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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Harrison«, meldete er sich, hörte einen Augenblick zu und reichte dann mit der Hand über der Sprechmuschel den Hörer an Harrison weiter. »Da ist ne Tunte, die mit Ihnen reden will«, sagte er mit einem mokanten Grinsen.
    »Tunte?«
    »Kein Problem«, sagte er und ging zur Tür. »Mir macht das nichts aus. Ich bin da tolerant. Sie sind mir keine Rechenschaft schuldig.«
    Harrison schüttelte angewidert den Kopf. Jacobi wurde von Tag zu Tag unausstehlicher.
    »Hallo, hier Harrison.«
    »Enschuldischen Schie Schtörung, Detectische Harrischon.«
    Die Stimme war sanft, der Tonfall lag irgendwo zwischen Mann und Frau und es klang, als hätte der Sprecher den Mund voller Seife. Harrison hatte so etwas noch nie gehört. Wer würde …?
    Und dann begriff er. Es war drei Uhr morgens. Kaum jemand wusste, dass er im Büro war.
    »Kenne ich Sie?«
    »Nein. Schie anschehen heute Nacht. Schie mich im Dunkeln fascht geschehen.«
    Das gleiche Frösteln wie am Tatort lief Harrison wieder den Rücken hinunter.
    »Sind Sie … sind Sie der, der ich glaube?«
    Eine Pause, dann ein einziges Wort, mehr geschluchzt als gesprochen.
    »Ja.«
    Wäre die Antwort schnippisch gewesen, so etwas wie ›Was glauben Sie denn, wer ich bin?‹, dann hätte Harrison Beweise verlangt. Aber dieses eine Wort und der abgrundtiefe Kummer, der darin lag, ließen keinen Zweifel zu.
    Mein Gott! Er sah sich hektisch um. Niemand in Reichweite. Wo zum Teufel war Jacobi, wenn man ihn einmal brauchte? Das hier war der Gesichtersammler. Er brauchte eine Fangschaltung!
    Ich muss ihn in der Leitung halten!
    »Ich muss Sie etwas fragen, um zu wissen, dass Sie der sind, der zu sein Sie behaupten.«
    »Ja?«
    »Nehmen Sie von den Opfern etwas – ich meine, abgesehen von den Gesichtern?«
    »Geld. Nehme Geld.«
    Er ist es! Die Sache mit dem Geld war nicht an die Medien weitergegeben worden. Nur der echte Gesichtersammler konnte das wissen!
    »Kann ich Sie noch etwas anderes fragen?«
    »Ja«
    Harrison stellte diese Frage, weil sie ihm auf der Seele brannte.
    »Was machen Sie mit den Gesichtern?«
    Er musste es wissen. Die Frage ließ ihn des Nachts nicht schlafen. Und wenn, dann träumte er von diesen Gesichtern. Nagelte der Mörder sie sich an die Wand, presste er sie in einem Buch, fror er sie ein oder trug er sie zu Hause wie dieser Leatherface in dem Kettensägen-Film?
    Am anderen Ende der Leitung spürte er plötzliche Aufregung und Panik. »Nein! Kann nicht schagen. Kann nicht!«
    »Gut, schon gut. Beruhigen Sie sich.«
    »Schie helfen, Schlusch maschen?«
    »Oh, sicher. Oh Gott, natürlich helfe ich Ihnen aufzuhören!« Er konnte nur hoffen, dass sein ehrliches, von Herzen kommendes Bestreben, diese Sache zu beenden, deutlich wurde. »Ich helfe Ihnen mit allem, was in meiner Macht steht!«
    Es gab eine lange Pause, dann: »Schie haschen? Misch haschen?«
    Harrison war sich nicht sicher, ob er diese Frage spontan beantworten konnte. Er untersuchte seine Gefühle eilig, aber sorgfältig.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Ich glaube, dass Sie einige schreckliche, grauenhafte Dinge getan haben, aber seltsamerweise hasse ich Sie nicht.«
    Und das stimmte auch. Warum empfand er keinen Hass auf diesen mordenden Irren? Sicher, er wollte ihn aufhalten, mehr als alles andere auf der Welt, und er würde auch nicht zögern, ihn zu erschießen, sollte das nötig sein, aber er empfand keinen persönlichen Hass auf den Gesichtersammler.
    Was ist das an dir, was diesen Effekt auf mich hat?, überlegte er.
    »Danke«, sagte die Stimme, wieder in ein Schluchzen eingebettet.
    Und dann legte der Mörder auf.
    Harrison brüllte in die tote Leitung, hämmerte den Hörer auf die Tischplatte, aber die Verbindung war unterbrochen.
    »Was zum Teufel ist mit Ihnen los?« Jacobi stand im Türrahmen.
    »Diese angebliche ›Tunte‹ da am Telefon war der Gesichtersammler, Sie Armleuchter! Wir hätten den Anruf zurückverfolgen können, wenn Sie im Raum geblieben wären!«
    »Schwachsinn!«
    »Er wusste von dem fehlenden Geld.«
    »Und wieso redet er dann so komisch? Das ist eine ziemlich blöde Art, seine Stimme zu verstellen.«
    Und dann traf es Harrison plötzlich wie einen Faustschlag in den Magen. Er schluckte heftig und sagte: »Jacobi, was meinen Sie, wie würden Sie klingen, wenn Sie den Mund voller Zähne hätten, die weit länger und spitzer sind als die, die man in einem normalen menschlichen Mund findet?«
    Harrison genoss es wirklich zu sehen, wie Jacobis Gesicht langsam

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