Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
allen anderen Tempeln des Dormentalismus verboten ist.«
Jensen machte kehrt und ging zur Tür.
»Das ist nicht fair!«, rief Jack. Jensen reagierte nicht.
Sobald er den Raum verlassen hatte, geleiteten ihn die beiden Wachmänner, die Jack auch hergebracht hatten, zurück in den RK-Umkleideraum, wo er sich unter ihrer Aufsicht umziehen musste, und brachten ihn dann hinaus auf die Straße. Alles ohne ein Wort zu sagen.
Schließlich stand Jack draußen im Sonnenschein und mimte den Geschlagenen. Nach einigen Sekunden setzte er sich stadtauswärts in Bewegung. Dabei holte er seine Brieftasche hervor und schaute in dem Fach nach, in dem er den Ausweis von Jason Amurri verstaut hatte. Das Haar, das er zusammen mit der Karte in das Fach bugsiert hatte, war verschwunden.
Er grinste innerlich. Perfekt.
Er war keine drei Straßen weit gekommen, als er seinen Schatten bemerkte. Aber er hatte nicht die Absicht, ihn abzuschütteln. Er wollte, dass man ihn verfolgte.
Das Spiel konnte beginnen.
5
Die Stimme von Jensens Sekretärin krächzte aus dem Lautsprecher auf seinem Schreibtisch. »TP Peary ist in der Leitung, Sir.«
Jensen hatte Peary den Auftrag erteilt, schnellstens Straßenkleidung anzuziehen und diesem Schwindler Amurri zu folgen. Anfangs, als die Routineüberprüfung Jack Farrells nur negative Ergebnisse erbracht hatte – Name, Adresse, SVN, nichts stimmte –, war ihm der übliche Verdacht gekommen. Die meisten Leute, die der Kirche Schwierigkeiten zu machen drohten, waren entweder Angehörige anderer Glaubenssysteme, die überzeugt waren, dass die Dormentalisten »gerettet« werden mussten, oder ehemalige Angehörige, die meinten, sie hätten noch eine Rechnung mit der Kirche zu begleichen. Gelegentlich entpuppte sich ein Unruhestifter auch als Dreckschleuder – wie Jamie Grant.
Genauso wie Jensen erwartet hatte, als er befahl, »Jack Farrells« Spind während der Erweckungs-Sitzung durchsuchen zu lassen, fanden sie einen vollständigen Satz falscher Identifikationsdokumente.
Allerdings schienen diese Dokumente auf jemanden hinzuweisen, der keiner der bekannten Kategorien zuzuordnen war.
Jason Amurri. Okay. Aber aus der Schweiz? Das hatte Jensen irritiert. Warum sollte jemand in der Schweiz sich auf die weite Reise machen, um in New York der Dormentalist Church unter falschem Namen beizutreten? Zugegeben, dieser Tempel war das Zentrum der Kirche, ihr Vatikan sozusagen, aber warum die Lügen? Und schlechte Lügen dazu. Offensichtlich hatte er nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass sie ihn überprüfen würden.
Man konnte unmöglich zulassen, dass jemand mit so etwas davonkäme. Gleichgültig ob man aus der Schweiz oder aus Peoria kam – wenn man log, flog man raus. So lautete die Regel.
Jensen starrte stirnrunzelnd auf sein Telefon. Es war ziemlich früh, dass sich Peary bei ihm meldete.
Er hatte sich doch erst vor kurzer Zeit an Amurris Fersen geheftet.
Es sei denn …
Er nahm den Hörer ab. »Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie ihn verloren haben.«
»Nein. Ich brauchte ihm nur bis Central Park South zu folgen. Er wohnt im Ritz Carlton.«
Eine weitere Überraschung.
»Woher wissen Sie, dass er dort nicht nur jemanden besucht?«
»Weil ich das Hotel angerufen und gebeten habe, mich mit Jason Amurris Zimmer zu verbinden. Ein paar Sekunden später klingelte sein Telefon.«
Im Ritz Carlton? Mein Gott. Vor Jahren, als die Luxussuiten im Tempel renoviert wurden, hatte Jensen für durchreisende Prominente der Kirche Zimmer im Ritz buchen müssen. Er erinnerte sich, dass ein Einzelzimmer mit Blick auf eine Ziegelmauer fast siebenhundert pro Übernachtung gekostet hatte. Und das hatte natürlich keins von den hohen Tieren gewollt. Nein, sie wünschten einen Blick auf den Park.
Dafür hatte er ein Vermögen hinblättern müssen.
»Was soll ich als Nächstes tun?«, wollte Peary wissen.
»Kommen Sie zurück.«
Er legte auf. Es hatte keinen Sinn, Peary seine Zeit damit vergeuden zu lassen, einen Hoteleingang zu beobachten. Jensen wusste jetzt, wer dieser Bursche war und wo er sich aufhielt.
Nun, wer er war, wusste er eigentlich noch nicht.
Er kannte nur seinen Namen. Und seine Heimatadresse in der Schweiz. Und dass er im wahrscheinlich teuersten Hotel der Stadt residierte. Das bedeutete, dass er keinerlei Geldsorgen hatte. Dieser Jason Amurri steckte voller Überraschungen.
Unbehagen breitete sich in Jensen aus. Überraschungen mochte er ganz und gar nicht.
Er streckte die Hand nach dem
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