Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
entscheiden, wo sie essen sollten. Und – wie erwartet – sie hatte Amalia’s in Little Italy ausgesucht.
Das winzige Restaurant hatte seinen Standort an der gleichen Stelle in der Hester Street, nicht weit von der Mulberry, und zwar praktisch seit der Entdeckung des Feuers. Es hatte den Status einer festen Institution in Little Italy erlangt, ohne sich zu einer Touristenfalle zu entwickeln. Der wesentliche Grund dafür war Mama Amalia, die entschied, wer einen Tisch bekam und wer nicht. Ganz gleich, ob ein Fremder an einem besonders hektischen Tag schon über eine Stunde wartete: Falls sie jemanden aus der Nachbarschaft oder als Stammkunden kannte, wurde dem Betreffenden sofort der nächste freie Tisch zugeteilt. Unzählige Touristen hatten das Restaurant deshalb schon vorzeitig erbost verlassen.
Als ob dies Mama Amalia auch nur das Geringste ausmachte! Sie betrieb ihr Etablissement auf diese Art und Weise schon ihr ganzes Leben lang. Und würde nichts daran ändern.
Mama hatte an Vicky einen Narren gefressen. Die beiden hatten sich auf Anhieb verstanden, und Mama behandelte Vicky stets wie eine Königin, tauschte mit ihr den traditionellen französischen Begrüßungskuss auf beide Wangen, den sie ihr beigebracht hatte, umarmte sie und packte ihr für den Heimweg stets noch eine besonders leckere Kleinigkeit ein. Die Tatsache, dass der Nachname ihrer Mutter DiLauro lautete, trug ein Übriges dazu bei.
Man saß auf familiäre Weise an langen Tischen mit rotweiß karierten Tischdecken. Da an diesem Abend nur mäßiger Betrieb herrschte, hatten Gia, Jack und Vicky einen Tisch für sich allein. Jack beschäftigte sich mit seinen Calamari fritti und einer zweiten Flasche Moretti, während Gia an ihren Tomaten mit Mozzarella herumpickte. Sie und Vicky teilten sich eine Flasche Limonata. Sonst trank Gia ein Glas Pinot Grigio, doch seit sie festgestellt hatte, dass sie schwanger war, hatte sie dem Alkohol ganz und gar abgeschworen.
»Hast du keinen Hunger?«, fragte Jack, als er feststellte, dass sie ihre Vorspeise nur halb verzehrt hatte.
Gia ließ ihr blondes Haar zurzeit ein wenig länger wachsen, doch es war immer noch vergleichsweise kurz. Sie trug eine schwarze lange Hose und einen weit geschnittenen blauen Pullover. Doch selbst wenn sie ein enges Top getragen hätte, bezweifelte er, dass irgendjemand ihre Schwangerschaft bemerkt hätte. Obwohl sie sich bereits dem Ende des vierten Monats näherte, war bei Gia noch kaum etwas zu erkennen.
Sie zuckte die Achseln. »Er hält sich in Grenzen.«
»Ist was nicht in Ordnung?«
Sie verschränkte die Arme und massierte ihre O-berarme, während sie Vicky ansah, die immer noch in ihre Muscheln vertieft war. »Ich fühle mich nur nicht besonders.«
Nun, da sie es aussprach, bemerkte Jack, dass sie ein wenig blass schien.
»Hast du dir einen Magen-Darm-Virus eingefangen?«
»Schon möglich. Ich habe Krämpfe.«
Jack spürte ein schmerzhaftes Stechen in seiner Magengrube.
»Was für Krämpfe?« Er senkte die Stimme. »Es ist doch nicht das Baby, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es sind … nur Krämpfe. Sie kommen und gehen, nicht sehr oft.
Mach dir keine Sorgen.«
»Sorgen wegen was?«, fragte Vicky und blickte von ihrem Muschelkranz hoch.
»Mommy fühlt sich nicht so toll«, sagte Gia.
»Weißt du noch, wie du dir letzte Woche den Magen verdorben hast? Ich glaube, so was Ähnliches ist mir jetzt auch passiert.«
Vicky musste einen Augenblick lang überlegen, dann nickte sie. »Ach ja. Das war fies, aber auch nicht so schlimm. Dir geht es bestimmt besser, wenn du ein Glas Gatorade trinkst, Mom. Genauso wie ich.«
Dann widmete sie sich wieder ihrer Kette aus Muschelschalen.
Ein harmloser Magen-Darm-Virus … Jack hoffte, dass es wirklich nur das war.
Gia ergriff seine Hand. »Ich kenne diesen Blick.
Mach dir keine Sorgen, okay? Ich hatte gerade meine monatliche Routineuntersuchung, und Dr. Eagleton meint, alles sei bestens!«
»Hey, wenn sie nicht feststellen kann, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, woher sollen wir wissen, dass sie …?«
Gia hob wie ein Verkehrspolizist die Hand. »Vergiss es. Sie hat Vicky zur Welt gebracht und seitdem ist sie meine Frauenärztin. Soweit es mich betrifft, ist sie die beste Geburtshelferin der Welt.«
»Okay, okay. Es ist reine Fürsorge, weißt du. Die ganze Angelegenheit ist für mich noch ziemlich neu.«
Sie lächelte. »Ich weiß. Aber spätestens kommenden März bist du ein absoluter
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