Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
ich. Welcher Art?«
»Eine Beretta 92.«
Es wäre viel einfacher gewesen, diese Angelegenheit per Telefon zu besprechen, aber man wusste nie, ob und wann das Große Ohr mithörte. Und der Code, den Jack und Abe entwickelt hatten, reichte für die speziellen Belange dieser Anschaffung nicht aus.
Abe runzelte die Stirn. »Du besitzt doch schon eine PT 92 Taurus. Es ist die gleiche Pistole. Bis auf die Sicherung, natürlich.«
»Ich weiß, aber ich brauche eine Beretta.«
»Warum?«
»Das erkläre ich dir später.«
Abe zuckte die Achseln. »Okay. Du zahlst. Ich höre mich morgen mal um und erkundige mich, wer …«
»Ich brauche sie heute, Abe. Und zwar in Stainless-Ausführung.«
»In Stainless? Gevalt! Unmöglich! Du verlangst von mir, dass ich Berge versetze, aber glaube mir, meine Mutter hat mir nicht den Namen Mohammed gegeben. Wenn du eine Glock 19 willst, gut; oder eine HK-MP5, auch das ist kein Problem. Aber eine Beretta 92 Stainless an einem Sonntag? Wie meine italienischen Nachbarn im Bensonhurst meiner Kindheit und Jugend immer zu sagen pflegten:
Daskannstevergessn.«
»Ich brauche sie noch vor heute Abend, Abe. Es ist wirklich wichtig. Mein Dank wird dir ewig nachschleichen.«
»Das tut er doch schon längst.« Als Jack nichts sagte, zuckte Abe abermals die Achseln. »Na schön, und ich bin dir auch einiges schuldig, aber …«
Seine Stimme versiegte, während er Jack aufmerksam fixierte. Das verursachte Jack Unbehagen.
»Aber was?«
»Aber nichts. Ich sehe nur deinen Gesichtsausdruck.«
»Welchen Gesichtsausdruck?«
»Ich kenne ihn, Jack. Ich habe ihn schon früher bei dir gesehen. Und oft genug, wenn ich ihn sehe, dauert es nicht lange, bis irgendjemand völlig unerwartet von der Mühsal alles Irdischen befreit wird.«
Jack wusste, dass er dazu neigte, seine Fassade vor Abe durchsichtig werden zu lassen, aber auch wenn er seine innersten Gedanken und Absichten unter Kontrolle hielt, musste er sich fragen, ob es derart offensichtlich war. Er sollte sich in Zukunft besser unter Kontrolle haben.
»Vielleicht liegt es daran, dass wir noch nicht Mittag haben und dass ich einen sehr schlechten Tag gehabt habe.«
»Ist etwas nicht in Ordnung? Sind Gia und Vicky …?«
Jack hob eine Hand. »Denen geht es gut. Es ist niemand, den du kennst. Zumindest nicht persönlich.«
In Abes Augen flackerte Interesse auf. »Und das bedeutet?«
Abe kannte Jamie Grant von der Lektüre des The Light. Vielleicht könnte Jack sie als Köder verwenden.
»Die Beretta, Abe? Besorg mir die Beretta vor heute Abend, und ich verrate dir, was mit Jamie Grant passiert ist.«
»Der Light -Reporterin?« Abe gab ein tiefes Grollen von sich. »Du verlangst von deinem besten Freund auf der ganzen Welt, dass er sich eine harmlose kleine Neuigkeit mit einer Gegenleistung verdient!«
»In diesem Fall, ja. Und hier ist die Rechnung: Beretta gleich Story. Denn ohne die Beretta gibt es keine Story, die sich zu erzählen lohnen würde. Zumindest nicht in dieser Woche.«
»Bis nächste Woche kann ich nicht warten. Ich fange an zu telefonieren. Und dann erzählst du mir alles?«
Jack nickte. »Wenn alles so läuft wie geplant.«
Er musste alles so zurecht schieben, wie er es brauchte, sonst würde er seine Chancen für diese Woche verderben und müsste bis zur nächsten Woche warten. Und dazu hatte er keine Lust. Er wollte, dass sich alles noch an diesem Abend erledigen ließ.
5
Jack schloss die oberste Schublade von Cordovas Empfangsschreibtisch. Er kannte jetzt die Telefonnummern des fetten Kerls – und zwar die private und die seines Mobiltelefons. Die nächste Station waren seine Aktenschränke.
Er blätterte die Ordner in der obersten Schublade durch und informierte sich über Alter und Geschlecht der Klienten. Einige Ordner enthielten Fotos. Jack suchte Männer in den Dreißigern aus, bis er insgesamt sechs Stück hatte. Dann telefonierte er und gab sich als Mitarbeiter des Elektrizitätswerks aus.
Alle sechs Männer waren zu Hause. Daher kehrte er zum Aktenschrank zurück und suchte weiter. Ein Mann der zweiten Gruppe meldete sich nicht. Lee Dobbins. Jack studierte sein Bild und seine persönlichen Angaben. Lee wohnte und arbeitete in Queens.
Er verdächtigte seinen Geschäftspartner in ihrer Immobilienfirma, Geschäfte mit der Konkurrenz zu machen. Der Stapel Fotos in der Akte – zweifellos von Cordova aufgenommen – bestätigte seinen Verdacht.
Jack prägte sich die entscheidenden Punkte ein, dann hängte er
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