Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Rufknopf aus und zögerte. Wie lautete der Name seiner neuen Sekretärin? Diese hirnlosen Büromäuschen kamen und gingen so schnell. Er verschliss sie scharenweise. Keine bewarb sich mehr um den Job als seine Sekretärin.
Sie mussten aus der Schar der Freiwilligen ausgesucht werden. War er wirklich so streng mit ihnen?
Nicht dass es ihn im Mindesten interessierte, was sie dachten. Es war nur so, dass einige von ihnen unendlich schwer von Begriff waren.
Er entschied, dass ihm ihr Name herzlich egal war, drückte auf den Summer und befahl: »Rufen Sie Tony Margiotta.«
Jensen gefiel, was Computer für ihn leisten konnten. Was jedoch – über den Austausch von E-Mails hinausgehend – ihre weitere Nutzung betraf, so überließ er es anderen Leuten, sich mit ihrer Technik herumzuschlagen. Und Margiotta war der Computerfreak unter den TPs. Er würde in Erfahrung bringen, was Jensen wissen wollte.
Er hoffte nur, dass es nicht etwas war, das er lieber doch nicht hätte erfahren wollen.
6
»Das ist für dich«, sagte Richie Cordova und gab dem Jungen vom nahe gelegenen Postfach-Center einen Fünfer.
Jedes Mal, wenn etwas in seinem Postfach landete – was kaum jemals öfter als dreimal die Woche geschah –, lief der Junge in seiner Mittagspause die zwei Blocks zu Richies Büro. Das war ihm jedes Mal einen Fünfer wert. Es ersparte Richie den Weg dorthin. Aber wichtiger war: Es bedeutete auch, dass er sich dort nicht persönlich zeigen musste.
Das wollte er möglichst vermeiden. Man wusste nie, ob eine der Kühe nicht auf die dämliche Idee kam, Postfach 224 zu beobachten, um zu sehen, wer es öffnete. Sie könnten Richie dort sehen und ihm bis zu seinem Büro oder gar zu seiner Privatadresse folgen und auf eine Gelegenheit lauern, sich bei ihm zu revanchieren. Dazu wollte er es auf gar keinen Fall kommen lassen.
So wie Richie die Postzustellung arrangiert hatte, konnten sie warten, bis sie schwarz wurden, ehe sie jemanden zu Gesicht bekamen, der sich dem Postfach 224 auch nur näherte.
»So, was haben wir denn heute?«, murmelte er, als der Junge verschwunden war.
Ein Manilaumschlag. Maschinengeschriebene Adresse. Hmm.
Er holte ein Taschenmesser aus einer Schreibtischschublade und schlitzte den Umschlag auf. Darin fand er ein Briefkuvert mit einer Nachricht in weiblicher Handschrift und einem Hundert-Dollar-Schein.
Hundert Dollar? Was sollte dieser Scheiß?
Die Nachricht stammte von der Nonne, die ihm vorjammerte, sie habe nichts mehr, was sie ihm geben könne. Richie grinste. Sonst war er ganz schön sauer, wenn zu wenig gezahlt wurde, aber nicht bei dieser süßen kleinen Lady. O nein. Er wollte sogar, dass sie irgendwann pleite war – zumindest soweit es ihre ganz persönlichen finanziellen Verhältnisse betraf.
Aber war heute schon der richtige Tag, um ihr die Daumenschrauben anzulegen?
Er griff nach der Post und schlug die Seite mit den Horoskopen auf. Am Morgen hatte er schon einmal dort nachgeschaut und war über das, was er dort gefunden hatte, nicht allzu begeistert gewesen. Jetzt faltete er das Sensationsblatt für einen zweiten Blick auf die Größe einer Viertelseite zusammen.
Zwillinge (21. Mai –21. Juni): Es scheint, als würde Ihr Handlungsspielraum eingeschränkt. Verwechseln Sie auf keinen Fall Aggression mit Unternehmungsgeist. Leben Sie für den Augenblick, halten Sie sich an die Regeln und beenden Sie trotz aller Hindernisse die Woche erfolgreich.
Eingeschränkter Handlungsspielraum … das klang nicht sehr gut.
Aber vielleicht war es auch gar nicht so schlimm.
Sein Geburtstag war der 20. Juni, wodurch er sozusagen offiziell ein Zwilling war. Aber weil am 22.
Juni bereits der Krebs begann, meinten zahlreiche Astrologieexperten, Leute wie er stünden in gewisser Hinsicht »auf der Kippe« und könnten beiden Tierkreiszeichen zugerechnet werden.
Er sah sich die nächste Station an.
Krebs (22. Juni – 22. Juli): Es könnte sich als notwendig erweisen, dass Sie durchleben, was Sie sich wünschen, um besser würdigen zu können, was Sie bereits haben. Nahe stehende Personen eröffnen Ihnen ganz neue Aspekte, die zu überraschenden Ergebnissen führen können.
Er las den ersten Satz dreimal und konnte noch immer nicht erkennen, was er aussagte. Was den Rest betraf …
Nahe stehende Personen? Das konnten nur die Leute bei Hurley’s sein.
Eine Frau ganz gewiss nicht. Es war jetzt sieben Jahre her, dass er sich von der dämlichen Schlampe getrennt hatte, mit der er verheiratet
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