Handyman Jack 10 - Der Erbe
gezogenen Kanonen da rein. Du sorgst dafür, dass sich alle auf den Boden legen – du kannst ja dem einen oder anderen eine Schramme verpassen, wenn sie sich aufmüpfig zeigen – und ich schnappe mir dieses Arschloch und zerre ihn raus. Wir springen in den Wagen, verbinden ihm die Augen, dann nehmen wir ihn mit in die Heimstätte, wo wir ihn in die Mangel nehmen können. Reicht dir das?«
Nein. Das war Machoscheiße. Cal bevorzugte ein Vorgehen mit etwas mehr Finesse.
»Ich fände es immer noch besser, wenn er zu uns kommen würde. Wir sollten ihn uns hier draußen schnappen.«
Miller baute sich direkt vor ihm auf. »Pass auf. Ich gehe da jetzt rein. Entweder du kommst mit oder du lässt es sein, aber ich gehe da jetzt rein.«
Disziplin … was war nur daraus geworden …?
Cal seufzte: »Na gut, gehen wir.«
Er überließ Miller den Vortritt und nickte dann Zeklos zu, der an der Einfahrt wartete. Dann waren sie durch die Tür, standen vorne im Eingang und fuchtelten mit ihren Pistolen.
»Ihr werdet jetzt glauben, ihr wärt in einem schlechten Film«, brüllte Miller, »aber wenn ihr euch alle ruhig verhaltet, wird niemandem etwas passieren.«
Cal musterte den Raum. Rechts von ihm befanden sich nur leere Tische, eine Jukebox und die vertrockneten Pflanzen. Ein paar Leute saßen links an der Bar. Weitere zehn bis 15 Kerle saßen an Tischen, die in einem Halbkreis in der Mitte des Raumes aufgestellt waren. Niemand saß an den Seiten … alle waren direkt vor ihnen. Irgendwas an diesem Bild war falsch, aber er konnte nicht sagen, was.
»Wer von denen ist es?«
Miller sah sich um. »Scheiße! Ich …«
Cal erstarrte beim unverkennbaren Geräusch einer Pistole, die gespannt wurde – nein, vieler Pistolen, die gespannt wurden.
Überall im Raum waren plötzlich Waffen aufgetaucht – halb automatische Pistolen und Revolver aller Größen, Ausführungen und Schattierungen.
Cals Hals war plötzlich staubtrocken.
Jetzt wusste er, was ihn gestört hatte: Die Anordnung der Tische und Stühle erlaubte von überall ein freies Schussfeld auf den Eingang.
»Da ist mir etwas entgangen«, sagte jemand. »Wem wird hier nichts passieren?«
»Sag meiner kleinen Freundin ›Guten Tag‹«, sagte eine Stimme links von ihm.
Cal sah sich um und stellte fest, dass er genau in die Mündung einer abgesägten Schrotflinte blickte. Aus dieser Entfernung sahen die Läufe aus wie die Einfahrt zum Midtown Tunnel.
»Okay, ganz ruhig«, sagte er zu dem kleinen Mann mit den hervortretenden Muskeln und dem ausgesprochen ungemütlichen Blick. »Gaaanz ruuhiig.«
»Sei froh, dass meine kleine Freundin nicht sofort ›Guten Tag‹ gesagt hat. Sie spricht Kaliber 12.«
Cal wusste nicht, ob der kleine Mann sich mit seinem Akzent über ihn lustig machte, aber er wusste, dass er plötzlich ganz furchtbar schwitzte. Wo war er hier hineingeraten? Das war wie ein Armeelager. Irgendwie hatte er ein surreales Gefühl, als habe er gerade einen klassischen Wildwest-Saloon betreten.
Er senkte seine Pistole und hob die leere linke Hand.
»Unser Fehler. Sorry.« Er trat einen Schritt zurück. »Wir gehen wieder.«
Miller wich nicht zurück, hielt die Pistole immer noch in den Raum gerichtet. Cal ergriff seinen Arm und drückte zu.
»Ich sagte, wir gehen wieder.«
Miller schien aus einer Trance zu erwachen. Er senkte die Pistole und zusammen wichen sie rückwärts durch die Tür zurück. Spöttisches Gelächter folgte ihnen in die Nacht hinaus.
»Was zum Teufel?«, stieß Miller zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Cal stimmte ihm voll und ganz zu. »Brillanter Plan.«
»Hey, woher sollte ich das wissen? Warst du schon mal in so einem Laden? Hast du überhaupt schon mal von so einem Laden gehört?«
»Vielleicht bei Deadwood .«
»Das war eine echte Demütigung.«
Ja, das war es wirklich. Cal fragte sich, ob er wirklich so rot geworden war, wie er sich fühlte.
»Wenigstens sind wir mit heiler Haut wieder rausgekommen.«
»Seit wann ist es jemals darum gegangen?« Miller hob seine Waffe. »Ich bin echt am Überlegen, da noch mal reinzugehen und …«
»Sei kein Volltrottel. Wenn die Schrotflinte des Barmanns dich nicht in zwei Teile zerreißt, dann machen die anderen Schweizer Käse aus dir.«
»Wir wissen doch nicht mal, ob das echte Waffen waren.«
»Doch, die waren echt. Aber wo war unser Kerl? Hat er sich versteckt, oder ist er durch den Hinterausgang verschwunden? Er konnte ja nicht wissen, dass wir draußen noch jemanden
Weitere Kostenlose Bücher