Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Wahrheit.«
»Ich dachte, mein PX schläft.«
»Das tut es auch, aber das heißt nicht, dass es nicht bei Bewusstsein wäre. Wenn es eine Unwahrheit hört, reagiert es.«
»Wie?«
»Sie werden es nicht bemerken, und ich auch nicht. Nur FAs, die die achte Stufe der FL erreicht haben, nehmen es ohne fremde Hilfe wahr.«
»Und wie erkennen wir es?«
Sie klopfte auf die schwarze Box. »Das ist ein XSV – ein Xelton-Signal-Verstärker. Er verstärkt das Signal nicht so sehr, dass wir es empfangen können, doch die Maus spürt es.«
»Okay.« Jack kam sich vor, als sei er durch den Zauberspiegel getreten und dem Mad Hatter aus Alice im Wunderland begegnet. »Aber wie will uns die Maus das mitteilen?«
»Beantworten Sie eine Frage mit einer Unwahrheit, und Sie werden schon sehen.« Sie schlug den Schnellhefter auf. »Können wir anfangen?«
»Okay. Aber eins kann ich Ihnen schon jetzt sagen, ich führe ein sehr langweiliges Leben – langweiliger Job, keine Familie, keine Haustiere, und ich gehe so gut wie niemals aus.«
»Und deshalb sind Sie hier – um das zu ändern, oui?«
»Oui. Ich meine, stimmt.«
»Na schön, halten Sie nur die XS-Kontaktschiene fest, und es geht los.«
Jack verstärkte den Griff und verspürte gleichzeitig eine seltsame innere Anspannung.
Er behielt die kleine weiße Maus, die unruhig schnüffelnd durch ihren Käfig trippelte, im Auge, während ihm Aveline eine Reihe harmloser Fragen stellte – übers Wetter, darüber, wie er zum Tempel gekommen war, und so weiter. Er beantwortete sie allesamt wahrheitsgemäß.
Dann musterte sie ihn eindringlich und sagte: »Also, Jack, jetzt kommt eine wichtige Frage: Was war die schlimmste Tat, die Sie je begangen haben?«
Ihre Direktheit überrumpelte ihn. »Wie ich schon sagte, mein Leben ist nicht interessant genug, um irgendetwas Schlimmes zu tun.«
Die Maus quiekte und zuckte, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten. Jack zuckte ebenfalls zusammen.
»Was ist passiert?«
»Sie haben die Unwahrheit gesagt. Vielleicht rein unbewusst«, fügte sie schnell hinzu, »aber Ihr Xelton hat es gehört und darauf reagiert.«
Die Unwahrheit war ihm jedoch bewusst gewesen.
Er hatte eine ganze Menge schlimmer Dinge getan – zumindest nach dem Maßstab vieler Menschen.
Aveline räusperte sich. »Vielleicht gehen wir zu allgemein an die Sache heran. Versuchen wir es mal anders: Haben Sie jemals etwas gestohlen?«
»Ja.«
Die Maus reagierte nicht.
»Was war das Erste, das Sie je gestohlen haben?«
Jack erinnerte sich genau an die Gelegenheit. »Als ich im zweiten Schuljahr war, habe ich in einem Rexall Drugstore einen Almond-Joy-Riegel geklaut.«
Die Maus schnupperte fröhlich vor sich hin.
»Gut.« Aveline nickte zufrieden. »Was war das Größte, das Sie je gestohlen haben?«
Jack tat so, als denke er angestrengt nach, dann sagte er: »Ich glaube, das war dieser Schoko-Nuss-Riegel.«
Im Mäusekäfig ertönte ein lautes Quieken, während das arme Tier regelrecht in die Luft geschleudert wurde.
Ein Gefühl der Übelkeit breitete sich in ihm aus.
Der XSV hatte Recht. Er hatte einiges eingesackt, sogar eine ganze Menge – gewöhnlich von Dieben, aber es war immer noch Diebstahl. Insofern hatte der XSV jedes Mal ins Schwarze getroffen.
Es musste ein Zufall sein. Dennoch …
»Sie tun gerade so, als sei ich ein Krimineller. Und das bin ich nicht.«
Die Maus machte abermals einen Satz.
Das wurde allmählich unheimlich. Er hatte gelogen … seine ganze Existenz war ja im Grunde ein krimineller Akt … und Mr. Maus hatte dafür bezahlen müssen.
Jack ließ die Stange los und hob beide Hände zu einer beschwörenden Geste. »Aber ich sage die Wahrheit!«
»Die Wahrheit, so wie Sie sie sehen, Jack. Was Sie erzählen, mag in diesem Leben sogar der Wahrheit entsprechen, aber Ihr Xelton muss irgendwann in der Vergangenheit den Körper eines Diebes bewohnt haben.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Aber es ist Teil dieses Prozesses, Jack.«
Mr. Maus hatte sich in eine Ecke seines Käfigs verkrochen, wo er zitternd kauerte.
»Bitte quälen Sie die Maus nicht länger.«
»Sie wird nicht gequält. Nicht richtig. Aber nicht ich tue ihr etwas. Sie sind es. Sie sind die Ursache.
Und jetzt umfassen Sie bitte die Stange, damit wir fortfahren können.«
Jack gehorchte. Dabei bemerkte er, dass seine Handflächen zu schwitzen begonnen hatten.
»Haben Sie jemals jemanden getötet, Jack?«
Er starrte wie gebannt die Maus an und
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