Handyman Jack 10 - Der Erbe

zurück.
    »Er braucht keine Hilfe.«
    »Ja«, sagte Davis. »So ist es jedes Mal. Wir müssen ihm seinen Lauf lassen.«
    4.
    Der Alarm ist immer lautlos, aber er kommt niemals allein. Schmerz gehört jedes Mal dazu. Deswegen fürchtet er ihn. Eisige Klingen bohren sich in seinen Verstand und Lichtblitze flammen hinter seinen geschlossenen Lidern auf. Er spürt, wie die Welt unter ihm wegsackt, und obwohl er instinktiv Halt an den Kanten seines Schreibtisches sucht, weiß er, er wird fallen.
    Ein Bild taucht vor seinen Augen auf … eine verlassene U-Bahn-Station … Rauch, der aus einem der Tunnel dringt … auf der gefliesten Wand steht WEST 4TH.
    Das verblasst zu Grau …
    Dann zeigt ihm seine innere Vision eine Straßenansicht. Er erkennt die Stadtbibliothek von New York im Hintergrund. Eine plötzliche Stichflamme und herumfliegende Trümmer verdecken das Gebäude, als ein Bus in die Luft fliegt.
    Wieder Grau …
    Dann noch eine U-Bahn-Station mit einem Tunnel, aus dem Qualm dringt. An der Wand kann er 59TH STREET erkennen.
    Und wieder Grau …
    Dann ein Mann, der mitten in der Abfertigungshalle der belebten Grand Central Station steht … der Mann explodiert, die Detonation zerfetzt die Menschen in seiner Nähe, die Metallkugeln und Nägel, mit denen er seine Bombe gespickt hat, töten die, die sich etwas weiter weg befinden.
    Grau …
    Dann ein Auto mitten auf der Brooklyn Bridge … es fliegt in die Luft …
    Wieder Grau … diesmal viel länger als zuvor …
    Und jetzt ein halbes Dutzend Männer im Wohnzimmer einer schäbigen kleinen Wohnung … sie stopfen sich Stangen eines tonartigen Materials in die Taschen von Arbeitswesten … durch das Glas des Fensters hinter ihnen kann man eine Brücke über dem Dach des Hauses auf der anderen Straßenseite aufragen sehen.
    Und dann vergeht der Schmerz zusammen mit dem Licht und den Visionen … und alles wird dunkel.
    5.
    Jack lauschte mit wachsendem Schrecken, als der Oculus seine Visionen beschrieb.
    Als der Krampfanfall abgeklungen und er wieder zu sich gekommen war, hatte Miller ihm zurück zu seinem Schreibtisch geholfen, wo er jetzt blass und mitgenommen saß.
    »Sie … sie werden die ganze Stadt ins Chaos stürzen«, flüsterte Davis.
    Jack sah das auch so. U-Bahn-Knotenpunkte wie der an der 4th West und der 59th Street, ein Bus, ein Bahnhof, eine Brücke … und das war vielleicht nur eine Auswahl. Aber selbst, wenn das alles war, dann würden diese Bombenanschläge die ganze Stadt in Panik versetzen – weit mehr, als die Bombenanschläge in London die Briten getroffen hatten. Die waren nicht durch den Fall der Twin Towers oder das La-Guardia-Massaker geschockt worden. New Yorker hatten keine Erfahrungen mit dem Terrorismus, wie ihn die Briten durch die IRA hatten. Millionen von Menschen würden zu Hause bleiben, weil sie Angst hatten, in einen Bus oder eine U-Bahn zu steigen. Das Leben in der Stadt würde zum Stillstand kommen.
    Miller trat gegen eine Wand. »Wo finden wir diese Scheißkerle?«
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    Das verblüffte Jack.
    »Sie wissen es nicht? Beim letzten Mal haben Sie Ihren Leuten Cailins exakten Aufenthaltsort mitgeteilt.«
    Der Oculus hatte sich die Handballen gegen die Schläfen gepresst.
    »Sie müssen sich diese Alarme wie Kurzwellenfunk vorstellen. Der Empfang ist nicht immer gleich gut. Manchmal fluktuiert er und die Bilder kommen und gehen. Beim letzten Mal war der Empfang hervorragend: Ich sah die Kreuzung, sah die Vorderseite des Gebäudes, sah die Kellertür. Aber diesmal …«
    »Sie sagten, Sie sahen einen Mann in einem Zimmer … ist da irgendwas an diesem Zimmer, das uns einen Hinweis gibt? Zum Beispiel darauf, ob er zum Zorn Allahs gehört?«
    Der Oculus hob den Kopf. »Der Zorn Allahs? Warum die und nicht Al Kaida?«
    Jack wollte sich nicht über die persönliche Rechnung auslassen, die er noch mit dem Zorn Allahs zu begleichen hatte.
    »Sie waren für La Guardia verantwortlich. Das ist die gleiche Vorgehensweise.«
    Der Oculus schüttelte den Kopf. »Nein, keine Plakate oder dergleichen. Nur ein Zimmer … die Wände sind nackt … Halt! Durch das Fenster, links, habe ich eine Brücke gesehen – und die war nicht sehr weit weg.«
    »Die Brooklyn Bridge?«
    »Nein, die hier war gebogen, über zwei Ebenen …
    »Die Verrazano.« Das kam gleichzeitig von Davis und Jack.
    Jack fragte weiter: »Tag oder Nacht?«
    »Tag. Strahlender Sonnenschein draußen.«
    »Von wo kam die Sonne?«
    »Von oben und von hinter