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Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Titel: Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul F. Wilson
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starrte Gorceys Oberhemd an. Aus was, zum Teufel, war es bloß hergestellt? Es sah aus wie die Tischdecke, die seine Mutter vor gut dreihundert Jahren von ihrer Reise nach Venedig mitgebracht hatte. Sie hatte sie auf irgendeiner Insel namens Burano oder so ähnlich gefunden. Nur sah dieser Stoff aus, als wäre er in Blaubeersirup getaucht worden.
    Dieser Kerl trug tatsächlich eine bescheuerte Tischdecke.
    Aber was er nicht trug, war um einiges wichtiger – kein Schulter- oder sonst irgendein Halfter. Richie entspannte sich ein wenig.
    »Zufrieden?«
    »Fast«, antwortete Richie. »Eine Sache noch: Leeren Sie Ihre Handtasche auf dem Tisch aus.«
    »Also wirklich, Mr. Cor …«
    »Tun Sie das einfach, und wir können endlich zur Sache kommen.«
    Ein weiterer Seufzer. »Das ist sehr ungewöhnlich, und ich würde mich weigern, wenn ich nicht dringend Ihre Hilfe brauchte. Aber ich denke, es macht wohl nichts.«
    Er kippte die Handtasche aus, und heraus fielen ein Schlüsselbund, ein Mobiltelefon, zwei Brillenetuis und zwei Briefumschläge.
    Richie nahm ihm die Tasche ab und schüttelte sie.
    Gorcey hielt entsetzt den Atem an. »Vorsichtig!
    Das ist eine echte Marc Jacobs!«
    Als würde mich das interessieren, dachte Richie, während er einen Blick in die Tasche warf. Darin war nichts versteckt. Er gab sie Gorcey zurück.
    »Das ist alles? Sie schleppen dieses Ungetüm mit sich herum und haben nicht mehr darin?«
    Mit femininen Gesten begann Gorcey, die Gegenstände wieder in die Tasche zu stecken. »Manchmal ist mehr darin.
    Aber das ist jetzt egal. Ich mag es nicht, wenn meine Taschen ausbeulen.«
    »Was? Haben Sie Angst, jemand könnte meinen, Sie freuen sich, ihn zu sehen?«
    Richie fand, das war ein guter Gag, aber Gorcey reagierte noch nicht einmal mit dem Anflug eines Lächelns. Stattdessen schob er einen der Briefumschläge über den Tisch.
    »Wie versprochen.«
    Richie griff betont lässig mit der linken Hand danach. Er wollte nicht zu habgierig erscheinen, hatte aber auch nicht vor, sich austricksen zu lassen. Der Umschlag war nicht zugeklebt. Er öffnete die Klappe mit dem Daumen und warf einen kurzen Blick hinein. Er zählte schnell eine ausreichende Anzahl Hunderter ab.
    Dann entspannte er sich. Okay. Louis Gorcey schien echt zu sein. Er hatte sich die Chance entgehen lassen, eine Waffe zu ziehen. Und sein Briefumschlag hatte den vereinbarten Inhalt. Das Einzige, was auch das letzte Misstrauen beseitigen würde, wäre, wenn er die Augen des Knaben sehen könnte. Aus den Augen lässt sich eine Menge ablesen. Doch er nahm die Sonnenbrille nicht ab.
    Richie legte den Briefumschlag in die oberste Schreibtischschublade und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Nehmen Sie Platz, Lou.« Als sie beide es sich bequem gemacht hatten, fragte er: »Was kann ich für Sie tun?«
    Gorcey schob die Zeitung über die Tischplatte. Es war eine Ausgabe des The Light, aufgeschlagen auf Seite drei. Er tippte mit dem Finger auf das Foto eines Mannes in mittlerem Alter, der Richie vage bekannt vorkam – Gorcey bohrte den Finger genau ins Auge des Mannes. Dabei bemerkte Richie, dass der Finger zitterte. Er bemerkte außerdem, dass Gorcey die Fingernägel lackiert hatte. Es war lediglich klarer, transparenter Nagellack, aber eben Nagellack.
    Diese schwulen Kisten …
    »Wissen Sie, wer das ist?«, fragte Gorcey.
    Richie überflog schnell den dazu gehörenden Artikel.
    »Das ist Luther Brady, nicht wahr? Der Chef dieser verrückten Dormentalist Church.«
    Vielleicht hätte er sich das Wort »verrückt« sparen sollen. Durchaus möglich, dass dieser Knabe vor ihm ebenfalls zu diesem Verein gehörte.
    »Verrückt?« Gorceys lackierter Finger zitterte noch heftiger, während er seine Stimme erhob. »Ich wünschte, das wäre das Einzige, was man der Dormentalist Church nachsagen könnte! Sie ist noch viel schlimmer als nur verrückt! Sie ist destruktiv und betrügerisch und bösartig, und das alles ist die Schuld dieses Mannes! Er ist … er ist …«
    Ihm schien die Stimme zu versagen.
    »Er ist was, Lou?«
    Gorceys Hand fuhr durch die Luft. »Er ist ein Monster. Er hat mir ein kleines Vermögen gestohlen, aber was noch viel schlimmer ist, er hat mich um Jahre meines Lebens gebracht. Jahre! Geld kann ich immer verdienen, darin bin ich sogar ganz gut, aber wer gibt mir all diese Jahre zurück?«
    »Ich weiß es nicht, Lou. Sagen Sie es mir.«
    Richie hatte festgestellt, dass dies der beste Weg war, mit erregten Klienten

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