Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Zeichen. Wenn Cordova schon darauf verzichtete, eine Alarmanlage einzubauen, dann hätte er zumindest die Schlösser auswechseln können.
Es sei denn …
Die Bolzen glitten sehr schnell in die richtigen Positionen. Jack drehte den Zylinder mit der Spannleiste und hörte, wie der Riegel zurückglitt. Er trat mit seiner Stofftasche ein und hielt dabei die Luft an – für den Fall, dass ihm irgendetwas entgangen war.
Zuallererst hielt er Ausschau nach einem Keypad.
Wenn überhaupt irgendwo müsste es sich gleich neben der Tür befinden. Die Wand war völlig glatt und leer. Ein gutes Zeichen.
Er führte eine schnelle Inspektion des Raums durch, konzentrierte sich vor allem auf die Fuge zwischen Wand und Decke, konnte jedoch keinerlei Sensoren entdecken. Wie schon bei seinem ersten Besuch damals war er verblüfft darüber, wie sauber und aufgeräumt alles aussah. Dafür, dass er so ein fetter Mistkerl war, bewies Cordova einen ungewöhnlichen Ordnungssinn.
Jack wartete, bereit, jederzeit einen überstürzten Rückzug anzutreten, doch keinerlei Alarm wurde ausgelöst. Es konnte sich allerdings auch um einen stummen Alarm handeln, der sich ganz woanders bemerkbar machte. Doch das bezweifelte er.
Okay, er durfte keine Zeit vertrödeln. Bei seinem letzten Besuch hatte ihn Cordova mit einer unerwartet frühen Heimkehr überrascht. Diesmal wollte Jack so schnell wie möglich wieder verschwinden.
Mit der Taschenlampe in der Hand eilte er hinauf in den dritten Stock. Auf der Schwelle des ausgebauten Dachbodens, wo Cordova seinen Computer und die Aktenschränke untergebracht hatte, wo sich also das Zentrum seiner Erpressungsaktivitäten befand, blieb er stehen.
»Mist!«
Der Aktenschrank war verschwunden, der Computertisch war leer. Jack sah im Wandschrank nach.
Das letzte Mal, als er hier gewesen war, hatte sich dort eine kleine Dunkelkammer befunden. Die gab es zwar immer noch, aber keine Archivschränke mehr.
Das erklärte den Mangel an Sicherheitseinrichtungen. Er war mit seinem Nebengewerbe umgezogen.
Und der wahrscheinlichste Standort für die Neueinrichtung war sein Büro am anderen Ende des Parks.
Dann nichts wie dorthin.
11
Die goldenen Lettern am Fenster verkündeten, wer den zweiten Stock gemietet hatte.
CORDOVA SECURITY CONSULTANTS LTD.
Jack schüttelte den Kopf. LTD. Wen glaubte er damit beeindrucken zu können? Vor allem wenn sich seine LTD. über einem asiatischen Schnellimbiss in der Tremont Avenue mit englischen und koreanischen Aufschriften auf den Fenstern befand.
Die separate Tür zum zweiten Stock entdeckte er auf der linken Seite der Hausfront, eingezwängt zwischen dem Schnellimbiss und einer Bäckerei im Nachbarhaus. Jack ging zweimal daran vorbei, und zwar dicht genug, um feststellen zu können, dass die Tür über ein völlig normales Schloss mit Bolzen und Zuhaltung – ein uraltes Modell noch dazu – verfügte.
Außerdem bemerkte er eine kleine Videokamera, die auf die zwei Stufen gerichtet war, die zu der Tür hinaufführten.
Er eilte zum Wagen zurück und holte seinen Tarnhut aus der Stofftasche, dann kehrte er zur Tremont zurück – offiziell East Tremont Avenue, doch kaum jemand benutzte das East oder das Avenue.
Auf den Bürgersteigen war um diese Zeit sogar noch immer eine ansehnliche Anzahl Bürger unterwegs. Vorwiegend Farbige und Hispanier. Er wartete, bis eine ausreichende Lücke zwischen den Passanten klaffte, dann ging er mit dem Spezialdietrich in der Hand zur Tür. Er hielt den Kopf gesenkt und sorgte dafür, dass die Krempe des Hutes sein Gesicht vor der Kamera verbarg. Die Wahrscheinlichkeit lag bei neunzig Prozent, dass sie lediglich dazu benutzt wurde, um feststellen zu können, wer Einlass begehrte, und nicht mit einem Recorder verbunden war.
Aber warum sollte er ein Risiko eingehen? Er bearbeitete das Schloss. Keine fünf Sekunden brauchte er, um es zu öffnen, dann befand er sich im Haus.
Am Ende der Treppe stieß er auf einen kurzen Korridor. Zwei Büros gab es dort, Cordovas, das zur Straße hinausging, und das zweite auf der Rückseite des Gebäudes. Vor der Tür des ersten Büros blieb er stehen. Es handelte sich um ein uraltes Holzungetüm, das im Laufe der Jahre mit unzähligen Farbschichten bedeckt worden war. Eine undurchsichtige Milchglasscheibe nahm den größten Teil der oberen Türhälfte ein. Als Jack den schmalen Streifen Aluminiumfolie entdeckte, der den äußeren Rand der Scheibe markierte, wusste er, wo Cordova sein schmutziges
Weitere Kostenlose Bücher