Handyman Jack 10 - Der Erbe
erzählen, dass man ihm gesagt hatte, der augenblickliche Wächter – bislang der einzige Wächter – hatte seinen Job und seine Unsterblichkeit an den Nagel gehängt und näherte sich dem Ende seines Lebens.
Es war also nur noch eine Frage der Zeit.
Jack widerstand dem Drang, aufzuspringen und Löcher in die Wände zu treten. Sein Leben gehörte ihm nicht mehr, verdammt noch mal. Er hatte sich nicht freiwillig für diese Sache gemeldet. Warum konnte der Verbündete sich nicht jemand anderen suchen, jemanden, der scharf darauf war? So wie Miller.
»Aber was ist, wenn er getötet wird? Was, wenn du an seine Stelle treten musst? Was machst du dann?«
»Absolut nichts. Wenn man mich aufstellt, weigere ich mich zu laufen, wenn man mich auswählt, weigere ich mich zu dienen.«
»Passiv-aggressiv passt nicht zu dir.«
»Was kann ich denn sonst machen? Die einzige Möglichkeit, wie ich mich in diesem Fall wehren kann, besteht doch darin, mich zu weigern mitzumachen.«
»Aber wenn du gebraucht wirst – wenn die Andersheit etwas anfängt, was nur du stoppen kannst –, willst du dann einfach dasitzen und nichts tun? Das passt nicht zu dir.«
Jack seufzte.
Sie hatte recht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er das tat. Ganz bestimmt nicht, wenn er damit Gia und Vicky und das Baby in Gefahr brachte.
»Aber im Augenblick ist das alles nur Spekulation. Diese Militia Vigilum, von der du mir erzählt hast, das ist die Gegenwart. Was wirst du da unternehmen?«
Jack vertraute seinem Instinkt und der riet ihm: Halt dich fern . Aber er hatte gelernt, auch Gias Instinkt zu trauen.
»Wenn du für mich die Entscheidung treffen müsstest, was würdest du tun?«
Sie schürzte die Lippen und schwieg ein paar Sekunden. Dann atmete sie aus.
»Ich würde ihnen eine Chance geben.«
Jack zuckte zurück. »Autsch.« Hätte er gewusst, dass sie das sagen würde, hätte er nicht gefragt. »Warum?«
»Aus völlig eigennützigen, persönlichen Gründen. Ich weiß, du bist ein einsamer Wolf. Ich weiß, es gefällt dir nicht, Dinge zu erklären. Ich weiß, du handelst gerne instinktiv, falls etwas schiefgeht, und das kannst du nicht, wenn du dich mit jemandem absprechen musst. Ich weiß, du glaubst, das Risiko, dass etwas schiefgeht, ist direkt proportional zur Anzahl der Leute, die darin verwickelt sind.«
Jack lächelte. »Also hast du mir doch zugehört.«
»Natürlich. Und trotz alledem hasse ich es, wenn du alleine arbeitest. Genauso, wie ich es hasse, dass du alleine nach Europa fliegst.«
»Ich werde nicht allein sein. Abes Kontaktmänner …«
»Du kennst die nicht und die kennen dich nicht und du kümmerst sie auch nicht. Wenn irgendwas nicht nach Plan läuft oder du einen Anschluss verpasst, bist du allein und ohne Papiere in einem fremden Land, in dem du die Sprache nicht sprichst.«
Jack hatte auch daran gedacht und die ganzen Dinge, die schiefgehen konnten, machten ihm wirklich Angst. Aber das durfte er Gia nicht merken lassen.
»Wird schon werden.«
Sie zitterte neben ihm. »Vielleicht solltest du nicht gehen. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit.«
»Vielleicht gibt es die, aber Abe hat Monate gebraucht, um das hier zu planen, und ich traue ihm – so, wie ich dir vertraue. Doch zurück zur MV: Die werden mir in Osteuropa keine Hilfe sein.«
»Ich dachte da eher an dein Alltagsgeschäft. Deine Methoden sind wie ein Hochseilakt ohne Sicherheitsnetz. Diese Leute von der MV könnten dein Sicherheitsnetz sein.«
Jack räusperte sich. »Das Problem bei einem Sicherheitsnetz ist das, dass man dazu neigt, weniger aufzupassen, sich weniger zu konzentrieren, wenn man weiß, dass es da ist. Man könnte ein wenig nachlässiger mit dem Gedanken umgehen, man könnte fallen, weil – na ja, das macht ja nicht viel … das Netz ist ja da, um einen aufzufangen. Aber Netz oder nicht, ich will nie fallen. Niemals.«
»Na gut, hier ist jetzt der eigennützige, persönliche Teil: Ich würde mir um dich weit weniger Sorgen machen, wenn ich wüsste, dass es da jemand oder etwas gibt, worauf du zurückgreifen kannst.«
»Eigentlich ist die ganze Diskussion ja auch ziemlich überflüssig. Ich werde mich aus dem Problemlöser-Geschäft verabschieden, sobald ich zu Mirko Abdic geworden bin.«
»Aber du kannst dich diesem Krieg nicht entziehen, in den du hineingezogen worden bist.« Sie biss sich auf die Lippe. »Vielleicht ist diese Einladung, der MV beizutreten, ein Omen.«
Das war eine Überraschung für Jack. Er
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