Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Vortag, als er sie gefragt hatte, ob die Erweckungs-Sitzungen lediglich eine Art Fragestunde seien, fiel ihm wieder ein.
O nein. Es steckt sehr viel mehr dahinter als das …
Ihr Lächeln, als sie ihm geantwortet hatte, beunruhigte ihn noch immer.
EE-3 entpuppte sich als fensterlose Kabine, ausgestattet mit einem Tisch, zwei Stühlen und einer weißen Maus. Der Drahtkäfig der Maus stand auf einem Podest rechts neben dem Tisch. Aveline wies Jack an, auf dem Stuhl vor dem Tisch Platz zu nehmen. Er gehorchte und blickte von seinem Platz aus auf ein mit fünfzehn Zentimeter langen Haltern horizontal an der Vorderseite des Tisches befestigtes Kupferrohr.
Ein Leitungsdraht verlief von der Mitte des Rohrs zu einem schwarzen Kasten, der etwa so groß war wie ein Laib Brot und auf dem Tisch stand. Ein weiterer Leitungsdraht verlief von diesem Kasten zum Mäusekäfig.
Er brauchte seinen ratlosen Blick nicht einmal zu spielen. »Sie werden mir diese Konstruktion doch erklären, nicht wahr?«
»Aber natürlich«, erwiderte sie, während sie sich auf der anderen Seite des Tisches niederließ. »Wie Sie sicherlich wissen, wenn Sie das Buch Hokano gelesen haben, ist der Zweck der Erweckungs-Sitzungen die Aktivierung Ihres persönlichen Xeltons, des Hemi-Xeltons, das in Ihnen schlummert.«
Jack konnte den Blick nicht von der Maus losreißen.
»Richtig. Aber was …?«
Sie hob eine Hand. »Um es zu aktivieren, müssen Sie Ihr augenblickliches Leben und die vergangenen Leben Ihres PX erforschen.« Sie holte einen Schnellhefter aus der obersten Tischschublade. »Das tun wir, indem wir Ihnen eine Reihe von Fragen stellen.
Einige werden Ihnen sicherlich sehr persönlich vorkommen, aber Sie können sich darauf verlassen, dass nichts von dem, was Sie erzählen, diesen Raum jemals verlassen wird.«
Laut Jamie Grant stimmte das nicht.
Jack lehnte sich zurück und massierte seine Schläfen. Dabei nutzte er diese Geste, um einen verstohlenen Blick auf das Stahlgitter vor dem Belüftungsschacht zu werfen. Zwischen zwei Querrippen bemerkte er etwas, das wie eine winzige Kameraoptik aussah, die auf ihn gerichtet war. Irgendwo in diesem Gebäude wurden die Vorgänge in diesem Raum per Audio und Video überwacht und aufgezeichnet.
»Ich verlasse mich darauf«, sagte Jack.
»Gut. Dies ist Ihr erster Schritt auf einer wunderbaren abenteuerlichen Entdeckungsreise. Die Erinnerungen aus den zahlreichen Leben Ihres PX ähneln Signalen, die es aus seinem Schlummer wecken. Danach werden Sie sich intensiv damit beschäftigen, Ihr PX mit seinem Hokano-Pendant zu verbinden. Sie lassen die beiden Hälften miteinander verschmelzen und wieder eins werden. Es ist ein langer Prozess, der viele Jahre intensiven Unterrichts und ausgiebiger Sitzungen erforderlich macht. Am Ende aber werden Sie sich zu einem höheren Wesen entwickelt haben, allzeit bereit, sich jeder Herausforderung zu stellen, und fähig, jedes Hindernis zu überwinden, alle Krankheiten zu heilen und nach der GF das ewige Leben zu erringen.«
Sie breitete am Ende ihres Vortrags die Arme aus.
Jack zuckte beim Anblick eines Seeigels unter jedem ihrer Arme zusammen. Dann erst erkannte er, dass es nur ihre Achselhaare waren.
»Donnerwetter«, sagte er und bemühte sich, nicht auf ihre Achselhöhlen zu starren. »Die GF ist die Große Fusion, richtig?«
Sie ließ die Arme herabsinken, ihr Akzent wurde deutlicher. »Ja. Das ist der Augenblick, wenn sich unsere bekannte Welt mit der Hokano-Welt vereinigt.
Das Paradies kehrt zurück, aber nur diejenigen, die ihr PX mit seinem HX haben verbinden können, werden es erleben.«
»Zu denen möchte ich unbedingt gehören«, sagte Jack.
Aber was hatte die verdammte Maus damit zu tun?
»Wunderbar, Jack. Dann lassen Sie uns anfangen.
Zuerst müssen Sie die Stange vor Ihnen mit beiden Händen anfassen. Greifen Sie ruhig fest zu.«
Jack befolgte ihre Anweisungen. »Was soll das bewirken?«
»Das sorgt dafür, dass Sie die Wahrheit sagen.«
Jack verzog beleidigt das Gesicht. »Ich bin kein Lügner.«
»Natürlich nicht. Aber wir alle verbergen Wahrheiten vor uns selbst, oui? Verdrängen Akte, derer wir uns schämen. Wir haben doch alle irgendwelche ›Lebenslügen‹, die uns in unserem Alltagsleben begleiten. Wir müssen unseren Selbstbetrug überwinden und stets nach dem Kern der Wahrheit streben.
Und wissen Sie, wo sich dieser Kern, sozusagen das Herz der Wahrheit, befindet? In Ihrem persönlichen Xelton. Ihr PX kennt die
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