Klienten kurzfristig abstimmen musste.
»Das ist aber nett von ihm – was sagten Sie, wie war Ihr Name?«
»Gorcey. Louis Gorcey.«
Er sprach den Namen irgendwie seltsam aus … er klang schwul.
»Nun, Mr. Gorcey, es freut mich natürlich, dass Lee mich weiterempfohlen hat, aber wir haben Sonntag. Mein Büro ist geschlossen. Wenn Sie vielleicht so nett wären und morgen früh anrufen würden …«
»Bis dahin kann die Angelegenheit nicht warten.
Die Gelegenheit ergibt sich nur heute. Heute muss es passieren.«
»Tut mir Leid, ich …«
»Bitte, hören Sie mir zu. Das Ganze ist sehr wichtig für mich, und ich sorge dafür, dass es sich für Sie lohnt.«
Sich für Sie lohnt … das gefiel ihm. Aber es war nun mal Sonntag … und die Giants spielten gegen Dallas …
»Ich zahle Ihnen einen Tausender in bar, nur um sich mit mir zu treffen und sich mein Problem anzuhören. Wenn Sie kein Interesse haben, können Sie das Geld behalten.«
»Das muss aber ein großes Problem sein.«
»Es ist weniger eine Frage des Umfangs als des Timings. Wir müssen uns heute Nachmittag treffen, weil die Gelegenheit sich nur heute Abend ergibt.«
Tausend Dollar … das wäre das höchste Stundenhonorar, das er jemals verdient hatte. Und mehr als eine Stunde würde das Ganze nicht dauern. Richie hatte sich bereits entschieden, sich das Geld im Vorhinein auszahlen zu lassen, sich alles anzuhören und dann dankend abzulehnen. Dann würde er zu Hurley’s und zu seinem Spiel fahren. Schlimmstenfalls versäumte er einen Teil des ersten Spielviertels.
»Okay.
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